Komfortabel, leise, vor allem aber sparsam: Der neue Lexus ES mit Hybridantrieb soll besonders bei Käufern von Geschäftswagen punkten. Schafft er das?
Während halb Europa über Diesel-Fahrverbote sinniert, reiben sich die Verkäufer von Toyota zufrieden die Hände: Mit ihrer Hybridtechnik haben die Japaner die passende Antwort aufs Stickoxid-Problem in Innenstädten. Kein Wunder, dass die Verkaufszahlen in die Höhe schießen. Auch bei der Tochtermarke Lexus geht’s bergauf, wenngleich auf deutlich niedrigerem Niveau. Aber das kennt man ja: Seit über 25 Jahren bedient die Luxus-Marke die Nische, punktet bei allen, die den etwas anderen Firmenwagen abseits des Mainstreams suchen, verkauft aber in Deutschland gerade mal knapp 3.000 Autos pro Jahr.
Jetzt aber wollen die Japaner speziell bei Käufern von Geschäftswagen durchstarten. Dazu nimmt Lexus die eher sportliche GS-Baureihe vom Markt und ersetzt sie durch den ab 40.500 Euro (alle Preise netto) teuren ES. Die klassische Limousine im Format eines Audi A6 oder Mercedes E-Klasse gibt ihren Einstand in Europa. Auf US-amerikanischen Straßen ist der ES bereits seit 1989 unterwegs, aktuell in der siebten Generation. Über 2,3 Millionen Stück hat Lexus dort verkauft.
Optisch gibt es nichts zu meckern, im Gegenteil. Lang, flach und breit wirkt immer, wobei der ES dank seiner coupéhaften Silhouette gar nicht wie ein Fünf-Meter-Trumm aussieht. Taucht allerdings sein massiver Kühlergrill im Rückspiegel auf, macht man ehrfurchtsvoll Platz.
Innen ist die Limousine angenehm unaufgeregt gestylt. Durchs Lenkrad fällt der Blick auf ein klassisches Rundinstrument, das in den teureren Varianten auf Knopfdruck mechanisch ein paar Zentimeter zur Seite fährt und zusätzlich Bordinfos anzeigt. In der Mitte sitzt der je nach Ausstattung 8 oder 12,3 Zoll große Bildschirm, darunter jede Menge Schalter und Knöpfe. Im Vergleich zu den digitalen Cockpit-Kinos anderer Autos wirkt das fast ein wenig antiquiert. Andererseits macht das riesige informative Head-up-Display (1.260 Euro) vieles wett. Auch die Kartendarstellung des Navis passt, wenngleich die gewöhnungsbedürftige Bedienung über das Touchpad selten auf Anhieb klappt. Außerdem müssen die Käufer auf bordeigenes Wlan, Online-Dienste oder eine Fahrzeug-App verzichten.
Statt auf Vernetzung setzt Lexus auf Komfort und Luxus. Ab der 45.630 Euro teuren Executive-Ausstattung ist der Innenraum großzügig mit Holz und hochwertigem Leder ausgekleidet. Nur 500 Euro mehr kostet die Business Edition mit Navigation. Die neuen Sitze sind spürbar bequemer als in anderen Modellen der Marke. Speziell die schmaler geschnittenen Polster der F-Sport-Version (47.900 Euro) überzeugen mit gutem Seitenhalt. Erstklassig fällt das Platzangebot hinten aus, wo selbst große Mitfahrer ihre Beine bequem unterbringen. Nur nach oben wird die Luft dünn, wegen dem schräg abfallenden Dachs und dem serienmäßigen Schiebedach. Der Kofferraum dagegen ist wirklich geräumig, da die Batterie des Hybridsystems unter der Rückbank sitzt.
Mittlerweile ist Lexus bei der vierten Hybrid-Generation angekommen. Sie kombiniert die 178 PS eines 2,5 Liter großen Benziners mit den 120 PS eines E-Motors. Als Systemleistung gibt Lexus 218 PS an. Das klingt nach mehr als es sich anfühlt. Zwar rennt der ES theoretisch in knapp neun Sekunden auf 100 km/h – in der Praxis wird man es ruhiger angehen. Denn bei Vollgas quält sich der mit einem stufenlosen Getriebe gekoppelte Sauger am Drehzahlbegrenzer entlang. Spaß macht das nicht, und ins Polster wird man dabei auch nicht wirklich gedrückt.
Aber Käufer eines Hybriden haben andere Prioritäten. Fahrkomfort und Laufruhe beispielsweise. Von beidem bietet der Wagen mehr als genug. Vor allem die Dämmung ist auffallend gut gelungen. Kaum ein anderes Auto fährt so leise wie dieser Lexus und lädt so sehr zum entspannten Cruisen ein.
Außerdem kann man das Sparpotenzial des Hybriden nur ausnützen, wenn man‘s ruhig angehen lässt und vorausschauend fährt. Bei Richttempo 120 zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von knapp sieben Litern, was schon ganz gut ist. Sein wahres Potenzial spielt der ES aber in der Stadt aus. Dort fährt er oft ein, zwei Kilometer elektrisch, und lädt die Batterie beim Bremsen blitzschnell wieder auf. Ein Praxisverbrauch von fünf Litern ist durchaus drin. Kein Wunder, dass sich Lexus gute Geschäfte mit Taxiunternehmern und Shuttlediensten erhofft.