Nissan Juke 1.6 Hybrid | Fahrtest Form vor Funktion

Nissan Juke 2022 Foto: Nissan 6 Bilder

Der Nissan Juke sticht aus der Masse der kleinen Crossover heraus. Nicht nur optisch, sondern auch beim Antrieb.

Der Nissan Juke ist der freche kleine Bruder des Qashqai: Der Juke gibt gar nicht vor, ein besonders praktisches Auto zu sein. Beim ihm kommt die Form klar vor der Funktion, was in der zweiten Generation aber nicht mehr ganz so stark polarisiert wie bei der Erstauflage. Beim Juke geht es auf den vorderen Plätzen eher eng und hinten noch dazu recht dunkel zu.

Kofferraum mit hoher Ladekante

Der Kofferraum immerhin ist trotz des platzraubenden Akkus für diese Klasse angemessen groß, beim Einladen muss aber die in dieser Klasse typische hohe Ladekante überwunden werden. Auch bei der Variabilität setzt der Juke keine besonderen Akzente, bietet lediglich einen doppelten Ladeboden und Haken für die Einkaufstasche. Komfortabel hingegen sind der Einstieg durch die großen, weit öffnenden Türen sowie die erhabene Sitzposition für Fahrer und Beifahrer.

Wenig komfortable Fahrwerks-Abstimmung

Das dynamische Aussehen findet seine Entsprechung in der Fahrwerks-Abstimmung, die straff bis leicht ruppig ausfällt. Ausgesprochen komfortorientierte Naturen dürfte das stören, andere Geschmäcker könnte der zackige Charakter des Crossovers durchaus erfreuen. Ein Sportwagen ist der Juke aber wie fast alle seine Segments-Kollegen schon wegen des zu hohen Schwerpunkts nicht. Und auch der Hybridantrieb mag es lieber ruhig. Wer ihn fordert, wird mit unangenehm brummigem Motorsound eingebremst, bei 166 km/h ist aus technischen Gründen eh Schluss.

Nissan Juke 2022 Foto: Nissan
Der Juke ist 4,21 Meter lang.

Zusammenspiel der Antriebsquellen läuft nicht rund

Weil das Zusammenspiel der Antriebsquellen untereinander sowie mit dem stufenlosen Getriebe teilweise recht erratisch läuft, kommt es immer wieder mal zu kurzen Zugkraftunterbrechungen. Gelegentlich schaltet sich auch der Verbrenner plötzlich und dröhnend zu, um für Stromnachschub im Akku zu sorgen. Gut gelungen ist hingegen der akustische Komfort bei zurückgenommener Fahrweise – den gefürchteten Gummibandeffekt gibt es bei der aufwändigen, von Allianzpartner Renault übernommenen, Kombination aus zwei E-Motoren, Verbrenner und speziell konstruierter Multimodal-Automatik.

Im Stadtverkehr schlägt sich der Nissan Juke gut

Im Stadtverkehr hingegen geben sich die 143 PS Systemleistung quirlig und munter. Der flotte Antritt und ein guter Durchzug auf den ersten Metern passen gut zum frechen Auftritt. Zudem lässt sich dort der Verbrauch des frontgetriebenen Crossovers mit etwas Mühe unter die Fünf-Liter-Marke drücken. Im Mix sind es eher sechs bis sieben, bei höherem Reisetempo auch mal knapp acht. Insgesamt keine Traumwerte angesichts des erheblichen technischen Aufwands.

Nissan Juke 2022 Foto: Nissan
Der flotte Antritt und ein guter Durchzug auf den ersten Metern passen gut zum frechen Auftritt.

Große Auswahl an Assistenzsystemen

Rund 26.050 Euro (alle Preise netto) will Nissan für das kleine SUV – ein Gutteil davon geht auf das Konto des Hybridantriebs. Im Ausgleich bietet der kleine Crossover überschaubare Unterhaltskosten und eine ordentliche Ausstattung. Vor allem das Programm an Assistenten überzeugt, umfasst unter anderem Spurverlassenswarner, Notbremssystem mit Fußgängererkennung, Verkehrszeichenerkennung und Einparksensoren. Die Posten auf der Optionsliste sind fair eingepreist, so dass man für rund 29.400 Euro einen nahezu voll ausgestatteten Kleinwagen erhält.

Markt der kleinen SUV ist hart umkämpft

Die Klasse der kleinen SUV ist hart umkämpft. Der Juke tritt weniger gegen rational geprägte Modelle wie den VW T-Cross, sondern eher gegen kleine Jungdynamiker wie den Ford Puma an. Dem kann er zwar in Sachen Sportlichkeit nicht das Wasser reichen, dafür bietet er mit seinem Hybridantrieb eine Besonderheit, die sonst nur wenige Wettbewerber wie der Toyota Yaris Cross im Programm haben.

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Nissan Juke bleibt Geschmackssache

Der Nissan Juke bleibt wie schon in der ersten Generation Geschmackssache. Wer dem Charme des immer noch leicht schrägen Designs verfällt, erhält einen solide gemachten Crossover mit ordentlicher Ausstattung und ohne böse Schwächen. Sparen kann man sich im Zweifel den teuren Hybridantrieb, der nur für absolute Stadtverkehrs-Vielfahrer eine Empfehlung ist. Den alternativ angebotenen Dreizylinderbenziner mit 114 PS gibt es ab 18.100 Euro. Der bietet zwar nur sehr überschaubare Fahrleistungen, für den Stadtverkehr dürften die aber in der Regel reichen.

Vergleichstest
Nissan Qashqai vs. Renault Austral

Technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-Crossover
Länge: 4,21 Meter
Breite: 1,80 Meter
Höhe: 1,60 Meter
Radstand: 2,64 Meter
Kofferraumvolumen: 354 bis 1.237 Liter

1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner
69 kW/94 PS
max. Drehmoment: 148 Nm
Elektromotor 49 PS
max. Drehmoment 205 Nm
Startergenerator 20 PS
Systemleistung 143 PS
Viergang-Multimodal-Automatikgetriebe
Frontantrieb, 0-100 km/h: 10,1 s
Vmax: 166 km/h
Normverbrauch: 5,0 Liter/100 Kilometer (WLTP)
CO2-Ausstoß: 114 g/km (WLTP)
Abgasnorm: Euro 6d
Effizienzklasse: k.A.
Testverbrach: 6,2 Liter/100 Kilometer: ab 26.100 Euro netto.