Lease Plan Geschäftsführung "Wir machen das Thema Auto flexibler"

Lease Plan 2021 Foto: Lease Plan

Die beiden Geschäftsführer von Lease Plan Deutschland, Stefan Koch und Roland Meyer, über Elektrifizierung, flexiblere Finanzierungs­modelle und die Zukunftsaussichten.

Zum Einstieg ein Ausblick: Was erwarten Sie von 2022 und darüber hinaus?

Stefan Koch: Für die Zukunft sehe ich derzeit drei Entwicklungen beim Thema Mobilität. Die erste ist der erhöhte Flexibilitätsanspruch. Wir adressieren das mit dem Holiday-Car-Angebot, mit dem auch Urlaubsfahrten mit der Familie möglich sind, mit dem Abo-Car und mit Überlegungen zu neuen Angeboten für die letzte Meile. Der zweite Trend ist das erhöhte ökologische Bewusstsein; die Nachfrage nach Elektro­autos und alternativen Antrieben wird weiter wachsen. Da gehen wir mit unserem eigenen Fuhrpark voran, beraten aber auch unsere Kunden entsprechend. Drittes Thema ist der technologische Wandel, bei dem wir mit digitalen Prozessen vorangehen wollen. Auch vorausschauende Wartung und digitale Bezahlmethoden werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen.

Roland Meyer: Ganz konkret werden wir das sogenannte Onboarding von Kunden, die über den Handel kommen, schon Anfang 2022 automatisieren und digitalisieren. Bisher fragte der Händler zum Beispiel nach dem Handelsregisterauszug und dem Personalausweis, künftig gibt er dem Kunden einen Link. Dann erfolgt online per Video-Ident die Ausweiskontrolle, und die unterschriebenen Dokumente lädt der Kunde selbst hoch. Den Händler halten wir während des Prozesses immer auf dem aktuellen Stand, während sein bisheriger Papierkram digital bei uns erledigt wird.

Von Mobilitätsdienstleistungen war jetzt nicht die Rede. Ist das aktuell kein Thema mehr?

Roland Meyer: Wir haben in der Pandemie gelernt, dass die Menschen sich unglaublich schnell auf die individuelle Mobilität zurückbesonnen haben. Das entspricht auch unserem Geschäftsmodell, denn in das Fahrzeugangebot können wir Flexibilität herein­bringen, auch mit Themen wie einem Holiday-Car, der für Urlaubsfahrten das kleine E-Auto ersetzt. Auf der letzten Meile hingegen sehen wir auch alternative Ansätze, die wir eventuell unterstützen werden. Der Lieferverkehr elektrifiziert sich schnell, wir sehen spannende Konzepte von Lastenfahrrädern bis hin zu Drohnen – da könnten auch wir in Zukunft mehr an­bieten als nur einen einfachen Transporter.

Wie unterscheiden sich in Ihrem Angebot Langzeitmiete, Auto-Abo und Leasing?

Roland Meyer: Bei der Langzeitmiete bekommt man ein Auto der Gruppe A, B oder C, wählt also nicht den exakten Typ aus. Sie bekommen also entweder einen Opel Astra oder einen Ford Focus oder etwas ganz anderes und können die Laufzeit variabel verlängern. Beim Auto-Abo bekommen Sie ein gut ausgestattetes und innerhalb von drei Monaten verfügbares Neufahrzeug für eine Laufzeit von einem halben Jahr. Im Leasing liefern wir genau das bestellte Auto, und Sie sind dann im Schnitt 41 Monate damit unterwegs.

Stefan Koch: Abo-Car liegt für uns genau an der Schnittstelle zwischen Langzeitmiete und Leasing. Unser Angebot richtet sich an Unternehmen mit einem sehr flexiblen Fuhrpark, die gleichzeitig Wert auf hohe Mitarbeiterzufriedenheit legen. Wir berücksichtigen die jeweilige Car-Policy und etwaige Budgetgrenzen, der Mitarbeiter kann dann online selbst ein passendes Auto für sechs Monate Vertragslaufzeit auswählen. Bei Elektroautos hingegen sind flexible Verträge für einen längeren Zeitraum möglich.

Wie kommen Sie intern mit der Elektrifizierung Ihrer Flotte voran?

Roland Meyer: Wir haben insgesamt 120 Dienstwagen, davon aktuell 45 Elektroautos. Bestellt sind bereits weitere 40 E-Autos, die in der Theorie noch dieses Jahr kommen sollen. Bis zum Jahresende haben wir so 85 bis 90 vollelektrische Autos, und 20 weitere sind bereits Plug-in-Hybride. Höchstwahrscheinlich werden wir 2022 vollelektrisch sein. In unserer Tiefgarage haben wir 26 Ladeboxen samt Lastmanagement, damit unser Hausanschluss nicht überlastet wird. Man muss bei durchschnittlich 350 Kilometer Reichweite nicht jeden Tag an die Steckdose. Und wir unterstützen unsere Mitarbeiter zu Hause beim Aufbau von ­Wallboxen samt zugehörigem Abrechnungssystem.

Und wie unterstützen Sie Flotten bei der Einführung der E-Mobilität?

Roland Meyer: Gemeinsam mit unserer App-Lösung decken wir 98 Prozent der Ladepunkte in Deutschland mit einer Bezahlfunktion ab. Und wir beraten unsere Kunden ganzheitlich: Vom Homecharger samt Abrechnungsmöglichkeit bis zur Lade­infrastruktur mit Lastmanagement decken wir das ganze Portfolio ab.

Lesen Sie auch Abocar von Lease Plan Jetzt auch Autoabo vom Leasingspezialist Wie viele Ihrer Kunden setzen denn schon auf E-Autos?

Roland Meyer: Eine gute Anzahl an Bestellungen entfällt bereits auf vollelektrische Autos. Der Trend verschiebt sich in unserem Orderbuch auch bei Transportern immer weiter in Richtung Elektro. Die letztes Jahr noch sehr starken Plug-in-Hybride werden von den E-Autos überholt. Wegen des Halbleitermangels wachsen derzeit die Lieferzeiten stark an.

Wie gehen Sie mit der Problematik um?

Stefan Koch: Fast alle Marken sind betroffen. Unsere Bestandskunden halten wir über flexible Vertragsverlängerungen mobil. Bei Neukunden setzen wir – wo immer möglich – auf Überbrückungsmobilität mittels Langzeitmiete und unser Abo-Angebot. Es ist eine große Herausforderung, unseren Kunden die Thematik zu vermitteln, denn wir sind natürlich selbst kein Hersteller und haben nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten.

Roland Meyer: Man sieht unterwegs teilweise leere Autohäuser. Wir sehen da ein großes Thema auf uns zukommen. Bisher haben wir das Glück, sehr viele Autos gekauft zu haben. So sind wir etwa beim Polestar 2 noch lieferfähig, und auch andere neue Modelle haben wir sehr frühzeitig bestellt. Damit können wir unsere Autovermietung ausstatten und unsere Kunden mobil halten.

Stefan Koch: Wir bleiben natürlich in enger Abstimmung mit Herstellern und Kunden. Bei fehlenden Ausstattungen gibt es im Vorfeld Abstimmungen mit den Herstellern – und wenn der Vertrag nicht erfüllt wird, muss man das Auto auch nicht abnehmen. Was man sagen kann: Wenn man aktuell als vergleichsweise Unbekannter in den deutschen Markt will, wie zum Beispiel neue Hersteller, und lieferfähig ist, ist das jetzt ein strategisch interessanter Zeitpunkt.