Ralph Feldbauer, Leiter Riskmanagement Allianz "Ursachenanalyse ist wichtig"

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Wie man Schäden im Fuhrpark vermeidet und warum die Führungskräfte des Unternehmens für Unfallursachen sensibilisiert werden müssen.

Herr Feldbauer, die Schadenquoten sind in Fuhrparks höher als bei Privatpersonen. Wie kann ein Flottenmanager mit Risikomanagement gegensteuern?

Ich widme mich dem Thema Schadenprävention und Risiko­management im Flottenbereich seit nahezu 20 Jahren sehr intensiv. Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass es nur wenige Schäden gibt, die einfach nur passieren. Es steckt immer eine Ursache hinter einem Unfall. Die unternehmerische Investition sollte sein, sich mit der Ursachenanalyse zu beschäftigen, damit man den gleichen Schaden kein zweites Mal erleben muss.Wo liegen aus Ihrer Sicht die häufigsten Versäumnisse?

Viele Firmen setzen sich zu wenig mit der eigentlichen Ursachenanalyse auseinander. Man sagt sich oft nur, dass immer etwas passieren kann, und dafür gebe es ja eine Versicherung. Wenn man sich aber nach einem Unfall mit der Ursachenthematik beschäftigt, gelangt man in der Regel immer zu wertvollen Erkenntnissen. Das ist praxisbezogen und oft weniger aufwendig, als man denkt.

Und wie kann man mit diesen Erkenntnissen Schäden am einfachsten vorbeugen?

Man muss sich tatsächlich Zeit für den Mitarbeiter nehmen und im gemeinsamen Gespräch erarbeiten, was aus Sicht des Fahrers die eigentliche Ursache für den Unfall war. Und dann herausfinden, welche Themen ein Präventionsansatz wären. Aber insgesamt ist Risikomanagement im Wirkungsansatz ein Gesamtkonzept. Es funktioniert nur dann gesamtheitlich, wenn die Geschäftsführung involviert ist und hinter dem Thema steht.

Um welche Schäden geht es bei solchen Gesprächen am häufigsten?

Klassisch im Flottenbereich sind neben Auffahrunfällen Schäden, die beim langsamen Fahren entstehen. Beim Parken beispielsweise, beim Umgang mit dem Fahrzeug und beim Rangieren. Diese vermeintlich kleinen Schäden tun dem Fuhrpark aber sehr weh.

Können Sie Ursachen für diese Unfallarten nennen? Sind die Fahrer heute häufiger abgelenkt als vor wenigen Jahren?

Das kann man schon sagen. Oft macht der Fahrer viele Dinge nebenbei und konzentriert sich nicht mehr aufs eigentliche Fahren. Eine Ablenkungsstudie der Allianz zeigt ganz klar, dass beruflich viel fahrende Personen ein doppelt so hohes Schadenpotenzial haben wie Normalfahrer. Das hat auch viel mit dem Umgang mit Dienstfahrzeugen zu tun. Wir wundern uns zum Beispiel, dass man für den Beifahrersitz Büroablagesysteme kaufen kann. Wenn das Auto als rollendes Büro gesehen wird, sind Unfälle vorprogrammiert.

Welche Ansätze empfehlen Sie zur Risikominimierung?

Wichtig ist die Sensibilisierung der Unternehmen von oben nach unten. Die Geschäftsführung muss die steigende Ablenkung als Risiko erkennen. Selbst Profis und Vielfahrer kommen nicht in jedem Auto auf Anhieb mit der Bedienung zurecht, ganz zu schweigen von der immensen Ablenkung durch Telefonate. Die Einsparmöglichkeiten durch vermiedene Unfälle sind so enorm, dass es sich sogar lohnen kann, aufs Telefon im Auto zu verzichten.

Das würde im Außendienst bestimmt schlecht ankommen. Was macht denn einen Schaden so teuer?

Da kommen ja allerhand indirekte Kosten auf die schadensbedingten Kosten obendrauf: Das Fahrzeug steht, man braucht ein Ersatzfahrzeug, der Mitarbeiter fällt aus, die Reparatur muss organisiert werden. Wenn wir das sauber im Rahmen eines Risikomanagementkonzeptes deklarieren, erkennt jeder Kostenverantwortliche im Fuhrpark sofort, dass er sich dringend um das Thema kümmern muss. Der gesamtheitliche Ansatz beginnt schon beim Einkauf. Welche Sicherheitssysteme sollen ins Auto, wie ergonomisch ist das Auto, wie schule ich meine Fahrer? Diese Themen werden in Zukunft elementar.

Aber wie überzeuge ich meinen vielfahrenden Außendienstler, eine Fahrzeugschulung zu besuchen?

Das ist für Fuhrparkleiter in der Tat eine Herausforderung. Nach einer Einweisung fanden bisher aber selbst die kritischen Fahrer nur Gutes an der Schulung. Denken Sie an die heutigen Infotainmentsysteme und wie sie mit den Geschäftshandys verbunden sind. Da gibt es schon ein riesiges Themenfeld, in dem wir die Fahrer sensibilisieren können. Wir gehen mit speziellen Fahrtrainern auf alle Besonderheiten der Autos ein, das dauert schon mal drei bis vier Stunden. Oft bieten wir diese Schulungen auch in Verbindung mit anderen Fach­vorträgen an. Wenn im Jahr nur ein oder zwei Schäden mit einem Durchschnittsaufwand von 5.000 Euro vermieden werden, hat sich das für die Unternehmen schon gelohnt.

Zur Person

Ralph Feldbauer ist bei der Allianz Versicherung für Riskmanagement Flotte verantwortlich. Vorher bekleidete er zahlreiche Fach- und Führungspositionen und bringt 20 Jahre Erfahrung im Themenfeld mit. Er ist überzeugt, dass Risikomanagement die intelligenteste unternehmerische Investition ist, da sie die Sicherheit erhöhe, Kosten reduziere und den Ertrag nachhaltig sichere.