Mercedes elektrifiziert den Diesel. So schafft die E-Klasse als Plug-in Hybride den perfekten Kompromiss aus sparsamer Langstrecke und emissionsfreier Stadtfahrt.
Plug-in Hybride sind derzeit vor allem bei Fahrern von Dienstwagen in aller Munde. Die halbierte Firmenwagensteuer macht es für sie sehr attraktiv, ein solches Auto zu wählen. Einzig für das Unternehmen gibt es bislang wenige Vorteile. Nicht alle Fuhrparks haben Zugang zu Lademöglichkeiten, und mit leerem Akku braucht ein Plug-in Hybrid viel Benzin.
Dieselmotoren sind da bisher ungeschlagen, vor allem, wenn ein Auto häufig Langstrecken fährt. Mercedes hat diese Lücke erkannt und bietet inzwischen die E-Klasse auch als Diesel mit nachladbarem Akku an. Den bekannten Zweiliter-Diesel mit 194 PS aus der E 220 d ergänzt Mercedes beim E 300 de um einen Elektromotor mit 122 PS. So ergibt sich eine beeindruckende Systemleistung von 306 PS, die dem rationalen Spargedanken eine ordentliche Portion Fahrspaß auf den Weg geben soll.
Wenn beide Motoren zusammen arbeiten, leitet das Getriebe maximal 700 Newtonmeter an die Hinterräder, die dann schon mal kurz vergeblich nach Traktion suchen. Allein der Elektromotor powert ab dem Stand mit 440 Newtonmetern. Es geht also auch rein elektrisch gut voran im Plug-in Hybrid. Gerade für Pendler ist das eine gute Nachricht. Der Akku fasst 13,5 Kilowattstunden, das ist laut Bordcomputer gut für 40 elektrische Kilometer, nach NEFZ-Norm sind es gar 54 Kilometer.
Selbst auf der Autobahn hält der Plug-in Hybrid bis knapp über Tempo 130 durch, bevor der Dieselmotor helfen muss. Wenn der dann einspringt, tut er es gewohnt kultiviert und kraftvoll. Dabei hilft der Hybrid-Modus, den Verbrauch auch bei leerem Akku niedrig zu halten. Auf der ersten Testfahrt blieb die Anzeige stets um die vier Liter, sodass mit dem optionalen 60-Liter Tank locker Reichweiten weit über 1.000 Kilometer mit einer Tankfüllung möglich sein dürften.
Einzige Einschränkung in der Alltagstauglichkeit ist der Akku, der hinter den Rücksitzen montiert ist und für eine unpraktische Stufe im Gepäckraum sorgt. Es bleiben 370 Liter von ursprünglich 540 Litern übrig, beim Kombi sind es 480 bis 1.660 von ursprünglich 640 bis 1.820 Litern. Immerhin ist der Raum beim T-Modell gut nutzbar. Auch sonst ist Plug-in Hybrid voll alltagstauglich. Der Akku ist an der Wallbox in anderthalb Stunden nachgeladen, an der Haushaltssteckdose sind es erträgliche fünf Stunden.
Einziger Unterschied zu den herkömmlichen Dieseln sind die fünf Fahrprogramme. Schon in der standardmäßigen Komforteinstellung macht die E-Klasse alles automatisch, bindet das im Navigationssystem eingestellte System in die Wahl des Betriebsmodus ein und findet stets die passende Antriebsart. Es kann jedoch auch ein Elektromodus gewählt werden, der den Akku soweit wie möglich leer fährt. Ist schon zu Beginn der Fahrt klar, dass die letzten Kilometer emissionsfrei durch den feinstaubgeplagten Stuttgarter Talkessel gehen sollen, kann man den Ladezustand der Batterie mit dem Diesel konstant halten. Ständig als Hilfe aktiv ist das aktive Gaspedal, das mit leichtem Pulsieren klar macht, ab wann der Dieselmotor anspringt. Das animiert zum sparsamen Fahren.
Erstaunlich erschwinglich sind neben den Kraftstoff- auch die Anschaffungskosten. Bei 46.000 Euro geht es los, das sind gegenüber dem deutlich schwächeren 300 d (245 PS) gut 2.500 Euro Aufpreis, die aber derzeit noch vollständig durch 3.000 Euro Umweltprämie ausgeglichen werden. Mit ähnlichen Aufpreisen ist auch bei der C-Klasse zu rechnen, die bisher noch nicht als Plug-in Hybrid mit Diesel bestellbar ist. Bei ersten Testfahrten zeigte sich der kraftvolle Antrieb in dem kleineren Auto aber nochmal agiler – der Plug-in Hybrid nimmt bei der C-Klasse gleichzeitig die Leistungsspitze bei den Dieseln ein.