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Renault Clio, Captur und Mégane E-Tech (2021) Kraft der drei Herzen

Renault E-Tech Range 2021 Foto: Renault 14 Bilder

Renault kombiniert in den Plug-in Hybriden Mégane und Captur sowie im Vollhybriden Clio einen Benziner mit zwei E-Motoren. Der hohe Umweltbonus sorgt dabei aber für einen kuriosen Effekt.

In Sachen Elektromobilität spielt Renault schon lange vorne mit. Zumindest, was batterieelektrische Autos angeht. Der Kangoo Z.E. war eines der ersten, Zoe eines der meistverkauften und das E-Quad Twizy eines der witzigsten E-Mobile der letzten Jahre.

Doch erst jetzt, pünktlich zur Einführung der erhöhten Umweltprämie, bringen die Franzosen ihre ersten Plug-in Hybride, nämlich Mégane Grandtour (Fünftürer folgt später) und Captur. Zusätzlich führen sie eine normale Hybridversion des Clio ein, ohne Steckdosenanschluss. Insgesamt will Renault bis 2022 zwölf Hybridmodelle auf den Markt bringen.

Alle drei verwenden einen 91 PS starken Saugbenziner mit 1,6 Liter Hubraum. Kein Turbo? Das klingt erstmal nach Verzicht, soll aber Kosten sparen und eine lange Lebensdauer garantieren. Außerdem fahren sich die neuen Modelle richtig spritzig. Das Geheimnis liegt in den beiden E-Motoren, welche die Franzosen an den Vierzylinder andocken. Der kleinere hält den Verbrenner auf Touren und ermöglicht ruckfreie Gangwechsel. Der stärkere hilft beim Vortrieb. Bei den Plug-in Modellen ist der Elektroantrieb etwas stärker ausgelegt als im Clio, weshalb der Kleinwagen auf 140, Mégane und Captur auf 158 PS kommen.

Renault verbaut ein neues kupplungsloses Getriebe mit 15 definierten Fahrmodi. Trotzdem funktioniert das System ähnlich wie in den bekannten Hybridmodellen von Toyota oder Lexus. Entweder schieben E-Motor und Verbrenner zusammen an, oder der Verbrenner lädt parallel die Batterie auf. Allerdings fahren alle E-Tech-Modelle grundsätzlich elektrisch an, weshalb man die Batterie auch nie leerfahren kann.

Renault Mégane E-Tech 2021 Foto: Renault
Zuerst bekommt nur der Megane Kombi einen Plug-in Motor. Der Fünftürer folgt später.

Mégane und Captur kombinieren das System zusätzlich mit einer vergleichsweise kleinen Batterie (9,8 kWh), die ihm SUV sogar unter die Rückbank passt. So nimmt sie keinen Platz weg und die Bank lässt sich wie beim Diesel oder Benziner verschieben. Im Kombi Mégane ist das den Ingenieuren zwar nicht gelungen, doch bei 389 statt 449 Liter Fassungsvermögen muss der Käufer des Plug-in Hybriden kaum Kompromisse eingehen.

Trotz des kleinen, nur 105 Kilo leichten Akkus sollen beide Modelle nach WLTP über 50 Kilometer elektrisch schaffen. Das spräche für ein sehr effizientes Gesamtsystem. Tatsächlich fällt auf, dass sie beim Bremsen oder Ausrollen viel Strom rekuperieren. Sichtbar ist das an der Reichweitenanzeige im Cockpit, die schon nach ein paar Hundert Metern Bergabrollen ein, zwei Kilometer mehr anzeigt.

Auch das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor passt. Da ruckelt nichts und man muss schon ganz genau hinhören, um zu erkennen, ob der Verbrenner nun mitläuft oder ob man elektrisch fährt. Erst ab 135 km/h, wenn sich die E-Motoren ausklinken, hört und fühlt sich der Benziner etwas angestrengt an. Dann schnellt auch die Verbrauchsanzeige wie bei jedem Benziner hoch.

Opel Grandland X Hybrid 4
Plug-in Hybrid als SUV

Beide Modelle werden mit dem Höchstsatz gefördert, sodass sich ihr Grundpreis von 28.235 Euro (Captur, alle Preise netto) beziehungsweise 29.400 Euro (Mégane) um 6.750 Euro reduziert. Der SUV Captur mit aufwändigem Stromanschluss kostet also nur noch gut 2.600 Euro mehr als der knapp 19.000 Euro teure Kleinwagen Clio, der nicht gefördert wird.

Damit dürften Händler in Argumentationsnöte kommen, wenn sie Kunden den Clio Hybrid schmackhaft machen wollen. Saftige Rabatte sind also programmiert. Wer dann zuschlägt, wird mit einem feinen Antrieb belohnt. Denn der Stadtflitzer geht dank Elektrounterstützung richtig gut, vor allem aus dem Stand heraus. Sein Akku speichert zwar nur knapp 1,2 kWh Strom, doch die genügen, um in der Stadt lange Strecken elektrisch zu fahren, das Ganze sogar bis 75 km/h. Außerdem lädt sich auch dieser Akku beim Ausrollen blitzschnell wieder auf. So sollen sich bis zu 80 Prozent des Stadtverkehrs elektrisch zurücklegen lassen. Wir haben es auf einer kurzen Testfahrt ausprobiert: Ein Verbrauch um die vier Liter ist in der Stadt machbar. Auch die Schaltwechsel klappen dank E-Unterstützung prima. Beim Beschleunigen jault der Motor nicht wie viele Hybridmodelle mit stufenlosem Getriebe auf, sondern schaltet die Gänge fix und ruckfrei durch. Allerdings lassen sich die Franzosen die Technik gut bezahlen: Der Clio Hybrid mit 140 PS kostet rund 2.150 Euro mehr als 130 PS starke Benziner.