Prüfstationen bleiben offen Dekra prüft Corona-Masken

Foto: Dekra

Corona beeinflusst auch die Geschäfte von Dekra. Die mehr als 500 Dekra-eigenen Prüflokationen für Fahrzeuge bleiben geöffnet – buchstäblich zur Sicherheit.

Die Welt verlangt nach Sicherheit. Das gilt auch in der Coronakrise, wie die Prüforganisation Dekra bestätigt. Zum Beispiel ist ein Labor des Unternehmens in Essen eine von drei notifizierten Stellen zur Prüfung von Atemschutzmasken in Deutschland.

Auf Basis eines speziell für Covid-19 angepassten Prüfgrundsatzes testet Dekra die Schutzwirkung von Corona-Masken. „Unsere Experten in Essen leisten mit ihrer Arbeit im Dreischichtbetrieb – inklusive Wochenendarbeit unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen – einen wichtigen Beitrag, dass künftig viel mehr Masken verfügbar sind“, erklärte Dekra-Vorstandschef Stefan Kölbl bei einer Videokonferenz vor Journalisten am Dienstag in Stuttgart. Die Nachfrage sei groß, ergänzte Dekra-Vorstandsmitglied Clemens Klinke. Allerdings sagte er auch: „Viele Masken bestehen die Prüfung leider nicht.“ Das heiße aber nicht, dass die Masken dann wertlos seien - sondern zum Beispiel einsetzbar wie eine selbst gebastalte Maske sind.

Dekra schafft Wechsel ins virtuelle Klassenzimmer

Doch nicht nur am Beispiel der Maskenprüfung zeigt sich, dass die Coronakrise erheblichen Einfluss auf die Geschäfte von Dekra hat. Weil Präsenztermine aufgrund der verhängten Kontaktbeschränkungen zurzeit nicht möglich sind, setzt das Unternehmen stark auf digitale Schulungen. So habe die Dekra Akademie den Umzug des Trainingsbetriebs ins „virtuelle Klassenzimmer“ mit großer Kraftanstrengung erreicht, bilanzierte Kölbl. Dadurch könnten im Durchschnitt 70 Prozent der Trainings abgehalten werden. Hauptnutzer dieser Webseminare seien Speditionen und Handelsunternehmen.

Wo aber doch noch das analoge Klassenzimmer erforderlich ist, soll es Schulungen und Termine nach der Corona-Pandemie geben. Schon vor der Corona-Zeit hatte Dekra virtuelle Lernangebote im Umgang mit Gefahrstoffen im Programm, bei denen in Kooperation mit dem IT-Dienstleister 3spin auch VR-Brillen zum Einsatz kommen, die die Praxis simulieren. Als eine Zielgruppe für diese Angebote macht Dekra Tankwagenfahrer aus. Mit dem digitalen Training könne man die Fahrer auf Gefahren und Fehlerquellen vorbereiten sowie mögliche Folgekosten erheblich reduzieren, heißt es.

Digitales Schadenmanagement mithilfe einer Dekra-App

Ebenfalls einen Digitalisierungsschub erhalten haben laut Dekra die Bereiche Audits, Zertifizierungen und Schadenbewertungen. Mithilfe der Schadengutachten-App „Dekra i2i“ können Kunden Bilder oder Videos von Schäden an die Prüforganisation übermitteln, ein Dekra-Experte kann sich bei Bedarf über die Kamera am Rechner zuschalten und sich live selbst ein Bild vom Geschehen machen.

Foto: DEKRA/Christian Kruppa
Dekra-Vorstandschef Stefan Kölbl: Alle 500 Dekra-eigenen Prüflokationen in Deutschland bleiben geöffnet.

Corona beeinflusst aber auch das Kerngeschäft von Dekra, die periodische Fahrzeugprüfung. Hier ergibt sich von Land zu Land ein unterschiedliches Bild. In Deutschland wurden die Prüfdienstleistungen als systemrelevant eingestuft, weil dadurch die Sicherheit im Straßenverkehr und das Funktionieren von Logistikketten garantiert werden. „Unsere mehr als 500 eigenen Prüflokationen sind bundesweit und flächendeckend geöffnet – wir prüfen weiterhin auch in Kfz-Werkstätten“, erklärte Kölbl. Der Mindestabstand und das Einhalten von Hygieneregeln seien dabei gewährleistet.

Auch in Frankreich ist Lkw-Prüfung gesichert

Auch in Frankreich sei die Prüfung der Lkw-Flotten noch garantiert, heißt es – während für Autos nur noch jede zehnte Prüfstelle geöffnet sei. In Italien sei die Fahrzeugprüfung bis Oktober ausgesetzt, auch in Spanien und der Slowakei seien die Prüfstellen geschlossen. Mehrheitlich geöffnet seien die Prüfstationen in Schweden, Dänemark und Tschechien. In den USA variiere das Ganze von Bundesstaat zu Bundesstaat. Und in China würden die Kapazitäten gerade wieder nach oben gefahren.

Die Coronakrise wird auch Spuren in der Dekra-Bilanz hinterlassen – davon geht Dekra-Chef Kölbl auch aufgrund der Entwicklung im ersten Quartal aus. In den ersten drei Monaten 2020 sei der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent gesunken. Eine Prognose fürs Gesamtjahr hält er für nahezu unmöglich. „Das hängt von der weiteren Dauer des Shutdowns ab“, sagte Kölbl. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Dekra seiner Einschätzung zufolge nach 16 Jahren den Wachstumspfad verlassen. Das vorige Geschäftsjahr dagegen war noch von Wachstum geprägt: Dekra schloss das Jahr 2019 mit einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro ab – zugrunde liegt eine Steigerung von zwei Prozent. Das Ergebnis belief sich auf knapp 202 Millionen Euro, was einem Rückgang von fünf Prozent gegenüber 2018 entspricht. Zum Jahresende beschäftigte das Unternehmen weltweit rund 44.000 Mitarbeiter.