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Porsche Exclusive Manufaktur Kunde König

Porsche Foto: Porsche 20 Bilder

Pinkfarbene Ledersitze, grasgrüne Karosserie? Über Geschmack kann man streiten, doch auf Wunsch macht die Porsche Exclusive Manufaktur alles möglich.

Mitten im Porsche-Werk 2 in Stuttgart-Zuffenhausen, direkt hinter der Werksabholung, verbirgt sich in einem unscheinbaren Gebäude die Abteilung, die teure Autos noch teurer macht. Sollte der Käufer nicht mit den 600 Optionen der normalen Preisliste auskommen, so bauen ihm die Mitarbeiter der Porsche Exclusive Manufaktur sein individuelles Traumauto. Kaum ein Wunsch, den die rund 150 Mitarbeiter in Zuffenhausen sowie im Werk Leipzig nicht erfüllen. Ein Wappen auf dem Sitz? Kein Problem. Innenausstattung in der Farbe eines Lippenstifts? Wird erledigt. »Der hohe Individualisierungsgrad macht einen wichtigen Teil der Marke Porsche aus«, sagt Boris Apenbrink, Chef der Exclusive-Fahrzeuge.

Design ist den Kunden sehr wichtig

Dabei kann der Käufer sowieso schon aus zig Lackierungen und Lederausstattungen in bis zu zwölf Farben wählen. Manche Extras werden nur in jedem hundertsten Auto verbaut. Bei großen Herstellern ist das logistisch kaum vorstellbar. Doch auch eine relativ kleine Marke wie Porsche kommt an ihre Grenzen. »Für die Kollegen in der Produktionsplanung sind unsere Sonderwünsche ein Graus«, sagt Papenbrink. »Doch Design ist ein extrem wichtiger Verkaufsfaktor für uns.«

Trotzdem legen immer noch zwei bis drei Prozent der Kunden viele Tausender drauf, um einen nach ihren eigenen Vorstellungen zusammengestellten Porsche zu fahren. Ein Unikat. Besonders die Käufer des 911 sind spendabel, wenn es um Individualisierung geht. Je teurer die Basis, je stärker der Motor, desto eher die Bereitschaft, sich an die Exclusive-Abteilung zu wenden.  

Sonderwünsche passen nicht zur schlanken Fließbandfertigung

Komplett fertige Autos muss sie dann zurück- und umbauen. Die schlanke Fließbandfertigung ohne Lagerhaltung erlaubt es nicht, zwischendurch einfach einen andersfarbigen Spiegel oder eine Zweifarb-Lackierung einzuschieben. Verlangt der Kunde ein mit rosafarbenem Leder bezogenes Armaturenbrett, so wird die originale Konsole komplett ausgebaut und ausgetauscht. Auch Lenkräder tauschen die Mitarbeiter der Exclusive-Abteilung. Die Originale kommen in den Müll, aus Sicherheitsgründen, wegen des Airbags.

Obwohl der Zulieferer Lear Ledersitze fix und fertig ans Band liefert, leistet sich Porsche als einer der wenigen Hersteller eine eigene Sattlerei und Näherei. Deren 300 Mitarbeiter haben ebenfalls genügend zu tun, denn sie stellen all die anderen belederten Teile her, von der Seitenverkleidung bis zum Innenspiegel. Die Wege sind kurz, die 300 Kollegen sitzen im Bau 61 gleich nebenan. „So können wir schnell auf Sonderwünsche reagieren“, sagt Markus Kühnle, der Prozessplaner der Sattlerei. „Bei uns ist der Kunde König, wir versuchen jeden Wunsch umzusetzen“, sagt er und streicht dabei fast schon liebevoll über eine große, rotes Lederhaut, die auf ihre Weiterverarbeitung wartet. „Häute von Kühen aus Stallhaltung eignen sich besser als von Freilauf-Rindern, weil sie sich seltener verletzen“, erklärt Kühnle.

Die Haut wird auf eine Trommel gespannt, ähnlich wie in einer Heißmangel. Während sie ein Mitarbeiter auf Farbfehler und Unregelmäßigkeiten untersucht, vermisst der sogenannte Conveyor das Leder und berechnet, wie viele Armlehnen, Sonnenblenden, Lenkräder oder Armaturenbretter sich damit beziehen lassen. Das Schnittmuster gibt die Maschine an den Cutter weiter. Sie fixiert die Haut auf einer riesigen, perforierten Platte und schneidet sie mit einem 2.500 bar starken Wasserstrahl. Nur rund 65 Prozent der Haut lassen sich verwenden, den Rest wird verkauft und zu Schlüsselanhängern, Taschen oder Geldbörsen verarbeitet.

80.000 Farb- und Materialkombinationen

In einem großen Saal nebenan rattern Nähmaschinen. In zwei Schichten fügen die Mitarbeiter der Näherei die Lederstücke zusammen. Über den Maschinen ein Sammelsurium bunter Garne. Weiß neben Rot neben Gelb neben Schwarz: Gut 80.000 Farb- und Materialkombinationen seien theoretisch machbar, sagt Kühnle.
Trotz der Hightech-Produktion am Band stecke viel Handarbeit in einem Porsche, sagt Apenbrink und zeigt stolz auf einen Panamera am Rande der Halle. Dessen Türen changieren in einem dunklen Braun, das zum Heck hin ins Schwarz der restlichen Karosserie übergeht. „Von Hand lackiert“, sagt Apenbrink.

Der derzeit teuerste Porsche kostet fast 250.000 Euro

Dieser Panamera Turbo S ist auch ein Produkt der Exclusive Manufaktur, weltweit streng auf 100 Stück limitiert und brutto exakt 249.877 Euro teuer. „Die Panamera Exclusive Series spielt in einem Segment mit Marken wie Bentley oder Rolls-Royce“, sagt Apenbrink. Die Limitierung mache den Wagen so begehrenswert, dass bereits wenige Tage nach der Vorstellung in den USA Ende November 2014 das Kontingent für den amerikanischen Markt weg war.

Den hohen Preis – immerhin kostet der von der Porsche Manufaktur veredelte Panamera mit langem Radstand brutto nochmals rund 50.000 Euro mehr als die nicht eben ärmliche Executive-Version des 570 PS starken Turbo S - begründet Apenbrink mit der luxuriösen Ausstattung. Ein Soundsystem von Burmester ist ebenso an Bord wie die neueste Generation eines Entertainmentsystems mit zwei 10,1 Zoll großen Touchscreens samt schnellem Internetzugang für die Fondpassagiere.

Erstmals verwendet Porsche Leder der italienischen Edelmanufaktur Poltrona Frau. Mit einer speziell für die Sonderedition entwickelten Perforation für eine noch bessere Sitzbelüftung und dickeren Seitenwangen, um die Passagiere „das edle Leder noch besser spüren zu lassen“, wie es der für den Panamera zuständige Verkaufsleiter Stefan Utsch formuliert. „Der Panamera Exclusive Series ist die derzeit luxuriöseste Form, einen Porsche zu fahren.“ Doch wer glaubt, mit rund 250.000 sei das Ende der Fahnenstange erreicht, muss nur einen Blick in die Preisliste der Exclusive Series werfen. Rückfahrkamera, Verkehrszeichenanzeige oder Radartempomat, Assistenzsysteme also, mit denen heute mancher Mittelklassewagen schon serienmäßig vorfährt, kosten nochmals extra.

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