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Ladesäulen ohne Dach Im Regen stehen gelassen

Ladesäule 2021 Foto: Immanuel Schneeberger

Meinung: Wasser und Strom können eine gefährliche Mischung sein. Doch wer ein Elektroauto fährt, muss im Regen stehen können.

Bei Hotels wünscht man sich ab und an, Baddesigner müssten die Räume selbst eine Zeit lang nutzen. Oft ist die Raumeinteilung eine unbequeme Katastrophe. Wer sich den klassischen Aufbau von E-Tankstellen ausgedacht hat, scheint in einer regenarmen Region groß geworden zu sein.

Elektroauto fahren ist toll. An vielen Rastplätzen finden sich Lademöglichkeiten. Erst stößt man auf die Tankstelle, dann irgendwo weiter hinten auf Ladestationen. Keine Frage: Die Säulen selbst sehen oft richtig gut aus. Das Design überzeugt – mehr aber auch nicht. Einen Gedanken an die Nutzer zu verschwenden, haben sich die meisten Planer wohl gespart. Sie lassen die Kunden buchstäblich im Regen stehen. Da fragt man sich schon, ob es sicher ist, eine 300-kW-Ladesäule mit Strom auf der Leitung im Regen zu nutzen.

Das Wetter in Deutschland ist diesen Sommer eher bescheiden. Regen steht quasi auf der Tagesordnung und vermiest viele alltägliche Situationen. Das Laden eines Elektroautos zum Beispiel. Wenn es regnet, bietet die übliche Tankstelle den Fahrern von Verbrennerautos ein Dach über dem Kopf. Blickt man dann zur Elektroladesäule, sieht das häufig anders aus. Fahrer von E-Autos sind ja Pioniere, da braucht es einen solchen Schnickschnack scheinbar nicht. Klar, wir sind ja nicht aus Zucker. Steht man aber im strömenden Regen vor der Ladesäule, in der einen Hand den Regenschirm, in der anderen das Smartphone, um die Lade-App zu aktivieren, ist das nur bedingt spaßig. Und dann soll man noch den Stecker am Auto anschließen. Wenn die Investition in ein Dach schon zu hoch ist, wäre wenigstens ein kleines Unterstelldach über der Ladesäule ein notwendiger Service. Aber wen interessiert das schon?

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Generell scheint es so, als könnte man mit E-Mobilisten einiges machen, zumindest aus Sicht der Autoindustrie. Offenbar lagern die Hersteller aus der Not der Getriebenen einen Teil der Entwicklungsarbeit auf die Käufer aus und müssen deshalb einige Modelle zurückrufen. Die einen, weil die Akkus nicht ganz dicht sind und in Brand geraten können, die anderen, weil teilweise Schäden an den Batteriezellen auftreten, die einen Kurzschluss verursachen können. Da bekommt man das Gefühl, dass man als Versuchs­objekt herhalten muss. Viele Modelle scheinen noch nicht ausgereift oder noch in der Entwicklung. Trotzdem sind sie schon auf dem Markt.

Der Druck ist auch hoch, schließlich müssen mit dem möglichen Verbrenner-Aus möglichst schnell Alternativen her. Dabei sollten die Nutzer aber nicht die Leidtragenden sein. Fazit: Es werden noch einige Verbesserungen und mehr Kundenorientierung gebraucht, soll das Elektroauto wirklich dauerhaft salonfähig und attraktiv werden. Nehmen wir es gelassen: Besser auf neuen Wegen etwas zu stolpern, als in alten Pfaden auf der Stelle zu treten.