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Ladeinfrastruktur und wo lädst Du?

Kia Soul EV Foto: Kia

Fahrer japanischer Elektroautos schauen bei öffentlichen Ladesäulen oft in die Röhre: Für Chademo-Stecker gibt es nur wenige Ladepunkte. Deshalb bauen Nissan, Mitsubishi & Co nun eigene Netze auf.

Zuerst die gute Nachricht: Die Zahl der Ladestationen für Elektroautos steigt weiter. Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben bislang gut 250 Anbieter bundesweit etwa 4.720 öffentlich zugängliche Ladepunkte errichtet. In mehr als 740 Gemeinden wird mindestens eine Ladestation ­betrieben.

Die schlechte Nachricht: Die Wachstumsdynamik hat sich merklich verringert, nicht jeder verdient damit offenbar Geld. Vor allem für kleinere, lokale Stromanbieter bedeutet der Einstieg ins mobile E-Zeitalter eine hohe Belastung bei geringem Ertrag. Ein Ladesäulennetz mit mehreren Standorten in großen Städten mag lukrativ sein, die Ladesäule im städtischen Bauhof von Kleinkleckersdorf dagegen nicht.

Möglicherweise nehmen künftig andere Anbieter den Kommunen diese Lückenbüßerrolle ab – die Autohersteller. Mitsubishi etwa verkündet, mithilfe von Partnern demnächst sein eigenes Netz an Ladestationen aufzubauen. Gleiches hört man von Kia. Das Geschäftsmodell ist simpel. Den Aufbau, die Wartung und im Regelfall die Abrechnung der Ladesäulen übernehmen Dienstleister, auch wenn das Logo der Automarke über der Steckdose prangt. Den Strom selbst kaufen die Autohersteller beim Versorger ihrer Wahl ein und geben ihn zu günstigen Konditionen an Kunden weiter.

Kostenlos laden beim Händler

Oder umsonst, wie im Falle Nissan. Seit Anfang Oktober bietet der Autobauer jedem Besitzer eines Null-Emissions-Fahrzeugs die Möglichkeit, deutschlandweit und kostenlos beim Nissan-Händler zu laden. Und zwar so oft und so viel er will. Diese Offerte gilt nicht nur für Halter eines Stromers von Nissan, sondern auch für Fahrer von Fremdfabrikaten.

Den Asiaten geht der Vormarsch der Elektromobilität in Deutschland offenbar zu langsam. "Wir handeln jetzt, statt zu nörgeln", sagt Thomas Hausch, Geschäftsführer der Nissan Center Europe GmbH. Die Aktion ist kein Marketinggag mit dem Ziel eines Alleinstellungsmerkmals. Nissan will Nachahmer. "Wir hoffen, dass mit dieser Aktion Wettbewerber, Kommunen und Energieversorger dazu animiert werden, im großen Stil nachzuziehen", so Hausch.

Werden sich also auch europäische ­Autohersteller als Strom-Dealer auftun? Warum nicht, der technische Durchbruch für solche Konstellationen ist zumindest EU-weit geschafft. Nach langem Ringen einigte sich die Industrie darauf, die ­Ladestecker zu standardisieren. Combo-Typ-2 heißt der nun gefundene Einheitsstecker, mit dem ein Aufladen über Wechselstrom und Gleichstrom herstellerübergreifend möglich ist.

Japanische Hersteller nutzen Chademo

Doch genau dieser Standard erklärt auch ein Stück weit das Engagement der Asiaten als Anbieter von Ladestrom. Sie müssen zwangsläufig auch noch andere Standards anbieten. Die allermeisten japanischen Elektromodelle sehen als Lademedium einen sogenannten Chademo-Stecker vor. Der Stromkonzern Tepco sowie die Autohersteller Nissan, Mitsubishi und Subaru haben diesen Standard gemeinsam schon 2010 eingeführt. ­Toyota kam später hinzu.

Aber: Wenn künftig in Deutschland eine kommunal betriebene und durch die öffentliche Hand geförderte Ladestation eröffnet wird, ist sie aller Wahrscheinlichkeit nach für das sogenannte CCS (Combined Charging System) via Typ-2-Stecker standardisiert und eben nicht für ­reine Gleichspannungssysteme über Chademo. Auf Deutsch: Die Importeure werden beim Aufbau der Infrastruktur außen vorgelassen. Deshalb gehen sie nun einen eigenen Weg und bieten wie Nissan ihren Händlern sogar finanzielle Unterstützung für den Aufbau eines Ladenetzes mit mehreren Varianten an: Typ-2-Säulen oder Gleichstromstationen, die sich entweder über Chademo-Stecker oder den haushaltsüblichen Schuko anzapfen lassen.

Induktives Laden

Die Zukunft des Aufladens von Elektroautos könnte kabellos sein. Die Energie wird dann mittels elektromagnetischer Induktion übertragen, ähnlich wie bei der elektrischen Zahnbürste. Dass das auch beim Auto funktioniert, ist die feste Überzeugung von Mercedes und BMW. Beide Hersteller entwickeln gemeinsam ein System mit einheitlicher Technologie zum Laden der Akkus von Elektroautos und Plug-in-Hybriden. Beide arbeiten aber auch an einer witterungsunab-hängigen Lösung im Freien. Dazu muss das Magnetfeld allerdings aufwendig überwacht werden, damit nicht beispielsweise eine streunende Katze unverzüglich den Ladevorgang unterbricht. Genau diese Problematik will das Erlanger Fraunhofer-Institut mit einer eigenen Entwicklung ausschalten. Die Primärspule sitzt beim Fraunhofer-System vor und nicht unter dem Auto – verpackt in Form einer etwa hüfthohen Säule, an die das Auto andockt, um Zwischenräume zu minimieren.