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Ladesäulen-Wirrwarr Stromtanken schwer gemacht

Foto: Daimler

Hohe Batteriepreise und eingeschränkte Reichweite sind nicht die einzigen Hürden auf dem Weg zur Elektromobilität. Auch das Laden des E-Autos ist alles andere als simpel. Und zudem auch noch teuer.

Wer keine Ladestation in der heimischen Garage oder am Arbeitsplatz hat, sollte sich den Kauf eines E-Autos zurzeit noch genau überlegen. Einer Studie zufolge herrscht im deutschen Ladesäulen-Netz immer noch Chaos: Strom tanken ist kompliziert und teuer.

Für die Untersuchung hat das Energie-Unternehmen Lichtblick rund 80 Prozent aller öffentlichen Ladesäulen in Deutschland berücksichtigt. Ergebnis: Nur bei 3 von 11 Betreibern ist spontanes Laden möglich. In allen anderen Fällen muss ein Vertrag mit dem jeweiligen Anbieter abgeschlossen werden, bevor Strom fließen kann. In der Praxis ist das eine weitere Hürde bei der Fahrzeugnutzung. Nicht nur muss der Fahrer eine für sein spezielles Fahrzeugmodell geeignete freie Ladestation finden, diese muss auch noch in Bezug auf das Abrechnungsmodell die richtige sein – also entweder eine vertragsfreie oder eine, für die im individuellen Fall vorab ein Vertrag abgeschlossen wurde.

Renault Kangoo Z.E. Foto: Jacek Bilski
EnBW rechnet den Strom nach der Ladezeit ab, nicht nach den geladenen kWh. Gut, wenn das Auto schnell lädt, aber schlecht, wenn man wie hier einen Renault Kangoo Z.E ohne Schnellladefunktion fährt. Dann kostet einmal Laden über 10 Euro.

Aber nicht nur das Zahlungsmodell ist bei den verschiedenen Anbietern unterschiedlich, auch die Preise sind es. Was die Sache noch komplizierter macht: Die meisten Unternehmen rechnen nicht wie beim Haushaltsstrom per kWh ab, sondern nach Ladedauer. Die Verfasser der Studie haben die Werte daher zur besseren Vergleichbarkeit umgerechnet. Demnach kostet die Kilowattstunde Strom beispielsweise beim teuersten Anbieter, der RWE-Tochter Innogy, 67 Cent, bei den Stadtwerken Dresden hingegen nur 14 Cent. Einige Stadtwerke geben den Strom an registrierte Kunden zurzeit sogar noch ganz umsonst ab. Zum Vergleich: Gewöhnlicher Haushaltsstrom kostet in Deutschland im Schnitt 29 Cent pro kWh.

Neben dem reinen Strompreis fallen allerdings häufig noch Zusatzkosten an. Der Stromversorger EnBW etwa verlangt eine einmalige Registrierungsgebühr von 20 Euro, was das Tanken für Nutzer von außerhalb des Verbreitungsgebiets unattraktiv macht. Andere Unternehmen kassieren eine zweistellige Servicegebühr auf den Gesamtbetrag oder lassen sich etwa die Abrechnung per SMS extra bezahlen. Nicht immer ist der Endpreis für einen Tankvorgang daher auf den ersten Blick zu erkennen.

Sollte sich das Elektroauto durchsetzen, wird sich auch der Ladesäulen-Dschungel lichten müssen. Bislang kämpfen allerdings noch zahlreiche Parteien – Stromversorger, Autohersteller und IT-Provider – um Markt- und Technikführerschaft. Der dadurch entstandene Lade-Pluralismus bremst die Elektromobilität zumindest für private Nutzer ohne sicheren Stromzugang aus. Optimistische Experten rechnen langfristig mit der Einführung einfacherer Tarifmodelle, wie es sie auf dem Haushaltsstrom-Markt bereits gibt.