Im neuen Mercedes CLA steckt viel neue Technik, doch die schicke Coupé-Limousine leistet sich Schwächen im Detail.
Moderne Fahrerassistenten, zwei hochauflösende 10,25-Zoll-Displays vor dem Fahrer plus Multimediasystem: Bei der zweiten Generation des CLA rüstet Mercedes gewaltig auf. Natürlich kann der Fahrer nun auch MBUX nutzen (Mercedes Benz User Experience). Das aus A- und B-Klasse bekannte Bedienkonzept verfügt im CLA aber über weitere Funktionen. So versteht die weibliche MBUX-Stimme jetzt auch komplexere Vorgänge.
Das Internet basierende System findet auf Zuruf ganz fix Online-Musiktitel, aktuelle Börsenkurse oder die Wettervorhersage. Zudem kann es beispielsweise italienische Lokale in der Nähe empfehlen, die weder Pasta noch Pizza anbieten. Die Steuerung lernt laufend dazu, da sie permanent übers Internet mit neuen Funktionen auf den neuesten Stand gebracht wird.
Der CLA reagiert auf Gesten
Mit dem Befehl „Hey Mercedes“ wird die Sprachsteuerung aktiviert. Andererseits meldet sich die nette Online-Stimme öfters ungefragt zu Wort, sobald jemand im Auto den Begriff „Mercedes“ ausspricht, was die Passagiere bestenfalls irritiert. Uns nervt‘s,, weshalb wir sie wegklicken.
So können wir uns in Ruhe der neuen, berührungslosen Gestensteuerung widmen. Sie schaltet beispielsweise das Innenlicht automatisch ein, sobald die Hand in Richtung Bildschirm oder Beifahrersitz wandert. Denn die ganze Zeit beobachtet ein Kamerasystem im Dachhimmel den Innenraum und registriert jede kleinste Bewegung von Fahrer und Beifahrer. Selbst bei der Suche nach Kleinkram in der Mittelkonsole wird das Licht sanft hochgedimmt. Wir finden das nette Feature bei Nachtfahrten nicht nur entgegenkommend, sondern durchaus dienlich.
Ebenso neu für den CLA ist die Unterstützung durch Augmented Reality. Beim Abbiegen etwa poppt im Navibildschirm zusätzlich ein Live-Bild der Frontkamera auf, mit eingespielten Pfeilen, welche die Fahrtrichtung anzeigen. Auch Straßennamen oder sogar Hausnummern werden angegeben. Das optionale Feature kostet im Navigation-Premium-Paket stolze 2.785 Euro (alle Preise netto), hilft aber wirklich, wenn man in fremden Städten unterwegs ist.
Für die Smartphone-Integration gibt es im CLA ausschließlich USB-C-Schnittstellen. Die Buchsen ermöglichen eine schnellere Datenübertragung, jedoch benötigen Dienstwagenfahrer für den Anschluss von gewöhnlichen Handykabeln nun einen zusätzlichen Adapter.
Größer und breiter, aber kaum mehr Platz
Der 4,69 Meter lange CLA ist zwar in jede Richtung minimal gewachsen, doch das Platzangebot ist weiterhin freundlich gesagt maßgeschneidert. Während man sich vorne auf den Integralsitzen noch gut aufgehoben fühlt, fühlen sich die Passagiere hinten eher wie in der Sardinenbüchse. Im Schulterbereich haben sie zwar etwas mehr Bewegungsfreiheit, doch über dem Kopf und vor den Knien bleibt kaum Luft. Wer häufiger Kollegen mitnehmen muss, sollte lieber zur geräumigeren C-Klasse greifen.
Dass sich der CLA eher als ein Designerstück zu verstehen gibt, zeigt auch der von 470 auf 460 Liter geschrumpfte Kofferraum. Wenigstens lässt er sich durch die breitere Öffnung etwas leichter beladen. Allerdings gilt es, das Gepäck über eine hohe Ladekante zu wuchten. Und wieso haben sich die Designer einen vernünftigen Griff in der Heckklappe gespart?
Das Fahren selbst macht aber richtig Spaß. Der straff abgestimmte Wagen ist dank präziser Lenkung sehr agil. Viel wichtiger ist allerdings der hinzugewonnene Komfort. Denn im Vergleich zu seinem Vorgänger bügelt das Fahrwerk jetzt auch derbe Bodenwellen klaglos glatt. Da 116 PS starke Basisdiesel des 180 d (30.235 Euro) eher die Grundbedürfnisse abdeckt, sollten Vielfahrer warten. Im Herbst kommen die stärkeren Selbstzünder, die deutlich mehr Spaß machen. Sie schaffen dann die wesentlich strengere Abgasnorm Euro 6d. Aber es geht noch weiter. Ebenfalls im vierten Quartal startet mit dem neuen CLA Shooting Brake die Kombiversion des viertürigen Limousinen-Coupés.