An der Sicherheit der Firmenwagen darf kein Flottenmanager sparen. Wir zeigen die besten Winterreifen der Größe 195/55 R 16, passend für VW Polo, Seat Ibiza, Ford Fiesta und viele andere.
Bei Kleinwagen im gewerblichen Alltag reicht die Spanne vom mager motorisierten Low-Budget-Poolfahrzeug bis zum Kilometerfresser für den Außendienst. Herausforderungen, die bei Winterreifen schon mal Kompromisse bei der Schneetraktion einfordern, müssen sich Winterreifen für Kleinwagen aber eher nicht stellen. Wenig PS unter der Haube erlaubt es, weichere, kälteflexiblere und damit schnee- und eisgriffigere Gummimischungen zu verwenden. Und da die Reifen meist schmaler sind, können sie Schneematsch und Schmelzwasser leichter verdrängen und schwimmen nicht so schnell auf. Alles Gründe, warum die kleinen Autos im Winter oft besser und sicherer durchkommen als große.
Mit welchem Reifen das bei Schnee und Eis am besten klappt und wie die Wintergummis mit anderen Widrigkeiten dieser Jahreszeit, ganz besonders mit nasskalten Fahrbahnen, zurechtkommen, haben wir aufwendig getestet, unter anderem in Schwedisch-Lappland.
Im begleitenden Lkw mit dabei waren neben dem Vorjahressieger Bridgestone Blizzak LM 005, der BF Goodrich G-Force Winter 2, der neue Conti Winter Contact TS 870, der eher preisgünstige Falken Eurowinter HS01, der neue Goodyear Ultra Grip 9+, der GT Radial Champiro Winter Pro2, der bewährte Michelin Alpin 6, der Pirelli Cinturato Winter, Toyos Observe S 944 und nicht zuletzt Vredesteins neuer Wintrac.
Welcher davon mit den winterlichen Bedingungen am ehesten fertig wird, zeigen die Brems-, Traktions-, Seitenführungs- und Handlingtests auf Schnee: Hier ist der BF Goodrich nicht zu schlagen, führt mit deutlichem Abstand und wäre somit aus unserer Auswahl die Empfehlung für Firmenwagen in besonders schneereichen Regionen. Gute Leistungen zeigen auch Pirelli, Continental, Bridgestone und Vredestein – nur Toyo verliert mit langen Bremswegen und wenig Kurvengrip den Anschluss.
Aber sind schneebedeckte Fahrbahnen in Mitteleuropa wirklich noch winterliche Realität? In vielen Regionen eher nicht. Zwar muss ein guter Winterreifen diesen Straßenzustand beherrschen, wichtiger ist, kalte und nasse Fahrbahnen im Griff zu haben. Dabei entscheidend: Wie gut haftet der Reifen beim Bremsen auf feucht-glitschigem Asphalt? Welche Reserven bietet er in etwas zu schnell angegangenen Kurven? Wie reagiert er, wenn sich in Spurrinnen oder zwischen Schneematschresten plötzlich Pfützen bilden und Aquaplaning droht? Bleibt er dann auch für unerfahrene Fahrer beherrschbar?
Schneetest in Schweden, Fahrtest auf nasser und trockener Piste in Deutschland
Das testeten wir wenige Wochen später und drei Tagesreisen weiter südlich auf einem Prüfgelände im Norden Deutschlands. Hier überprüfen wir die Fähigkeiten jedes Reifenmodells genau dort, wo es drauf ankommt: im Grenzbereich. Wir messen die Bremswege, vergleichen den Grip an der Haftgrenze und fahren in exakt vorgegebenen Geschwindigkeitsstufen – auch in Kurven – durch künstliche Pfützen. Ebenso prüfen wir, wie sicher sich der Wagen bei Fahrfehlern wieder unter Kontrolle bringen lässt.
Wer vor allem sehr gute Nässeeigenschaften fordert, findet mit dem Bridgestone Blizzak LM 005 den dort mit Abstand zuverlässigsten Reifen. Keiner haftet besser in nassen Kurven, besonders jedoch beim Verzögern: Seine Bremswege aus Tempo 80 fallen stabil fast zwei Meter – eine halbe Wagenlänge – kürzer aus als die des härtesten Wettbewerbers. Vor allem beeindruckend: An der Stelle, an der der Bridgestone-bereifte Polo bereits zum Stehen kommt, rauscht ein mit GT-Radial-Reifen versehener zeitgleich vollgebremster Wagen noch mit rund 25 km/h, auf Pirelli Cinturato gar mit fast 32 km/h vorbei. Nicht auszudenken, wenn es zwischen diesen Fahrzeugen zum Crash käme.
Der Nässe-Champion heißt Bridgestone Blizzak LM 005
Auf Nässe kann also dem Bridgestone keiner das Wasser reichen. In seine Nähe kommen mit guten Leistungen nur Goodyear Conti und Vredestein. Auch Falken schafft es, mit akzeptablen Ergebnissen sogar Michelin zu distanzieren; GT Radial und Toyo kämpfen noch mit Detailschwächen. Und BF Goodrich, wie Pirelli zeigen erneut, dass sich guter Grip auf Schnee nachteilig auf die Nässeeigenschaften auswirken kann.
Ginge es nur um den Aquaplaningschutz, also die Fähigkeit, etwa bei Starkregen oder in Spurrinnen Wasser oder auch Schneematsch aus dem Reifenprofil zu verdrängen, läge Pirelli an der Spitze. So gut kann das kein anderer. Recht sicher sind in dieser Disziplin Conti und erneut Bridgestone. Auch Goodyear und Falken kommen mit den Gegebenheiten bei kräftigem Niederschlag gut zurecht.
Und wie sieht es auf trocken-kalten Straßen aus? Ist der Bridgestone auch hier unschlagbar? Nein, das ist das Revier des Michelin, der hier das Feld mit überragender Haftung, hoher Fahrpräzision und kürzesten Bremswegen hinter sich lässt. Im Wesentlichen liegen die sicherheitsrelevanten Ergebnisse der zehn Kandidaten im Trockenen recht nahe beieinander: Bridgestone und Vredestein sind Michelin knapp auf den Fersen, Toyo überrascht mit erstaunlicher Kurvenfestigkeit und sicher-schnellen Rundenzeiten beim Trockenhandling, nur Falken und Goodyear fallen wegen etwas längerer Bremswege aus dem Rahmen.
Die Frage "Welchen Reifen für wen?" hätten wir damit auch schon fast geklärt. Für alpine Regionen mit viel Schnee: BF Goodrich. Wer sich ausgeprägte Sicherheit auf Nässe wünscht, kommt am Bridgestone nicht vorbei. Und wer fieses Winterwetter aller Art tendenziell meidet, dafür beste Fahrdynamik und hohe Sicherheit auf trocken-kalten Straßen schätzt, für den ist der präzise, aber teure Michelin die beste Winterwahl. Der Generalist? Das ist, das hat unser Ritt durch die Jahreszeiten bewiesen, der Bridgestone, der mit guten Leistungen in allen Disziplinen die Konkurrenz hinter sich lassen konnte. Selbst im Preis, denn aktuell ist der Japaner noch im mittleren Bereich um 85 Euro zu haben.
Warum er dennoch nicht die Bestnote einfährt? Diese vergleichsweise kleine Reifengröße im Test könnte gegenüber den höherwertigen, teureren Reifen für sportive Kompakt- und Mittelklassefahrzeuge aus unserer Sicht durchaus engagierter abgestimmt und produziert werden. Denn auch Kleinwagen haben sich in Sachen Sicherheit das ganze Know-how des Reifenbaus verdient.