Mit dem neuen Kia e-Soul möchten die Koreaner sich noch mehr auf Elektromobilität fokussieren. Der auffallend kantige Crossover wird ausschließlich als Stromer angeboten und kommt bis zu 452 Kilometer weit.
Kein Benziner und erst recht kein Diesel: so konsequent ist Kia bei seinem aktuellsten SUV. Bei der europäischen Variante des Soul hat der Verbrenner ausgedient, es gibt ihn nur noch als Stromer. Und genauso wie bei seinem minimal größeren Bruder e-Niro ist auch der Kia e-Soul mit zwei unterschiedlichen Batterietypen in zwei Leistungsstufen erhältlich. Der Lithium-Ionen-Polymer-Stromspeicher verfügt in der Basisausführung über eine Kapazität von 39,2 kWh und treibt einen 136 PS starken Elektromotor an. Die Reichweite beträgt nach dem WLTP-Zyklus bis zu 276 Kilometer. Kostenpunkt für die Einstiegsvariante: exakt 28.563 Euro (alle Preise netto).
Mit mindestens 31.756 Euro kostet die kräftigere Version zwar fast 2.000 Euro mehr, doch ist sie unter dem Strich praxistauglicher. Unter der Motorhaube arbeitet ein leistungsstärkerer Elektromotor mit 204 PS, der in Verbindung mit dem auf 64 kWh vergrößerten Akku im Drittelmix bis zu 452 Kilometer weit kommt. In der Stadt laufen die beiden Stromer dann typisch für E-Autos vollends zur Hochform auf. Hier soll der schwächere e-Soul mit einer Batteriefüllung bis 407 Kilometer schaffen, während die stärkere Version auf 648 Kilometer kommen soll. Geht es nach den Prognosen von Kia, werden sich wohl mehr als 90 Prozent aller Käufer für die stärkere Variante entscheiden.
Der Stromer bietet reichlich Fahrspaß
So weit die Theorie. Mit nur sieben Grad Außentemperatur ist es noch ziemlich kalt für unseren 204 PS starken Stromer. Mit vollen Akkus zeigt der Bordcomputer beim Einsteigen 431 Kilometer Reichweite an. Niedrige Temperaturen sind eben nicht die besten Voraussetzungen für einen Stromer, dennoch rollen wir los.
Natürlich kommt der Fahrspaß nicht zu kurz. Charakteristisch für ein Elektroauto ist die forsche Kraftentfaltung. Hier macht auch der Kia keine Ausnahme, da im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsmotoren das volle Drehmoment der E-Maschine schon ab der ersten Umdrehung zur Verfügung steht. So setzt der e-Soul kleinste Bewegungen am Fahrpedal vehement in Vortrieb um und sprintet in der kräftigsten Variante – wenn es sein muss – innerhalb von nur 7,9 Sekunden von Null auf 100 km/h. Überhaupt liefert der Kia beeindruckende Fahrleistungen, obwohl der Stromer mit leer fast 1,8 Tonnen kein Leichtgewicht ist. Und da die Koreaner dem e-Soul eine direkte Lenkung spendiert haben, bereitet er auf kurvenreichen Straßen eine Menge Freude. Auf der Autobahn hat der Spaß dann etwas früher ein Ende: Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 167 km/h begrenzt. Dann setzt die Bordelektronik einen schützenden Riegel vor, um die elektrische Reichweite nicht noch mehr zu strapazieren.
Beim Bremsen wird Energie zurückgewonnen
Im e-Soul stehen mehrere Fahrprogramme zur Verfügung. Wer möglichst weit kommen will, wählt den Eco-Modus, für die maximale Performance gibt es ein Sport-Programm. Darüber hinaus lässt sich die Stärke der Rekuperation über die Lenkrad-Paddels in mehreren Stufen einstellen. Dies hat den Vorteil, dass mehr Energie zurückgewonnen wird und man bei vorausschauender Fahrweise zum Verzögern nur noch selten das Bremspedal bemühen muss. Werden hingegen die Energievorräte knapp und muss sich der Fahrer deshalb bis an die nächstgelegene Ladesäule retten, wählt er den besonders schonenden Eco+-Modus. Dann ist die Höchstgeschwindigkeit auf 90 km/h begrenzt, viele elektrische Verbraucher, wie etwa die energiefressende Klimaanlage, schaltet der e-Soul zudem vorsorglich ab.
Schnellladen ist kein Problem
Laut Werk soll sich unser Stromer mit 15,7 kWh je 100 gefahrene Kilometer begnügen. Den angegebenen Normverbrauch schafften wir bei den kalten Temperaturen jedoch nicht. Am Ende unserer Runde zeigte der Bordcomputer exakt 18,6 kWh als Durchschnitt an. Ist das flüssigkeitsgekühlte Speicherreservoir unter dem Fahrzeugboden erschöpft, dauert das Aufladen an einer einphasigen Wallbox mit 7,2 kW gut sechs Stunden und zehn Minuten. An einer besonders kräftigen 100 kW-Station sind die Akkus sogar in nur 54 Minuten von Null auf 80 Prozent befüllt. Schön: der CCS-Schnellladeanschluss (Combined Charging System) ist beim Koreaner serienmäßig an Bord. Ebenso Lobenswert: Kia gibt sieben Jahre Garantie auf das Auto, inklusive der Batterien. Dabei ist es völlig gleich wie oft das Fahrzeug an einer Schnellladestation aufgeladen wurde. Das ist bemerkenswert, da letzteres auf Dauer die Lebensdauer der Akkuzellen einschränkt.
Neues Infotainment feiert im e-Soul Premiere
Kia setzt im e-Soul erstmals ein neues Infotainment ein. Das auf den Namen UVO Connect getaufte System verfügt über einen 26 Zentimeter großen Touchscreen und hat serienmäßig eine Sim-Karte. Lobenswert ist, dass Kia die anfallenden Telefonkosten für die Datenübertragung des Online-Systems für sieben Jahre in ganz Europa übernimmt. Dank der fest verbauten SIM-Karte im Auto erfolgt die Routenführung in Echtzeit, ebenso informiert der Bildschirm über freie Ladestationen oder verfügbare Parkplätze in der Nähe. Darüber hinaus lässt sich das System über eine Handy-App fernsteuern, um etwa den Innenraum des e-Soul vor Fahrtantritt aufzuheizen, Ladefunktionen abzurufen oder die geplante Navi-Route vom Smartphone direkt an das Navi zu schicken.
Geringfügig kleiner als der e-Niro
Im direkten Vergleich zum e-Niro ist der e-Soul ist zwar etwas kleiner und mit seinen mindestens 1.600 Kilo auch etwas leichter, durch seine betont kantige Bauweise allerdings nicht so windschlüpfrig. Dadurch fällt im direkten Vergleich zum elektrischen Geschwistermodell die Reichweite des e-Soul um ein paar Kilometer niedriger aus. Dienstwagenfahrer werden sich jedoch nicht über eine wenig Aktionsradius beschweren können. Auch den mitreisenden Gästen an Bord geht es gut, denn das Raumangebot ist ordentlich und der Kofferraum nimmt mit 315 bis 1.339 Litern auch noch ausreichend viel Gepäck auf (e-Niro: 451 bis 1.405 Liter). Die weniger ausgeprägten praktischen Talente lassen sich angesichts der schicken Optik leicht verschmerzen, zumal der Kia e-Soul im Vergleich zu seinem etwas größeren Bruder knapp 1.110 Euro günstiger ist.