Mercedes-Benz Vans Milliarden-Investitionen geplant

Mercedes-Benz Vans Range Foto: Daimler

Daimlers Transportersparte hat das letzte Jahr mit einer Rekordbilanz abgeschlossen – sowohl bei Absatz, Umsatz als auch Ergebnis. In den kommenden zwei Jahren will der Autobauer mehr als zwei Milliarden Euro in Produkte und Dienstleistungen investieren.

Laut Unternehmensangaben lieferte Mercedes-Benz Vans im Geschäftsjahr 2016 insgesamt rund 359.100 Transporter und Großraumlimousinen aus, zwölf Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im selben Maße stieg der Umsatz auf 12,8 Milliarden Euro. Noch stärker legte der Bereich Vans beim Ergebnis zu: Plus 33 Prozent auf 1.170 Millionen Euro und damit erstmalig über der Milliarden-Hürde. 

Jeder zweite neue Daimler-Transporter ist ein Sprinter

Den Löwenanteil am Fahrzeugabsatz nimmt nach wie vor der kurz vor der Ablösung stehende Sprinter ein. Daimler konnte demnach 193.000 Modelle absetzen. Auch am Ende des Lebenszyklus investiere man in die Weiterentwicklung des Sprinters. Die Nummer zwei markiert die mittlere Baureihe mit Vito und V-Klasse. Der Vito wuchs im Absatz um 24 Prozent und nimmt knapp zwei Drittel des Volumens dieser Klasse bei Mercedes-Benz Vans ein. Die V-Klasse rangiert zwar mit 48.700 verkauften Einheiten deutlich darunter, konnte aber im vergangen Jahr um 58 Prozent wachsen. Positiv entwickelt habe sich auch der CItan als kleinste Baureihe im Transporter-Segment. Mit 24.900 ausgelieferten Fahrzeugen verzeichnete der Stadtlieferwagen immerhin ein Plus von 15 Prozent, wofür vor allem die Kombi- und Tourervarianten verantwortlich seien. 

Investitionen in die Zukunft

Mit diesem Rekordergebnis im Rücken will sich Mercedes-Benz Vans in den Jahren 2017 und 2018 um den internen Ausbau kümmern. Mehr als zwei Milliarden Euro – laut Vans-Chef Volker Mornhinweg 1,2 Milliarden 2017 und rund 900 Millionen Euro 2018 – sollen ins Produktportfolio und in den Ausbau des Dienstleistungsangebotes fließen. Zu den Schwerpunkten zählen demnach der neue Pick-up namens X-Klasse (Markteinführung Ende 2017) und die nächste Generation des Sprinters. Rund 260 Millionen Euro nutze man, um die Werke in Düsseldorf und Ludwigsfelde auf den Modellwechsel vorzubereiten. Etwa 500 Millionen Euro gehen in ein neues Werk in South Carolina. Noch über 2018 hinaus, nämlich bis 2020, steckt Daimler weitere 500 Millionen Euro in das Programm adVANce, um sich "vom Hersteller zum Anbieter ganzheitlicher Systemlösungen" zu entwickeln. Bereits bis Jahresende will Daimler die Mitarbeiterzahl in diesem von Start-up-Mentalität geprägten Bereich auf 400 Personen verdoppeln.

Nun sei der richtige Zeitpunkt, um in die Zukunft zu investieren, stellt Volker Mornhinweg, Leiter Mercedes-Benz Vans klar. "Es ist mittlerweile auch Teil unserer Strategie Mercedes-Benz Vans goes global, dass wir über das klassische Produkt und unser traditionelles Geschäft hinausdenken. Mit unserer Zukunftsinitiative adVANce sind wir Pionier der Branche." Damit passe man das Angebot stärker an die Bedürfnisse der Kundschaft an. Diese veränderten sich im Zuge der Urbanisierung und Digitalisierung dramatisch. Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass Daimler auf Grund des Investitionshochlaufs in seiner Transportersparte mit einem deutlichen Rückgang im Ergebnis rechnet. Das Wachstum werde also nur noch im einstelligen Bereich liegen.

Mercedes-Benz Vans Mobility startet Mitte 2017

Dass sich die Investition für Daimler dennoch lohnen dürfte, steht außer Frage. So lässt Mornhinweg auf Nachfrage durchblicken, dass beispielsweise der Bereich Dienstleistung einen signifikanten Anteil am gesamten Geschäft als Transporterhersteller haben wird. Diesen Bereich nimmt Daimler mit der neuen Mercedes-Benz Vans Mobility GmbH in den Fokus. Mitte 2017 startet das Angebot und umfasst Miet-, Sharing-, Leasing- und Flottenmanagement-Modelle. Ein Kernbereich wird laut Daimler ein Sharing-Modell für Transporter, ähnlich wie das Pkw-Angebot car2go. In der Transporter-Variante richte man sich jedoch ausschließlich an B2B-Kunden. Zudem operieren die Mietfahrzeuge nicht free-floating, also an jeder Straßenecke wie die bekannten blau-weißen Smart, sondern von festen Standorten aus, beispielsweise Daimler-Händlern. Los geht es in Deutschland. Die Standorte orientieren sich laut Daimler zunächst an der Nachfrage seitens der Kundschaft, vermutlich also in Ballungsräumen. Anders als car2go operiert das neue Van-Sharing-Angebot jedoch nicht unter dem Dach von Daimlers Mobilitätsdienstleister Moovel. Stattdessen ist die Mercedes-Benz Vans Mobility GmbH den Daimler Financial Services unterstellt. Bis Jahresende will Daimler bei seinem neuen B2B-Service-Anbieter rund 40 Mitarbeiter beschäftigen.

Ausblick

Beim Blick in die Glaskugel für den Zeitraum von fünf bis zehn Jahren unterstreicht Mornhinweg den Dienstleistungsfokus erneut, lässt aber auch die klassische Mercedes-Benz-Kompetenz – die Fahrzeuge – nicht außer Acht. Gerade auf der letzten Meile erstrecke sich ein ganzes Netzwerk von Mobilitätsthemen, das beispielsweise auch Drohnen und Roboter einschließt. Eine zentrale Rolle spiele sicherlich der Vision Van. Dennoch braucht die Branche auch weiterhin verschieden große Fahrzeuge. Große Transporter liefern Waren und Sendungen zu Hubs. Der starke Trend zu genau festgelegten Lieferzeitfenstern beim Empfänger verlangt dagegen umso mehr nach kleineren Transportern. Gerade auf diesen kürzeren Strecken stehen die Chancen für Elektro-Vans gut. Ein weiterer Aspekt sei die immer stärkere Vernetzung. Schon der nächste Sprinter werde komplett vernetzt unterwegs sein. Ein damit verbundenes Ziel sei, die Verkehrsströme zu optimieren, indem man Fahrten so plant, dass möglichst keine leeren oder nur halb beladenen Fahrzeuge unterwegs sind.