Skoda Superb Kombi Der echte Volkswagen

Skoda Superb Kombi Foto: Achim Hartmann 12 Bilder

Einen größeren Laderaum als der Skoda Superb Combi bietet in der Mittelklasse keiner. Im Modellcheck prüfen wir, welche Qualitäten der Skoda sonst noch hat.

Worin liegt das Erfolgsgeheimnis des tschechischen Kombis? Schließlich hat sein Vorläufer, das seit 2008 verkaufte Fließheckmodell, in Fuhrparks längst nicht so eingeschlagen, wie von Skoda erhofft. Die offensichtliche Antwort liegt im Design: Der Kombi wirkt eleganter, sportlicher, ausgewogener. Und natürlich liegt der Schlüssel zum Erfolg in seiner Größe. Er hat einen Laderaum im Format einer Lagerhalle – und bietet viel Auto fürs Geld.

Wer im Dienstwagen keinen allzu ­großen Wert auf üppige Ausstattung legt, bekommt den günstigsten Superb Combi, den 1.4 TSI mit 125 PS, für knapp mehr als 20.000 Euro. Für einen Diesel verlangt ­Skoda etwas über 22.500 Euro. Die 140 tschechischen Diesel-PS kosten somit 2.500 Euro weniger als bei Ford (Mondeo Turnier) und rund 2.100 Euro weniger als bei der Konzernmutter VW (Passat Variant). Selbst andere Importmodelle sind bei vergleichbarer Motorisierung etwas teurer. Der C5 Tourer HDi 140 FAP bei­spielsweise steht für 24.790 Euro in der Citroën-Preisliste.

Moderne Technik unterm Blech

Trotzdem muss der Außendienstler nicht befürchten, dass unter der Karosserie seines Superb Technik von gestern steckt. Skoda darf sich aus dem Teileregal des Konzerns bedienen und verbaut den modernen 2.0 TDI mit Common-Rail-Einspritzung, Rußfilter und Euro-5-Einstufung.

Der Blick in die Preisliste des Superb Combi zeigt, dass die günstigste Ausstattungslinie Comfort ihrem Namen einigermaßen gerecht wird: Im übersichtlichen Cockpit finden sich Schalter für Klima­anlage oder CD-Radio. Elektrische Fensterheber vorne und hinten sind ebenso an Bord wie eine Verstellmöglichkeit des Lenkrads. Abstriche bei der Sicherheitsausstattung kann sich in dieser Klasse ohnehin keiner erlauben und so sind ESP, sieben Airbags inklusive Kniebag sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen Standard. Wer beim Händler allerdings nach zusätzlichen ­Fahrerassistenzsystemen wie Totwinkel-­Warner, Spurhalteassistent oder Radar-Tempomat fragt, erntet nur Kopfschütteln.
Über Comfort rangiert die Version ­Ambition. Für 2.857 Euro Aufpreis bietet sie nicht nur Annehmlichkeiten wie Lederlenkrad, Klimaautomatik und die Möglichkeit, den Fahrersitz elektrisch zu verstellen. Auch praktische Extras wie zusätzliche Becherhalter, ein Brillenfach oder das Trennnetz für den Gepäckraum werden geliefert. Da viele Optionen wie Xenonlicht oder Parksensoren erst ab Ambition erhältlich sind, dürfte diese Ausstattungslinie für den Firmenwagen die sinnvollste sein.

Skoda tischt in der Elegance-Version üppig auf

Als Kür offerieren die Tschechen darüber die Version Elegance, bei der kaum noch Wünsche offen bleiben. Mit knapp unter 30.000 Euro stößt der Superb Combi 2.0 TDI damit jedoch in eine Region vor, in der sich Premiummarken wie Audi oder Mercedes tummeln.

Auch was seine Abmessungen angeht, kann sich der Superb sehen lassen. Mit 4,84 Meter Länge ist dieser Kombi ein stattliches Gefährt, dessen Highlight sich unter der auf Wunsch elektrisch aufschwingenden Heckklappe verbirgt. Das Ladeabteil hinter der Rückbank misst 633 Liter, von denen 30 auf ein Fach im Boden entfallen. Hat der Kollege vor der Dienstreise in seinem VW Passat mit Ach und Krach sein Gepäck verstaut, kann der Skoda-Fahrer also noch ein Köfferchen mehr einladen. Fallen beim Shopping nur ein paar Taschen und Tüten an, so lassen die sich an praktischen Klapphäkchen fixieren.
Überhaupt beweist der Skoda Sinn fürs Praktische. Seine Gepäckraumbeleuchtung dient gleichzeitig als Taschenlampe, in der Verkleidung der hinteren rechten Tür steckt ein Regenschirm und der variable Kofferraumboden lässt sich aufstellen, um den Laderaum zu unterteilen. Letzteres kostet allerdings 302 Euro extra und beinhaltet ein Schienensystem mit Gurten, um Kisten oder Koffer zu sichern. Außerdem kann der Fahrer den verschiebbaren Boden über die Ladekante herausziehen und so beim Verstauen von schwerem Gepäck seinen Rücken schonen.

