Flottenversicherer Nicht jeder Fuhrpark wird versichert

Die Last der Versicherung Foto: Fotolia alphaspirit

Flottenmanager müssen sich auf einen heißen Herbst einstellen. Die Versicherer erhöhen die Preise. Gleichzeitig wird nicht mehr jede Flotte versichert.

Schon im Frühjahr stellten Experten auf der Kölner MCC-Fachtagung fest, dass die Trendwende zu einer harten Sanierung weiter anhält. So würden die Versicherer auf Basis »interner Rentabilitätsvorgaben« auf Flottenbetreiber zugehen. »Der Markt wandelt sich. Der Schwerpunkt liegt auf Ertrag«, sagt Christos Sakalidis, Flottenexperte beim Hamburger Versicherungsmakler Aon. Nach Abzug des Aufwandes für Schäden und Verwaltung sollen künftig im Flottengeschäft schwarze Zahlen geschrieben werden. Davon sind die Assekuranzen aber noch meilenweit entfernt, wie ein Blick auf den Markt zeigt.

Versicherer machen Verluste

So wurde bei der Flottenversicherung laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in 2012 eine Schaden-Kosten-Quote von 106 erzielt. Einzelne Versicherer haben durch eine intensive Sanierung an dieser Stelle deutlich bessere Zahlen. Wie beispielsweise der HDI-Konzern. Während das Unternehmen im Bereich der Großflotten sogar eine Quote von 101 erreichte, lag sie bei Kleinflotten mit 102 Prozent noch darüber.

Das reicht natürlich bei den heutigen mageren Kapitalanlageergebnissen immer noch kaum aus, um sicher schwarze Zahlen zu schreiben, obwohl der Versicherer einer der effektivsten im Flottengeschäft sein dürfte. »Für die Markteinschätzung für 2013/14 möchten wir an den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft verweisen«, sagt HDI-Sprecher Andreas Ahrenbeck. Doch die Lobby tut sich mit einer Markteinschätzung – aus kartellrechtlichen Gründen – besonders schwer.

Immerhin gibt es mittlerweile eine Statistik, die zeigt, dass im vorigen Jahr die Prämien im Flottengeschäft branchenweit um satte 7,5 Prozent angehoben wurden, während der private Bereich seine Beitragseinnahmen nur um 5,4 Prozent erhöhte. Laut Aon lagen die Spitzenanpassungen beim doppelten Wert, nämlich bei 15 Prozent.

Ein kleiner Teil der Beitragsanpassungen bei Flotten entfiel aber 2012 auf die Marktausweitung. So stieg die Zahl der Flottenverträge ab zehn Fahrzeuge um 2,5 Prozent auf 4,2 Millionen. Schon diese wenigen Daten verdeutlichen: Die Flottenversicherer stehen weiter mit dem Rücken zur Wand und werden nicht vom harten Kurs abweichen. Das bestätigten einige Versicherer auf Nachfrage von FIRMENAUTO. »Aus unserer Wahrnehmung heraus bewegt sich der Markt im Flottengeschäft weiter auf höhere Prämien zu«, prognostiziert Provinzial Rheinland-Pressesprecher Christoph Hartmann.

Die Anpassungen des letzten Jahres habe bei den Versicherern in Summe zwar zu einer Ergebnisverbesserung geführt. Die Verlustzone sei damit aber nicht verlassen worden. »Wir gehen daher im Jahreswechsel 2013/2014 von einem harten Markt aus«, so Hartmann. Die R & V aus Wiesbaden – mit 1,1 Millionen Fahrzeugen einer der Schwergewichte im Markt – geht davon aus, dass es bei »Schlechtverläufern« eine fortschreitende Sanierung gibt und ansonsten mit »konstanten Neugeschäftspreisen« zu rechnen ist. Anders gesagt: Auch Unternehmen mit gut verlaufenden Flotten dürften es in diesem Jahr schwer haben, günstigeren Versicherungsschutz einzukaufen.

Wann Flotten »schlecht« verlaufen, beurteilen die Assekuranzen oft sehr unterschiedlich. So lag die reine Schadenquote bei der R & V im Jahr 2012 im Schnitt bei 85 bis 90 Prozent – inklusive Kosten dürfte hier weiterer Sanierungsbedarf bestehen. Einige Versicherer peilen sogar eine Zielschadenquote von 60 bis 70 Prozent an. »Die Kalkulationen berücksichtigen unter anderem die Entwicklung der Schadenhäufigkeit und der Großschäden. Pflegedienste haben beispielsweise durch ihren permanenten Einsatz hohe Frequenzschäden, während auf kaufmännische Flotten deutlich weniger Schäden entfallen.

Pkw-Flotten von Unwetter betroffen

Ein weiterer Grund für anziehende Prämien in der Flottenversicherung sind Unwetterereignisse«, erläutert Jessica Voß. Damit hat die Axa-Sprecherin fast hellseherische Fähigkeiten entwickelt. Denn ihre Einschätzung bezog sich im Wesentlichen auf Flutschäden in Süddeutschland im Frühjahr 2013. Ende Juli kam es zusätzlich mit dem Hagelschlag »Andreas« zu einem Megaschaden: Hagelkörner, so groß wie Tennisbälle verbeulten in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Autos. Besonders betroffen: Pkw-Flotten.

