Reifen für Elektroautos Eine Frage des Profils

BMW i3 2013 Foto: Uwe Fischer

Eco oder Standard – welche Reifen passen besser zum Elektroauto? Reifentests helfen bei der Entscheidung.

Bei Elektroautos geht’s meist um eins: Wie weit kommt der Stromer? Deshalb tun Ingenieure alles, um den Luftwiderstand zu senken. Mehr Reichweite kann aber auch die Wahl der richtigen Reifen bringen. Schließlich muss der Motor weniger Kraft aufbringen, wenn sie leichter rollen. Seit das EU-Reifenlabel den Rollwiderstand beziehungsweise die Auswirkungen auf den Verbrauch ausweist, spielt die Rollfähigkeit auch eine zunehmend wichtige Rolle in der Reifenentwicklung. Allerdings zeigen Tests immer wieder: Geringer Rollwiderstand und beste Haftung vor allem bei Nässe lassen sich nicht so einfach unter einen Hut bringen. Deshalb schmücken sich die Ökoreifen mit Label AB oder gar AC, was nichts anderes heißt als: top im Rollwiderstand, aber etwas schlechter in der Haftung auf nasser Straße.

Sehr gute Sommerreifen tragen dagegen häufig das Label BA oder gar CA. Sie patzen also beim Rollwiderstand, haben aber mehr Reserven bei Nässe. Um es zu verdeutlichen: Zwischen A und B liegen drei Meter, die das Auto bei einer Vollbremsung aus 80 km/h früher zum Stehen kommt. Im Zweifel bedeuten die den Unterschied zwischen einem leichten Auffahrunfall und einem Totalschaden.

Trotzdem werden neue Elektroautos häufig mit Ecoreifen verkauft. Modelle wie Conti Eco Contact, Bridgestone Turanza Eco oder Nokian E-Line werben dafür, dass sie auch für den Einsatz auf Elektroautos entwickelt wurden. Spätestens wenn sie abgefahren sind, stellt sich für Flottenmanager aber die Frage: Welche Reifen sollen sie als Ersatz aufziehen? Wieder besonders leicht laufende – oder aus Sicherheitsgründen doch eher Standardsommerreifen mit Top-Haftung?

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Unsere Kollegen von "auto motor und sport" ­gingen dieser Frage nach und verglichen auf einem VW e-Golf Ecoreifen mit den beiden Reifentestsiegern Conti Premium Contact 6 und Nokian Wetproof. ­Erstes Ergebnis: Mit dem von VW standardmäßig ­aufgezogenen Bridgestone Turanza T001 Eco schaffte der e-Golf 234 Kilometer. Der Conti Premium Contact 6 war nur für 206, der Nokian Wetproof für 211 Kilometer gut. Dafür verkürzen diese Top-Standard­reifen die Bremswege bei Nässe um ein bis zwei Meter, schwimmen bei Aquaplaning später auf und bringen insgesamt ein sichereres, präziseres und verlässlicheres Fahrverhalten.

Reichweite VW e-Golf Reifen
VW lieferte den e-Golf standardmäßig mit Leichtlaufreifen von Bridgestone aus. Damit schafft der Golf die größte Reichweite.

Ein Blick aufs Profil erklärt einiges. Rollwiderstands­optimierte Pneus haben weniger tiefe Rillen. Das verringere die Menge an Gummi, die beim Abrollen permanent verformt werden müsse, wie Reifentestchef Thiemo Fleck erklärt. Mit der Folge, dass Ecoreifen leichter und steifer sind. Im Gegenzug kann sich das härtere Gummi nicht so gut mit der Straßenoberfläche verzahnen. Der Bremsweg verlängert sich, und die Räder drehen beim Anfahren an steilen Auffahrten schneller durch.

Wären dann breitere Sportreifen die bessere Wahl für das Elektroauto? Nur bedingt. Im Test von "auto motor und sport" fuhr sich der e-Golf auf einem ­Breitreifen des Formats 225/45 R 17 zwar agil und bremste hervorragend auf trockener Straße. Bei Nässe schwamm er aber früher auf, und die Reichweite sank um weitere zehn Kilometer.

Ob sie die Fahrsicherheit zugunsten der Ökonomie aufs Spiel setzen wollen, müssen Flottenmanager letztlich selbst entscheiden. Vernünftige Alterna­tiven zu den Ecoreifen gibt es jedenfalls genügend. "Ein guter Reifen auf einem Standard-Pkw bleibt auch auf einem E-Auto ein guter Reifen", fasst Reifentestchef Thiemo Fleck zusammen.