Skoda Fabia (2021) Fahrbericht Viermeter-Marke geknackt

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Neue Autos werden immer größer. Daran hält sich auch der Skoda Fabia. Doch außer mehr Platz hat der Kleinwagen einiges anderes zu bieten.

Zwei Dinge fallen sofort auf beim neuen Fabia: Man sitzt viel niedriger, mit dem Po gefühlt einer Handbreit über der Fahrbahn. Und die schicken, von der Heckklappe geteilten Rückleuchten. Nun ist der kleine Fabia nicht gleich zum Sportwagen mutiert, doch die Kleinwagenplattform, die er nach VW Polo und Seat Ibiza als Dritter im VW-Konzern nutzt, lässt eben andere Skalierungen zu. So wurde die vierte Generation ein paar Zentimeter länger, mit mehr Radstand, und dazu um einiges flacher. Jetzt sieht der Skoda richtig dynamisch aus, doch die nach oben fehlende Luft muss die tiefe Sitzposition kompensieren. So bleibt innen genügend Bewegungsfreiheit.

Auch dass der Fabia die Vier-Meter-Marke deutlich knackt und gegenüber Ibiza und Polo sogar ein paar Zentimeter draufpackt, ist zu spüren. Da zwickt nichts, Fahrer und Beifahrer bleiben auf Distanz. Das großzügige Platzangebot gehört eben zu den Kernkompetenzen der Tschechen. Was uns wieder zu den geteilten Rückleuchten bringt. Die sehen nämlich nicht nur gut aus. Vielmehr konnte Chefdesigner Oliver Stefani so eine breitere Hecköffnung entwerfen und damit die notorisch klamme Finanzkommission des Konzerns dazu bringen, diese für einen Kleinwagen ungewöhnliche, weil teure Lösung abzunicken.

Tatsächlich könnte man jetzt sogar einen sperrigen Ikea-Einkauf verstauen. Ansonsten packt das Heck des Fabia 380 Liter an Gepäck, gut 50 Liter mehr als bisher, was für diese Fahrzeugklasse eine kleine Welt bedeutet. Allerdings müssen Tüten oder Taschen über die Ladekante gewuchtet und tief im Boden verstaut werden. 110 Euro für den höhenverstellbaren und rückenschonenden Gepäckboden sind deshalb gut investiertes Geld.

Skoda Fabia 2021 Foto: Skoda
Modernes Cockpit im Stil der Zeit.

Dank des längeren Radstands haben auch die Passagiere hinten mehr Platz. Lediglich wenn vorne ganz langbeinige Menschen Platz nehmen, drücken sich die Knie der Mitfahrer in die Rücklehnen. Hier ist der Fabia seiner Klasse ebenfalls fast schon entwachsen. Überhaupt fühlt er sich gar nicht nach Kleinwagen an: Das hübsch mit Stoff bezogene Armaturenbrett macht viel her, ebenso das Panoramadach oder der glasklare, ganz auf Touch ausgelegte Monitor im aktuellen Konzern-Look. Dabei muss man den Tschechen zugutehalten, dass sie wenigstens für die Grundfunktionen wie Lautstärke oder Raumklima noch eigene Schalter beziehungsweise Schaltflächen bereitstellen. Überhaupt gibt sich das gesamte Cockpit ganz im Stil der Zeit, auf Wunsch mit digitalen Instrumenten und der Möglichkeit, sich die Navikarte ins Blickfeld zu spielen.

Das passt zum Ansatz der Marke, an die Bedürfnisse der Kunden zu denken und etwas mehr Alltagstauglichkeit zu bieten als andere. Auf diese sogenannten Simply-Clever-Details sind die Marketingexperten in Mlada Boleslav ja besonders stolz. 43 zählen sie für den neuen Fabia auf. Man darf darüber diskutieren, ob ein Parkscheinhalter an der Scheibe oder ein Mülleimer in der Tür den Wert eines Autos wirklich erhöht. Das Befestigungsset für den Kofferraum, der in der Tür versteckte Regenschirm oder die Ablagebox hinter der Mittelkonsole gehören aber zu den sinnvollen Gimmicks, ebenso die Möglichkeit, die Lehne des Beifahrersitzes nach vorne zu klappen. Und wer den Verkehr über eine an der Windschutzscheibe angebrachte Dashcam filmen will, findet am Innenspiegel einen USB-C-Anschluss.

Keine Frage, der Fabia hat sich endgültig zu einem ernsthaften Geschäftswagen entwickelt, der in Basisversion im Cityverkehr ebenso wie im kilometerfressenden Außendienst sein Einsatzgebiet findet. Auch, weil er die ganze Bandbreite der Digitalisierung spielt. Smartphone laden kabellos und Apple Car Play oder Android Auto funktioniert ebenfalls drahtlos. Die wichtigsten Bordfunktionen lassen sich per App überwachen und Routen vom Smartphone aus übertragen. Dazu gibt es je nach Ausstattung kaum weniger Fahrhilfen wie in der Kompakt- oder Mittelklasse.

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Noch gibt's den Fabia nur als Fünftürer. Ob ein Kombi kommt? Möglicherweise, aber entschieden ist es derzeit noch nicht.

Damit die eingreifen, muss der Pilot allerdings schon ziemlich aus der Spur fahren. Der kleine Skoda gibt sich kurvenaktiv und fahrsicher, federt ordentlich und bleibt auch bei höherem Tempo leise. Beim Anfahren und bei niedriger Geschwindigkeit hört und spürt man aber, dass unter der Motorhaube nur drei Töpfe arbeiten. Der vom Vorgänger bekannte Einlitermotor wurde zwar überarbeitet und trägt deshalb den Zusatz „Evo“, wirklich kultivierter wurde er dadurch jedoch nicht. Sparsamer dagegen schon: Sowohl der kleine Sauger mit 66 oder 80 PS als auch der Turbo-Benziner 1.0 TSI mit 95 oder 110 bleiben nach WLTP um fünf Liter, was in Kombination mit dem 50-Liter-Tank in der Praxis einen 900-Kilometer-Radius erlaubt.

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Momentan startet die Preisliste mit dem 80 PS starken MPI bei rund 13.700 Euro. Der durchzugskräftigere 95-PS-Motor kostet 14.780 Euro, rund 1.200 Euro mehr als bisher. Auf das besonders für Pflege- und Botendienste interessante, knapp 11.000 Euro teure Einstiegsmodell muss man allerdings noch ein paar Monate warten. Ebenso auf den kultivierteren 1.5 TSI mit vier Zylindern und 150 PS, den Skoda erst Anfang 2022 nachschiebt.

Und der Kombi? Obwohl noch nichts entschieden ist, stehen die Chancen für einen Neustart des letzten Lademeisters unter den Kleinwagen eher schlecht. Das wäre sehr schade. Denn damit verspielt die Marke die Chance, nicht nur ein gutes, sondern auch ein einzigartig gutes Auto zu bauen.