Viel Platz im Heck nach fummeligem Rückbank-Falten

Sprengt der Ikea-Einkauf die haushaltsüblichen Maße, lässt sich das Abteil auf 1.865 Liter erweitern – vorausgesetzt, der Fahrer hat die Polster der Rückbank aufgestellt, bevor er die geteilte Lehne umlegt. Das aber ist eine ziemlich fummelige Angelegenheit. Fragt sich auch, wie viele Klappvorgänge das dünne, die Sitzpolster haltende Gestänge mitmacht. Bei einem Packmaß von 1,90 Meter Länge lässt sich der Superb dann aber gut und gern für einen kleineren Wohnungsumzug einsetzen. Zu diesem Gardemaß will jedoch die sehr bescheidene Zuladung von nur 488 Kilo eher weniger passen.

Das Raumangebot auf der Rückbank sprengt ebenfalls Mittelklasse-Format, sodass dieser Kombi Oberklassen-Limousinen Konkurrenz macht. Nicht umsonst wird der Superb vor allem im Ostblock gerne als Chauffeurs-Auto verwendet, in dem der Firmenlenker seine Geschäfte von der Rückbank aus tätigt. Im Kombi werden hinten zwar eher Kind und Kegel oder Kollegen Platz nehmen, doch Rücksicht auf ihre Statur muss man nicht nehmen: Selbst ein 1,90-Meter-Mann kann im Fond des Superb Combi lässig die Beine übereinanderschlagen. Auch was den Sitzkomfort angeht, fühlt man sich bestens aufgehoben.

Verarbeitung auf VW-Niveau

Das liegt an den Materialien und an der Verarbeitungsqualität, die VW-Niveau erreicht hat. Überhaupt dürften VW-Fahrern Schalter und Armaturen, Navi und andere Ausstattungsdetails bekannt vorkommen, wobei Skoda viele der Extras günstiger verkauft. Die Einparkautomatik kostet 428 statt 655 Euro im Passat, Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht sind um 250 Euro billiger.

Was also rechtfertigt den höheren Preis des Passat? Weniger Fahr- und Antriebskomfort bietet der Skoda jedenfalls nicht. Der 2.0 TDI, kombiniert mit DSG-Automatik, arbeitet im Superb in bekannter Weise: Auf den Kaltstart reagiert er etwas knurrig, um nach einer kurzen Aufwärmrunde dezent schnurrend an die Arbeit zu gehen. Zwei Ausgleichswellen halten ihn im Zaum, Vibrationen sind nicht zu spüren. Das vom Handschalter bekannte minimale Anfahrloch überbrückt die Automatik souverän. Blitzschnell und ruckfrei schafft sie sich durch ihre sechs Gänge, schiebt den Kombi zügig in knapp über zehn Sekunden auf 100 Sachen und weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit von 203 km/h. Da kommt in dem 2,1-Tonner auch bei voller Beladung kein Wunsch nach mehr Leistung auf.

Komfortabel unterwegs

Wie immer hängt der Verbrauch davon ab, ob der Fahrer seinen Gasfuß zügeln kann. Wenn es rechts unten juckt, bläst der 170-PS-Motor schon mal neun Liter Diesel in die Brennräume. Wer sich jedoch von seinen Terminen nicht hetzen lässt, schafft leicht die Sechs vor dem Komma. Überhaupt sollte bei diesem Auto die Devise "reisen statt rasen" lauten. Sicher, den nervös wartenden Kunden vor Augen kann der Fahrer den Kombi schon mal flott ums Eck jagen. Dabei hilft auch die direkt übersetzte elektromechanische Lenkung, die einen sauberen Kurvenstrich erlaubt. Doch obwohl das Fahrwerk des Superb Combi etwas straffer als bei der Limousine ausgelegt ist, fühlt er sich vor allem auf schlechten Straßen etwas weich an und lässt den Fahrer gleich wissen, ob das Straßenbauamt seinen Reparaturetat ausgeschöpft hat.

Gelassen bleiben darf der Halter, wenn es um die Betriebskosten geht. Was Steuer und Versicherung angehen, erlaubt sich Skoda keinen Ausrutscher. Auch um einen guten Wiederverkaufswert muss sich der Besitzer wenig Gedanken ­machen. Das ­Ergebnis sind vergleichsweise günstige Leasingkosten. Wartungsintervalle von bis zu 30.000 Kilometern beziehungsweise zwei Jahren sind klassenüblich, ebenso wie die Höhe der Unfallreparaturkosten.

Fazit: VW-Chef Piëch wird es nicht gerne ­hören, aber als Firmenwagen hängt der Skoda Superb sogar den Passat ab. Sein Rauman­gebot ist konkurrenzlos in dieser Klasse. Dazu bekommt man Qualität auf VW-Niveau und viel Ausstattung zu einem (noch) fairen Preis.