Mercedes E-Klasse (2021) Fahrbericht Intelligenter, sparsamer, teurer

Test drive E-Class Family AMG GLA July 2020 Foto: Mercedes 17 Bilder

Raum für Verbesserung gibt es immer, auch bei der Mercedes E-Klasse. Neue Assistenten und sparsamere Motoren sollen den Abstand zur Konkurrenz wahren.

Früher hieß es: Fährst Du eine S-Klasse als Firmenwagen, hast Du’s geschafft. Heute ist Bescheidenheit die neue Tugend in den Chefetagen und die Führungsriege steigt gerne auf die E-Klasse um. Verzichten muss sie auf nichts: Bis das Flaggschiff im Herbst neu vom Stapel läuft, zeigt der kleinere E schon mal, was Mercedes so draufhat.

Mercedes E-Klasse 2021 Foto: Mercedes
Limousine, Kombi, Cabrio und Coupé - alle wurden überarbeitet.

Da wäre beispielsweise die nächste Generation der Fahrassistenzsysteme – also das, was die S-Klasse erst im Herbst bekommt. Sie wissen schon: Irgendwann dürfen Sie während der Fahrt hinterm Steuer schlafen oder ein Buch lesen. Wobei die E-Klasse schon heute selbstständig die Spur wechselt oder im Stau automatisch mitfährt. Künftig macht sie dabei Platz und bildet eine Rettungsgasse. Und sie orientiert sich bis 60 km/h schwarmartig an den Fahrzeugen drumherum sowie an den Fahrbahnmarkierungen.

Mit dem Facelift bekommen viele der bekannten Assistenten zusätzliche Funktionen. Der Totwinkelwarner etwa schlägt beim Türöffnen Alarm, wenn sich ein Radler von hinten nähert. Und der Parkassistent orientiert sich nun nicht mehr nur an anderen Fahrzeugen. Erstmals erkennt er Bodenmarkierungen und stellt das Auto auch auf großen, leeren Plätzen ordentlich ab.

Mercedes E-Klasse 2021, frontal,, vorne Foto: Mercedes
Das 2021-er-Modell erkennt man an den flacheren Scheinwerfer. Voll-LED-Technik ist nun selbst im Einstiegsmodell Standard.

So viel Autonomie könnte dazu verleiten, die Hände während der Fahrt in den Schoß zu legen. Was ja bisher schon ein paar hundert Meter weit gutgeht, bis das Auto meckert. Spätestens dann muss man kurz am Lenkrad zupfen. Künftig genügt’s, das Volant sanft zu berühren. Was der Fahrer auch besser tun sollte. Sonst setzt der Mercedes eine ganze Warnkaskade in Gang, bevor er einfach rechts blinkt und am Straßenrand stoppt.

Allerdings hat das neue Doppelspeichenlenkrad nun gleich mehrere empfindliche Mini-Touchpads für die Daumen. An die muss man sich erst gewöhnen, um nicht versehentlich die Cockpitanzeige zu ändern oder einen anderen Radiosender einzuschalten.

Neu hinzukommt das MBUX-Bediensystem samt Spracherkennung. Es fügt zwei breite, glasklare Touchscreens zu einer Multimedia-Landschaft im Blickfeld des Fahrers zusammen. Darauf läuft auch die Navigation mit einem Livebild der Frontkamera. Sie spielt ein Videobild der Umgebung samt Richtungspfeilen ein, dazu Hausnummern und filmt sogar die Ampel, vor der das Auto steht. Für unseren Geschmack ist das aber ein wenig zu viel ist und lenkt eher ab.

Andere Funktionen des lernfähigen Systems bringen im Alltag mehr: Dass es sich beispielsweise die Lieblingssender merkt und sie automatisch vorschlägt. Außerdem reagiert es auf Handbewegungen. Greift der Fahrer etwa nach rechts, weil dort seine Tasche liegt, geht ein Lichtspot an. Und sobald sich die Hand dem Touchpad in der Mittelkonsole nähert, werden die einzelnen Menüpunkte im Media-Display größer dargestellt.

So wird die E-Klasse mit der Modellpflege noch ein wenig intelligenter, selbst im Stand. Wird das parkende Auto angerempelt oder gar beschädigt, schickt die Rundum-Überwachung Urban Guard dem Besitzer eine Info über die Mercedes-Me-App. Außerdem lässt sich ein gestohlenes Fahrzeug orten, selbst wenn der Dieb die GPS-Funktion außer Kraft setzt. Künftig soll sich sogar der Fahrzeugschlüssel ferngesteuert deaktivieren lassen.

Auch bei den Motoren tut sich etwas. So bekommen alle Vierzylinder einen integrierten Starter-Generator. Erst die 156 bis 258 PS starken Benziner, zum Jahresende die Diesel. Der ISG schiebt beim Beschleunigen mit bis zu 15 kW und 200 Nm Drehmoment kräftig mit. Geht der Fahrer vom Gas, rollt das Auto mit abgeschaltetem Motor ungebremst spritsparend weiter, während das 48-Volt-System Klimaanlage oder andere Verbraucher weiter versorgt.

Mercedes E-Klasse 2021, 300 de, Plug-in Hybrid Foto: Mercedes
Sieben Modelle gibt es als Plug-in Hybride (Diesel und Benziner, Limousine und T-Modell, Heck-und Allradantrieb)

Das Plus an Technik lässt sich Mercedes bei den Ottomotoren mit rund 1.700 Euro (alle Preise netto) bezahlen. Der günstigste Benziner E 200 kostet derzeit 41.500 Euro. Beim Diesel dürften die Preise noch stärker steigen. Schon jetzt steht der E 200 d für 41.325 Euro in der Preisliste, 2.575 mehr als noch im Frühjahr. Trotzdem sollten Vielfahrer auf die neuen Selbstzünder warten, wegen des souveränen Fahrgefühls, des höheren Restwerts und nicht zuletzt auch, weil sie weniger verbrauchen.

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