Außen eckig und kastig, innen riesig: Der Mercedes GLB verbindet robusten Retro-Look mit praktischen Eigenschaften.
So gut das aktuelle Mercedes-Design ankommt, der eine oder andere Kunde vermisst die Ecken und Knicke voriger Modelle. Der bis 2015 gebaute Mercedes GLK beispielsweise sah aus wie mit der Axt geschnitzt und war einzigartig auf dem Firmenparkplatz. Doch jetzt zeigen die Stuttgarter wieder Kante: Steiles Heck, solide Dachreling, kurze Überhänge –der robuste GLB mit 4,63 Metern genauso lang ist wie der GLC, setzt er sich aber optisch und technisch ab.
Nur Vierzylindermotoren
Denn der kompakte SUV baut nicht auf der Plattform der C-Klasse auf, sondern nutzt die Basis von A- und B-Klasse. Deshalb gibt‘s ihn im Gegensatz zum GLC auch als Fronttriebler. Das senkt den Einstiegspreis und macht ihn als Firmenwagen sogar für budgetbewusste User-Chooser interessant: Die Baureihe startet mit dem 116 PS starken 180 d für 31.740 Euro (alle Preise netto). Der leistungs- und komfortmäßig höher positionierte GLC ist nicht unter 163 PS und 38.850 zu bekommen. Auch Sechszylindermotoren und Luftfederung bleiben dem GLB verwehrt.
Das Retro-Design des kompakten SUV hat vor allem praktische Vorzüge: Der GLB bietet den deutlich größeren Kofferraum als der GLC. Außerdem versenkt er auf Wunsch zwei Zusatzsitze für den Nachwuchs samt Getränkehalter und schnellen USB-Ladebuchsen im Heck (1.100 Euro). Beide Teile der Rückbank lassen sich einzeln um 14 Zentimeter verschieben und ihre Lehnen sowie die des Beifahrersitzes komplett flachlegen. Prima für Einkäufe im Baumarkt, denn so wächst der Laderaum auf 2,66 Meter Länge.
Außerdem haben die Passagiere üppig Platz. Der kastige Aufbau lässt ihnen in allen Richtungen mehr Luft als im GLC, hinten sogar eine Beinfreiheit wie in der E-Klasse. Das macht diesen SUV so variabel wie ein Van.
Fit für teilautonomes Fahren
Ansonsten bedient sich der GLB großzügig aus dem bestehenden Komponentenregal der Marke. Das digitale Cockpit samt zwei nebeneinander positionierten 7-Zoll-Bildschirmen gibt’s serienmäßig, ebenso die lernfähige Sprachbedienung MBUX. Das meiste andere kostet wie gewohnt extra: Head-up-Display, adaptives LED-Licht, teilautonomes Fahren – der GLB spielt technisch in der gleichen Liga wie die größeren Modelle. So überwachen Kameras und Radarsensoren die Straße bis zu 500 Meter vor dem Auto. Und mit eingeschaltetem Abstands-Tempomat reagiert der Wagen nicht nur auf das vorausfahrende Auto, sondern auch auf Online-Verkehrsinfos. Sofern gewünscht, übernimmt der Wagen also nicht nur die von der Kamera erkannten Tempolimits, sondern bremst automatisch auf 100 km/h ab, sobald ein Stau gemeldet wird.
Auch auf das Verkehrsgewusel der Innenstädte ist der GLB vorbereitet. Wer unachtsam die Tür öffnet, wird per Piepton vor Radfahrern oder Scooter-Piloten gewarnt. Fahrzeugzustand und -standort lassen sich per App überwachen, auf Wunsch auch vom Flottenmanager. Und mit dem digitalen Fahrzeugschlüssel in der App können sich mehrere Kollegen problemlos ein Fahrzeug teilen. Selbst ein Carsharing im kleinen Kreis lässt sich einrichten.
Beim Allradantrieb bekommt der Käufer elektronisch gesteuerte Fahrprogramme für Matsch, Schnee oder losen Untergrund mitgeliefert. Die Kletterfähigkeiten sind jedenfalls enorm.
Selbst mit Standard-Reifen dürfte es in Mitteleuropa kaum eine Piste geben, vor der dieses Autos kapitulieren müsste. Und damit der Fahrer vor einer Kuppe den Überblick behält, spielt ihm die Offroad-Kamera ein Bild der Strecke aufs Display.
AMG bringt 306 PS
Bei den Antrieben orientiert sich der SUV an den Modellen der A- und B-Klasse. Drei Versionen des Zweiliter-Diesels mit 116 bis 190 PS werden angeboten, alle mit Automatik. Wobei deren Abstimmung bei unserer Ausfahrt mit dem 190 PS starken 220 d nicht ganz überzeugte. Speziell beim schnellen Abbremsen und Wiederanfahren brauchte sie gefühlt eine Gedenksekunde, um ihre acht Gänge zu sortieren. Ansonsten macht der Selbstzünder einen harmonischen Eindruck, läuft leise und dürfte für einen SUV schon verbrauchstechnisch die adäquatere Motorisierung sein als der Benziner. Die starten mit dem GLB 200 (31.720 Euro). Dessen Zylinderabschaltung soll den Spritkonsum zügeln, doch in der Praxis dürfte der nur 1,3 Liter kleine, aber 163 PS starke Vierzylinder kaum unter acht Liter zu fahren sein.
Den souveränen Zweilitermotor kombiniert Mercedes im GLB 250 (224 PS) gleich mit Allradantrieb, was den Preissprung auf 38.000 Euro erklärt. Daneben liefert Mercedes als sportliche Speerspitze den AMG GLB 35: 306 PS stark und voraussichtlich 46.000 Euro teuer.
Für die ökologisch orientierten Fahrern von Geschäftswagen, die sich 75 Prozent der Dienstwagensteuer sparen wollen, schiebt Mercedes voraussichtlich 2021 einen elektrischen GLB nach. Ein Plug-in Hybride ist dagegen vorerst nicht geplant.