Marc-Oliver Prinzing/BVFM "Überzeugung hilft beim Spritsparen"

Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Fuhrparkmanagement Foto: Bundesverband Fuhrparkmanegement

Um den Flottenverbrauch dauerhaft zu senken, müssen Fuhrparkleiter an verschiedenen Punkten ansetzen. FIRMENAUTO sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, Marc-Oliver Prinzing, über mögliche Spritspar-Maßnahmen und welche Rolle die Fahrer einnehmen

Welchen Anteil machen die Kraftstoffkosten an den gesamten Fuhrparkkosten aus?

Das hängt natürlich von der Zusammensetzung des Fuhrparks und der Nutzungsart ab. Ein Richtwert ist aber, dass die Kraftstoffkosten bei 25 bis 40 Prozent liegen. Tendenz steigend.

In welcher Hinsicht unterstützt der Bundesverband Flottenmanager bei der Reduzierung von Spritkosten?

Wir bieten den Erfahrungsaustausch zwischen unseren Mitgliedern, sprechen Empfehlungen aus, wenn es Best-Practice-Erkenntnisse gibt und unterstützen bei Qualifizierungsprogrammen oder Konzeptentwicklungen.

Was halten Sie von Spritspartrainings für Dienstwagennutzer?

Die Teilnehmer finden es ganz toll. Isoliert betrachtet halten wir davon allerdings gar nichts. Das hat oft einen reinen Event-Charakter, leider im negativen Sinne. Dadurch gibt es zwar oft auch einen kurzfristigen Effekt und die Durchschnittsverbräuche sinken. Aber dann ist bald alles wieder beim Alten. Wenn es einen Effekt haben soll, dann muss es durch ein laufendes Monitoring begleitet werden, bei dem die Mitarbeiter möglichst auch belohnt werden.

Wie können Fuhrparkmanager ihre Mitarbeiter zu einer spritsparenden Fahrweise motivieren?

Ich befürchte, ich muss hier allzu großem Optimismus bremsen. Denn das ist nach unserer Erfahrung nur sehr eingeschränkt möglich. Natürlich können bestimmte Empfehlungen oder Vorgaben gemacht werden, zum Beispiel, dass keine Premiumkraftstoffe getankt werden (sofern nicht notwendig) und das Tanken an Autobahntankstellen vermieden werden soll. Das hat sich in der Praxis bewährt.
Aber meist geht es um Verhaltens- und Einstellungsänderungen. Menschen können nicht einfach motiviert werden, es muss die eigene Überzeugung werden. Dazu müssen Beteiligte zu Betroffenen gemacht werden, durch Aufklärung und Transparenz. Wenn die Kosten steigen, dann muss das Unternehmen an irgendeinem Punkt Maßnahmen einleiten, zum Beispiel zu kleineren Fahrzeugen übergehen.

Worauf sollten Fuhrparkmanager bei der Fahrzeug-Anschaffung achten, wenn der Flottenverbrauch im Fokus steht?

Einsatzart und prognostizierte Laufleistung sind ja in den meisten Fällen bekannt. Die Car Policy sollte entsprechend alle Rahmenkriterien abstecken, die für einen möglichst geringen Verbrauch wichtig sind. Dann ist zu prüfen, welche Fahrzeuge für den vorgesehenen Einsatz am besten die Anforderungen erfüllen, ob es beispielsweise ein Diesel oder Benziner sein soll. Es gibt Reporting-Systeme, die genau aufzeigen, ab welcher Laufleistung welches Fahrzeug das richtige ist.

Was halten Sie von alternativen Antrieben wie Hybrid-, Elektro- und Gasautos im Fuhrpark?

Im Sinne einer Green Fleet begrüßen wir den Trend zu alternativen Antrieben sehr. Im Prinzip gibt es inzwischen auch für die meisten Anforderungen von Fuhrparkbetreibern alternative Motorisierungen, die den Bedarf abdecken können. Allerdings gibt es Kinderkrankheiten und je nach Wahl bestimmte Probleme, die von der Nutzung noch abhalten.
Bei Elektrofahrzeugen lässt sich die Wirtschaftlichkeit nach wie vor nur schwer abbilden. Zu geringe Reichweiten und ein zu lückenhaftes Netz an Ladestationen sind zwei wesentliche Problemfelder. Bei Gasfahrzeugen ist die Einschränkung der Nutzlast oft das Problem, doch durch die deutlichen Vorteile bei den Emissionen sind Erdgasfahrzeuge eine zunehmend interessante Alternative.
Hybridfahrzeuge kommen derzeit insbesondere bei Taxiunternehmen sehr erfolgreich zum Einsatz. Das muss aber im Einzelfall genau analysiert werden. Wir freuen uns, dass die Automobilhersteller einige Neuerungen und Markteinführungen angekündigt haben und sind sehr gespannt.

Worauf sollte man bei der Ausstattung achten?

Oberste Priorität hat die Sicherheit der Fahrer. Aus- und Schadenfälle können erhebliche Kosten erzeugen, da lohnt es sich nicht bei sicherheitsrelevanten Ausstattungsmerkmalen zu sparen. Das gilt auch für Ladungssicherungshilfsmittel im Fahrzeug.
In Bezug auf Kraftstoffkosten sind verbrauchsoptimierte Modelle verschiedener Hersteller mit Tempomat, Start-Stopp-Automatik etc. zu empfehlen. Denn wer nur einen Cent pro Kilometer weniger ausgibt, der spart je nach Fuhrparkgröße und Laufleistung viele Tausend Euro.

Worauf sollten Flottenmanager bei einem Kraftstoff-Reporting achten?

Kraftstoffdaten sind Massendaten. Das muss durch elektronische Reporting-Systeme jenseits von Excel-Listen bequem zu analysieren sein, so dass auch Ausreißer entdeckt werden. Wenn Sollverbräuche stark überschritten werden, dann kann das an defekten Fahrzeugen, am Fahrverhalten der Fahrer oder sogar an kriminellen Machenschaften liegen.

Was halten Sie von Telematik-Lösungen?

Die erweisen sich als sehr nützlich. Gerade im Nutzfahrzeugbereich werden Kraftstoffverbräuche in Bezug auf Belastung/Strecke genau erfasst. Das erlaubt eine Objektivierung und Berechnung. Wir glauben, dass sich das auch bei Pkw weiter durchsetzen wird.
In der Praxis ist grundsätzlich zu beobachten, dass sich alleine durch den Einsatz auch die Laufleistung verringert. Ein Vorteil ist zudem, dass nicht nur die Fahrzeugdaten transparent werden, sondern auch das Fahrverhalten. Dann können Fahrer gezielt geschult werden.
Dabei müssen betriebliche Mitbestimmungspflichten und Datenschutz unbedingt beachtet werden. Am besten erstellen Flottenmanager eine Betriebsvereinbarung, die klarstellt, dass es nicht darum geht Mitarbeiter zu kontrollieren und zu bestrafen, sondern im Sinne des Unternehmens unnötige Fuhrparkkosten zu vermeiden.