Online-Portale mischen das Werkstatt-Geschäft auf Preis-Leistungs-Wettbewerb wird angeheizt

Mechaniker, Reparatur Foto: Fotolia

Online-Portale mischen das Werkstatt-Geschäft auf und wollen Reparaturkosten transparent machen. Was steckt dahinter und was bringt es wirklich?

Steht eine Inspektion oder Reparatur ins Haus, stellen sich viele Autofahrer die gleiche Frage: Mit welcher Werkstatt fahre ich am besten? Für die einen zählt vorwiegend der Preis, die anderen legen wiederum mehr Wert auf einen guten Service. Einen richtigen Überblick hat jedoch kaum jemand. Entweder geht man zur nächsten Vertragswerkstatt oder zum Betrieb seines Vertrauens. Was der Schrauber um die Ecke bietet, bleibt oft ein Geheimnis. 

Die Online-Portale heizen den Preis-Leistungs-Wettbewerb unter den Werkstätten an

Autoscout24 und Fairgarage wollen mit ihren neuen Online-Vergleichsportalen die Preise für jedermann transparent machen. Der Kunde sieht auf einen Blick, was die Reparatur oder Inspektion kostet und welche Dienste im Preis inbegriffen sind. Bei Fairgarage kann sich der Kunde über sämtliche Verschleiß- und Instandsetzungsreparaturen informieren.

Autoscout24 hat sich vorerst auf Inspektionen spezialisiert. "Wir sind überzeugt, dass mit dem Werkstattportal ein Preis-Leistungs-Wettbewerb entsteht, der gut für den Kunden, aber auch für gut arbeitende Werkstätten ist", erklärt André Stark, Geschäftsführer bei Autoscout24. Von den Verbrauchern ernten sie dafür viel Lob, bei den Werkstätten gehen die Meinungen aber auseinander. Kein Wunder, hat sich der Service-Bereich doch für viele Betriebe mehr und mehr zu einem wirtschaftlichen Rettungsanker entwickelt. Der Profit aus den Autoverkäufen ist schon lange rückläufig. Die Preisunterschiede der einzelnen Werkstätten für gleiche Leistungen sind teilweise gravierend.

Zentralverband Deutsches Kraftfahrtgewerbe (ZDK) bremst die Euphorie der Verbraucher

Auf der Vergleichsseite von Autoscout24 haben wir uns nach den Inspektionskosten für einen zwei Jahre alten Audi A3 Sportback 1.8 TFSI mit einer Laufleistung von 25.000 Kilometern umgesehen. In Köln fanden wir im Umkreis von 40 Kilometern 137 Angebote. Der günstigste Anbieter, eine freie Werkstatt, verlangte für den Service mit Ölfilterwechsel 106 Euro netto, der teuerste, eine Audi- Vertragswerkstatt 286 Euro – ein Mehrpreis von 170 Prozent.

Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrtgewerbe (ZDK) bremst allerdings die Euphorie der Verbraucher. "Werkstattleistungen lassen sich trotz scheinbarer Standardisierungen nicht allein über den Preis vergleichen", erklärt ZDK-Sprecher Ulrich Köster. "Der Billigste ist fast nie der Beste." Umso erstaunter waren wir beim Blick auf die angebotenen Zusatzleistungen in unserem Test.

Während beim billigsten Anbieter ein Ersatzwagen oder ein Holund Bringservice im Preis inbegriffen sind, bleibt Kunden beim teuersten Anbieter nur der Weg zu Bus und Bahn. Der Werkstattleiter des günstigsten Anbieters, Rifat Ugur Aslankaya, begründet seinen Dumpingpreis mit den niedrigen Fix-Kosten seines Betriebs. "Wir sind lediglich fünf Mann und zahlen zudem keine Pacht für die Werkstatt, dadurch sparen wir einiges." Schon zwei bis drei Kunden die Woche gewinnt Aslankaya über das Werkstattportal von Autoscout24.

Freie Betriebe sollten vorerst die Portale beobachten und abwarten

Manfred Kaufhold, Präsident des Bundesverband freier Kfz-Werkstätten, rät freien Betrieben dennoch zu Geduld. "Solange sie es nicht nötig haben, sollten markenungebundene Werkstätten noch abwarten und die Portale beobachten." Unter den 137 Treffern bei unserem Autoscout24-Test fanden sich aber auch zahlreiche Vertragswerkstätten mit vergleichsweise günstigen Preisen wieder.

"Für markengebundene Werkstätten sind die neuen Plattformen eine Möglichkeit, Neukunden fremder Fabrikate zu gewinnen", erklärt Kaufhold. Experten raten Kunden bei günstigen Angeboten aber, genau auf die Rechnung zu schauen. "Wer sich seine Werkstatt über ein Vergleichsportal aussucht, sollte gerade in der Anfangsphase die Aufträge von Rechnungsprüfern kontrollieren lassen", rät Christian Krumrey von Fleet Advokat. "Im Werkstattvergleichsportal steht nicht die Rechnung, sondern nur ein Angebot der Werkstatt", warnt der Rechtsanwalt. Oftmals liegt die Rechnung um bis zu 30 Prozent höher als der Kostenvoranschlag.

Unternehmen legen bei ihren Flotten mehr Wert auf Zusatzleistungen

Noch etwas zurückhaltend bei der Nutzung der neuen Vergleichsportale sind die gewerblichen Kunden. "Unser Schwerpunkt liegt heute bei den privaten Kunden. Das Interesse von Unternehmensflotten und Leasinggesellschaften ist aber jetzt schon groß", versichert Christian Hille, Geschäftsführer bei Fairgarage. Unternehmen hätten bei den Werkstattportalen die Möglichkeit, ihre Flotten teilautomatisiert und tagesaktuell zu steuern.

Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Fuhrparkmanagement, sieht die Werkstattvergleichsportale für Flotten als weniger geeignet an. "Der Großteil der Unternehmen verfügt über Fahrzeuge mit Garantie", erklärt Prinzing. Da stünde weniger der Preis im Vordergrund, sondern eher die Zusatzleistungen und der Service. Zudem seien viele an bestimmte Vertragswerkstätten gebunden.