Seit 2009 ist Porsches Oberklasselimousine Panamera auf dem Markt. Grund genug für eine Modellpflege. Neben einem Facelift sind neue Modellvarianten hinzugekommen.
Fortan kann sich der Chef im Panamera auch zum Kunden chauffieren lassen, denn erstmals gibt es den Luxusliner nun als Langversion. Porsche hat den Panamera turnusgemäß optisch wie technisch überarbeitet. So halten ihn die Schwaben für seinen zweiten Lebenszyklus fit. Völlig neu im Programm ist hingegen die Executive-Ausführung für den 4S oder Turbo mit einem um 15 Zentimeter gestreckten Radstand. Der bietet auf einer Länge von 5,17 Metern als Gegenwert ein sehr geräumiges Fondabteil bei dem sich der Boss – sofern er hinten sitzen mag – über einen um zwölf Zentimeter gewachsenen Fußraum freuen kann, lässig die Beine übereinanderschlägt und es sich auf einem der beiden beheiz- und kühlbaren Einzelsitzen bequem macht.
Die Langversion wurde hauptsächlich für Asien und USA konzipiert
Ob sich der Stretch-Panamera mit dem längsten Radstand (3,07 Meter) in der Porsche-Geschichte auch hierzulande durchsetzen wird, bleibt offen. Denn in den meisten Regionen Europas fährt der Chef seinen Porsche doch lieber selbst. So geben die Stuttgarter auch ganz offen zu, dass sie mit der Langversion des Panamera vor allem wohlhabende Chinesen und Amerikaner locken wollen.
Scheinbar war bei den boomenden Märkten in Asien und Übersee der Wunsch nach mehr Behaglichkeit auch ein weiteres Thema. Deshalb wurden die adaptiven Dämpfer der serienmäßigen Luftfederung mit unter anderem größeren Fahrwerkslagern sowie neuer Steuerungssoftware noch schnell auf einen beträchtlicheren Abrollkomfort getrimmt.
Kräftiger Aufpreis für die beiden Executive-Modelle
Den saftigen Zuschlag von 21.400 Euro netto für die von uns gefahrene XL-Version des 4S Executive (Turbo Executive: 14.600 Euro) werden sich bei uns wohl die meisten nicht gönnen – selbst wenn die Langversion den Spagat schafft gleichermaßen komfortabel wie zackig ums Eck zu gehen. Daran wird wohl auch die gehobene Serienausstattung mit unter anderem Voll-Lederpaket in Außenfarbe, ausladender Mittelkonsole hinten, Vierzonen-Klimaautomatik, Soft-Close-Zuziehhilfe für die Türen, einem Glasschiebedach sowie elektrischen Sonnenrollos für den Fond nichts ändern.
Neuentwickelter Dreiliter-Biturbo statt Sauger-V8 für die Einstiegsversionen
An Agilität mangelt es dem langen Panamera in keinster Weise, ebenso wenig mangelt es ihm an Saft und Kraft. Dazu trägt der neue doppelt aufgeladene 3,0-Liter-V6 bei, der den bisherigen 4,8-Liter-V8 im Panamera S und allradgetriebenen 4S in Rente schickt. Mit 420 PS leistet der elastische Benzindirekteinspritzer sogar 20 PS mehr als der alte Sauger und legt sich spontan ins Zeug. Innerhalb von 4,8 Sekunden sprintet der 4S auf Tempo 100 (Executive: 5,0 Sekunden) und soll mit 8,9 Litern, beziehungsweise 9,0 Litern beim Executive um bis zu 18 Prozent sparsamer sein.
Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) erledigt die Schaltarbeit schnell und kann jetzt auch kraftstoffsparend Segeln. Wer allerdings den beeindruckend tief bollernden Achtzylinder des Vorgängers noch im Ohr hat, wird vom dünnen Klangbild des neuen V6 ziemlich enttäuscht.
Neuer Panamera S E-Hybrid mit Ladefunktion, Diesel-Fahrer sollten abwarten
Zusammen mit der Modellpflege löst der neue Panamera S E-Hybrid den bisherigen Hybriden ab. Alle Systemkomponenten wurden beim S E-Hybrid überarbeitet und dank der Plug-in Möglichkeit externen Strom zu tanken, hat sich die elektrische Reichweite enorm erhöht.
Fans der Selbstzünder-Fraktion sollten jedoch noch etwas Geduld mitbringen und bis Anfang 2014 warten. Dann ersetzt ein moderner Turbodiesel mit 300 PS den bisherigen mit 250 PS. Auch eine Version mit dem vom Porsche Cayenne bekannten V8 Diesel wäre denkbar, ist aber nicht bestätigt. Ebenfalls im nächsten Jahr sollen der neue Panamera Turbo S und der Panamera Turbo S Executive mit einer Leistungssteigerung von mindestens 570 PS auf den Markt kommen.
Dezente überarbeitete Außenhaut, neue Assistenzsysteme
Damit alle bisherigen Besitzer beim Anblick des überarbeiteten Panamera nicht allzu bekümmert dreinschauen, fielen die optischen Retuschen verhältnismäßig moderat aus. So trägt der geliftete Fünftürer nun gerundete Bi-Xenon-Scheinwerfer im Stile des aktuellen Cayman, die alternativ gegen LED-Lampen ausgetauscht werden können. Markanter moduliert sind zudem die beiden Powerdomstreben auf der Motorhaube und in der Frontschürze darunter befinden sich vergrößerte Lufteinlässe. Das macht den Panamera von vorne noch bulliger als bisher.
Wesentlich intensiver haben sich die Porsche-Designer jedoch das oftmals kritisierte Heck vorgeknöpft. In Verbindung mit einer voluminöseren Heckklappe samt verbreiterter Heckscheibe wirkt es jetzt sichtlich flacher und weniger ausladend. Dazu trägt ebenso die neue Rückleuchtengrafik bei, wie auch das das Kennzeichen im Stoßfänger, das etwas weiter nach unten wanderte.
Minimal gekappt wurde sogar die von Porsche vertraute ewig lange Aufpreisliste: Beim geglätteten Grand Turismo öffnet und schließt die Heckklappe fortan elektrisch und innen erwartet den Piloten jetzt serienmäßig ein modifiziertes Multifunktionslenkrad. Neue Fahrerassistenzsysteme wie zum Beispiel eine Verkehrszeichenerkennung und einem Spurhalteassistent runden das optionale Angebot beim gelifteten Panamera ab.