Renault Twingo Electric Fahrbericht Stromer für die Innenstadt

Renault Twingo Electric 2020 Foto: Renault 10 Bilder

Mit dem elektrischen Twingo bringt Renault einen weiteren Stromer unterhalb des Zoe. Unsere Testfahrt klärt, was er kann.

Jede Scheidung birgt einen neuen Anfang. Bis zur Trennung von Renault und Smart war vereinbart: Die Schwaben bauen mit der Karosserie des Renault Twingo ihren elektrischen Forfour und die Franzosen verkaufen das Minicar nur als Benziner. Jetzt gehen die Partner getrennte Wege und Renault legt den Twingo als eigenes E-Auto auf.

Das peppig ausgestattete Sondermodell Vibes startet bei 22.125 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Wer sparen will, wartet bis Frühjahr. Dann kommt das rund 19.000 Euro teure Basismodell.

Obwohl Renault mit dem Zoe bereits ein kleines E-Auto anbietet, erschließt der Twingo Electric den Franzosen neue Kundengruppen. Denn Sozialdienste oder Unternehmen mit engem Budget lassen den mindestens 25.000 Euro teuren Zoe meist links liegen, greifen eher zu kleineren und billigeren Modellen von Smart, Skoda, Seat oder VW.

Obwohl der Zoe einiges größer und vom Komfort eine Fahrzeugklasse über dem Twingo angesiedelt ist, gibt es Gemeinsamkeiten. So übernimmt der Twingo dessen elektrischen Elektroantrieb samt der 21,4 kWh großen Batterie. Beides stammt allerdings noch aus der ersten Generation des Zoe, den es mittlerweile nur noch mit 40- oder 50-kWh-Akku gibt. Trotzdem funktioniert das Technik-Recycling sehr gut: 190 Kilometer, im Eco-Modus sogar 225 Kilometer Reichweite genügen für ein Auto dieser Größe völlig, und 82 PS reichen, um an der Ampel mehr als flott loszukommen. Aktive Fahrer können die Stärke der Motorbremse über den Schalthebel in drei Stufen verstellen. Allerdings bremst der Twingo selbst in Stufe 3 nur relativ verhalten, so dass echtes Ein-Pedal-Fahren nicht wirklich möglich ist.

Renault Twingo Electric 2020 Foto: Renault
Renault Twingo Electric

Die tief unten verbaute Batterie lässt den Wagen etwas satter auf der Straße liegen als den Benziner, und Höchsttempo 135 auf der Autobahn ist fix erreicht. Schneller will man mit dem Winzling auch nicht fahren, da er ziemlich empfindlich auf Windböen reagiert.

Sein Revier hat der Twingo eben klar in der Stadt. Selbst in engen Straßen wendet er ohne zurückzusetzen und mit 3,61 Metern Länge passt er in die engste Parklücke. Seine Sitzflächen fallen ziemlich kurz aus und wie üblich bei Minicars lässt sich das Lenkrad nicht in der Reichweite einstellen. Aber wer sitzt in einem solchen Auto schon stundenlang hinterm Steuer? Und dass es in einem Minicar auf der Rückbank naturgemäß ziemlich eng zugeht ist klar. Dafür könnte man auch mal kurze Strecken zu viert fahren

Außerdem punktet der Twingo mit seinem 22 kW starken Bordlader. Damit nutzt er die bei den meisten öffentlich zugänglichen Säulen übliche Ladestärke voll aus oder dockt sogar an stärkeren Power-Ladern an – vorausgesetzt, sieh heben eine Dose für ein Typ-2-Kabel. Denn anders als beim Zoe gibt’s für den Twingo keinen CCS-Anschluss. In jedem Fall bunkert der City-Flitzer so in nur 30 Minuten Strom für 80 Kilometer.

Mit dem im Sondermodell verbauten Online-Multimediasystem mit 18-Zentimeter-Touchscreen lassen sich Navigations- und Softwaredaten over the air aktualisieren. Die Navi zeigt die Restreichweite auf der Karte an und informiert über die nächstgelegenen Ladestationen. Sitzheizung, Klimaanlage und Rückfahrkamera sind ebenfalls nützliche Extras, auf die das Basismodell voraussichtlich verzichten wird. Aber ob gut ausgestattetes Sondermodell oder spartanischer Einsteiger, der Twingo Electric wird wie damals der Smart Forfour EQ seinen Weg machen.