Insgesamt rechnet allein die Allianzversicherung mit 40.000 Kfz-Schäden, die HUK-Coburg immerhin noch mit 12.000 Schäden. Besonders betroffen sind auch SV-Sparkassenversicherung, Württembergische und die LVM aus Münster. Insgesamt dürfte ein hoher dreistelliger Millionenbetrag anfallen. Nach einem solchen Hagelschlag sind viele Fahrzeuge Totalschaden. Betroffene Unternehmen mit Pkw-Flotten müssen daher damit rechnen, dass allein der Hagelschlag ­Andreas bei ihnen die Schadenquote vollkommen aus dem Ruder laufen lässt.

Nicht auf Basisschutz verzichten

Gleichzeitig ist der Megaschaden aber auch ein Beweis dafür, dass Flottenchefs gut überlegen sollten, ob sie aus Kostengründen jeglichen Kaskoschutz für den Fahrzeugpool abschaffen. »Sinnvoll kann es sein, den teuren Vollkaskoschutz für selbst verschuldete Unfälle und Vandalismus einzustellen, aber den Basis-Teilkaskoschutz, der für Überschwemmungen, Hagel, Brand oder Diebstahl zahlt, aufrechtzuerhalten«, sagt Versicherungsberater Andreas Kutschera aus Mönchengladbach.

Für Elementarschäden und Brände solle gleichzeitig die Selbstbeteiligung auf eine Höchstsumme gedeckelt werden. »Ist nämlich die gesamte Flotte betroffen, summieren sich die einzelnen Selbstbeteiligungen andernfalls zu einem teuren Schaden«, so Kutschera. Nach Einschätzung von Dr. Christian Rudolf der Württembergischen Versicherung dürfte der Flottenmarkt 2013 richtig in Bewegung kommen. Grund: ­»Einige Versicherer haben bereits angekündigt, dass sie sich vom Flottengeschäft distanzieren wollen.« Ob das gänzlich oder in Teilbereichen passiert und welche Assekuranzen aussteigen wollen, dazu schweigt die Württembergische.

Ein Wackelkandidat könnte die Basler Versicherung sein, die an der aktuellen Marktübersicht (siehe Tabelle) nicht mehr teilgenommen hat. Derzeit würden »die Flottentarife überprüft«, so der Versicherer. Kündigungen sind da wohl nicht ausgeschlossen. Doch des einen Leid könnte des anderen Freud sein. So glaubt beispielsweise die Signal-Iduna, dass sie angesichts der harten Gangart anderer Anbieter, am Flottenmarkt gewinnen kann. Das gilt auch für die VHV, die sich vor allem auf Flotten der Bausparte spezialisiert hat. »Durch unsere Expertise in diesem Bereich können wir attraktive und zugleich risikogerecht kalkulierte Tarife anbieten«, meint Sprecher Stefan Lutter.

Doch Flottenkunden sollten auch bei Preiserhöhungen die Ruhe bewahren. Die Versicherer lassen gerne ihre Muskeln spielen. Wichtig sei es, so die Experten, genau die Schadensituation zu analysieren. So würden die Versicherer sehr gerne für Schadenfälle, die noch nicht abgewickelt wurden, eine sehr hohe Reserve bilden. »Da muss man genau hinschauen«, rät Anton Knitsch, Leiter des Bereichs Kraftfahrtversicherungen beim Versicherungsmakler Funk-Gruppe. Eine andere Möglichkeit ist es, die Selbstbeteiligung zu erhöhen. Laut Makler Aon gilt das weiterhin nicht nur für den Kaskobereich, sondern auch für die Autohaftpflichtversicherung.

Glücklicherweise hat der Gesetzgeber 2012 einen Rückzieher gemacht und von einer ursprünglich geplanten Besteuerung des KH-SBs Abstand genommen. Prämienerhöhungen können nach Einschätzung von Marsh-Experte Noller auch durch die Einführung eines Schaden­management mit Werkstattsteuerung gekontert werden. Wer günstige Werkstätten ansteuert, kann oft bis zu 25 Prozent der Kaskokosten vermeiden. Notfalls muss man sich eine andere Leasinggesellschaft oder ein anderes Flottenmanagement suchen, denn Kosten sparen bleibt angesichts geringerer Margen in vielen Kerngeschäften das A und O des Erfolges.

Sanfte Fahrweise wird belohnt

Zum guten Schluss können Prämienerhöhungen von Seiten des Versicherers auch mit einer sanften Fahrweise der Dienstwagenfahrer gemäßigt werden. »Dafür muss aber schon was rausspringen. Für einen Bonus von weniger als 1.000 Euro fährt nach unseren Erfahrungen niemand vorsichtiger«, sagt Experte Knitsch.

Eine andere Alternative bietet Stephan Brückner von der Saw-Assekuranz. Brückner ist Online-Makler und hat über das Internet schon 100 Flotten gewonnen. Vielfach nutzt er einfach den harten Privatmarkt und bringt die Fahrzeuge unter. »Oft sind die Geschäftsführer bezüglich Alter und Schadenfreiheitsrabatt sehr günstige Kunden«, so Brückner.

Spannend ist, dass der GDV für Nicht-Pkw-Risiken neue Schadenfreiheits(SF)-Staffeln empfohlen hat«, sagt Ivana Höltring, vom Marktbeobachter Nafi. Die Staffeln für Lieferwagen, Lkw, Taxen, landwirtschaftliche Zugmaschinen, Omnibusse und Sonderfahrzeuge gehen nun bis SF20. Vor zehn Jahren war SF3 die höchste Klasse. Laut GDV seien immer mehr Fahrzeuge in den höchsten Klassen »angekommen.