Steuerpolitik in Österreich Melkkuh Autofahrer

Kuh 2021 Foto: by-studio busse yankushev

Kauf, Unterhalt, Dienstwagensteuer: Die Österreicher müssen fürs Autofahren sehr viel mehr ausgeben als die Deutschen. Ein Blick über die Grenze.

Man kann Österreich um einiges beneiden: um die Landschaft, die Seen, die Berge und mehr. Beim Auto aber versteht der österreichische Staat keinen Spaß. Nicht nur, dass er schon bei kleinsten Verkehrssünden kräftig Geldbußen einstreicht, auch Fahrzeugkauf und -unterhalt sind bei den Nachbarn deutlich teurer. Autofahrer werden ja in vielen Ländern als Melkkühe der Nation bezeichnet, aber selten trifft das so zu wie in Österreich.

Normverbrauchsabgabe statt Luxussteuer

Schon 1978 hatte die Regierung eine Luxussteuer eingeführt, die für Konsumelektronik, Uhren und Schmuck, aber auch für Autos galt. Mit der Normverbrauchs­abgabe (NoVA) bekam die Luxussteuer 1992 eine ökologische Note. Je höher der Kraftstoffverbrauch, desto höher der prozentuale Aufschlag auf den Kaufpreis, der mittels eines Umrechnungsfaktors berechnet wurde. Die 20-prozentige Mehrwertsteuer fiel zusätzlich an. Zu Beginn war die NoVA auf 16 Prozent Mehrwertsteuer gedeckelt, auch bei Sportwagen und großen SUV. Nachdem aber jede Regierung ein wenig an der NoVA gefeilt hat, wird sie ab Juli 2021 sogar maximal 50 Prozent betragen! Dann gilt folgende Formel: CO2-Wert nach WLTP minus 112 Gramm dividiert durch 5, kaufmännisch gerundet. Beispiel: Ein gut ausgestatteter, aber trotzdem sparsamer BMW 530d Touring stößt 156 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Nach dieser Formel fallen 8,8, gerundet 9 Prozent an Kosten an, die der Fiskus zusätzlich zur Mehrwertsteuer einstreicht.

Bisher wurde die NoVA nur auf Pkw und Motor­räder erhoben. Nun wird sie in abgewandelter Form auch auf leichte Nutzfahrzeuge aufgeschlagen. Damit will Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler von den Grünen den Absatz von Elektrotransportern ankurbeln.

Allerdings ignoriert sie, dass vielen Paket- und Kurierdiensten und auch manchem Handwerker die Reichweite aktueller Elektrotransporter nicht reicht. Diese Unternehmen sind weiter auf Dieselmodelle angewiesen. Da die NoVA aber automatisch jedes Jahr steigt, verteuern sich vor allem größere Transporter dramatisch. Ein Mercedes Sprinter 314 CDI Kastenwagen kostet ab Juli 11.200 Euro mehr, im Jahr 2024 sogar über 17.000 Euro. Wenig überraschend, dass aktuell sämtliche Nutzfahrzeughändler so gut wie ausverkauft sind, schließlich wollen viele Unternehmen vor dem Juli schnell noch Fahrzeuge anmelden. Manche Firmen stellen sich neue Nutzfahrzeuge sogar bis zu zwei Jahre auf Halde.

Verteuert die NoVA Fahrzeuge beim Kauf, sorgt die Kfz-Steuer im Vergleich zu Deutschland für ein noch viel gravierenderes Missverhältnis. In Deutschland fallen für einen VW Golf 1.5 TSI (150 PS, 131 Gramm CO2) nur 105 Euro an. Österreich kassiert fürs gleiche Auto 561,60 Euro Steuer pro Jahr. Ganz dramatisch wird es bei stärkeren Fahrzeugen. Käufer eines Ford Mustang 5.0 V8 müssen in Österreich dank 31 Prozent NoVA stolze 65.650 Euro zahlen, satte 16.350 Euro mehr als hierzulande. Dazu kommen 3.646,08 Euro Kfz-Steuer gegenüber 654 Euro in Deutschland. Auf vier Jahre gerechnet bezahlt der österreichische Mustang-­Käufer also rund 27.000 Euro mehr.

Auch Dienstwagensteuer steigt stetig

Übrigens hat der rot-weiß-rote Finanzminister auch kein Herz für Oldtimer. Vergünstigung bei der Steuer? Fehl­anzeige. Und wenn das Auto keinen Katalysator hat, kommt sogar noch ein Strafzuschlag von 20 Prozent obendrauf. Egal, ob man seinen Oldie nur an sonnigen Wochen­enden für kurze Spritztouren aus der Garage holt.

Auch Fahrer von Firmenwagen füllen die Staatskasse kräftig. Bis Ende 2015 war der Sachbezug – so die offizielle Bezeichnung für die Dienstwagenbesteuerung, von der der Fahrer eines Firmenwagens je nach ­Steuerklasse bis zu 50 Prozent abführen muss – mit 1,5 Prozent auf die tatsäch­lichen Anschaffungskosten pro Monat berechnet worden, gedeckelt bei maximal 720 Euro. 2016 wurden daraus 2,0 Prozent beziehungsweise maximal 970 Euro pro Monat. Nur Autos, die nach NEFZ weniger als 130 Gramm CO2 ausstießen, kamen mit 1,5 Prozent davon. Doch auch diese Grenze sank Jahr für Jahr um 3 Gramm, womit man 2020 bei 118 Gramm angekommen war.

Seit April 2020 werden die Werte auf WLTP-Basis berechnet. Der Grenzwert: 141 Gramm. Viele sparsame Kompakt- oder Mittelklassewagen liegen darunter. Aber auch diese CO2-Grenze sinkt jedes Jahr um drei Gramm. Wer allerdings monatlich weniger als 500 Kilometer privat mit seinem Dienstwagen fährt, halbiert seinen Sachbezug auf 0,75 beziehungsweise 1,0 Prozent, muss aber penibel ein Fahrtenbuch führen.

Steuervergleich Deutschland-Österreich 2021 Foto: ETM

Dass die Steuer durchaus den gewollten ökologischen Lenkungseffekt hat, das zeigt der hohe Anteil an E-Autos, denn Null­emissionsfahrzeuge sind vom Sachbezug befreit. Entsprechend viele Unternehmen stellen deshalb auf Stromer um. Im ersten Quartal 2021 lag ihr Anteil bereits bei 15 Prozent. Da überrascht es wenig, dass auch Plug-in-Hybride als Geschäftswagen sehr beliebt sind. Schließlich knackt selbst ein großer SUV dank E-Unterstützung die CO2-Grenze und kommt in den Genuss der niedrigeren Dienstwagensteuer.

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Unternehmen können kaum ­Mehrwertsteuer abführen

Zum Schluss noch ein besonderes Schmankerl der Ösi-Finanz: Bis auf wenige Ausnahmen können Firmen beim Pkw-Kauf die Steuer nicht abziehen. Einzig bei Elektroautos sowie Van-artigen Fahrzeugen wie VW Sharan oder Opel Combo akzeptiert der Fiskus einen Vorsteuerabzug, der dann auch für alle mit dem Auto verbundenen Kosten wie etwa die Wartung gilt. Welche Modelle in diesen Genuss kommen und welche nicht, entscheidet der Staat, wenn auch wenig nachvollziehbar. So ist der Ford Galaxy vorsteuerabzugsfähig, sein Halbbruder S-Max jedoch nicht. Der sei schließlich nicht genug kastenförmig gestylt.