SUV als Firmenwagen Geländewagen sind extrem angesagt

X6 Foto: BMW

So manche Fuhrparkrichtlinie hat das Sport Utility Vehicle, kurz SUV, bislang verstoßen. Dienstlich wird meist Kombi gefahren. Image, Umwelt und Kosten sind die Argumente. Womöglich haben die jedoch bald ausgedient. Am SUV-Boom kommt kaum jemand vorbei.

Kein Zweifel: Die Sport Utilities sind auf dem Vormarsch. Das Kraftfahrt-Bundesamt verzeichnet für das Segment der SUV im vergangenen Jahr ein Plus bei den Neuzulassungen von 15,2 Prozent. Das ist viel, allerdings liegt der Anteil gewerblicher Zulassungen bei nur 52,7 Prozent. Zum Vergleich: In der Klasse konventioneller Kompakter ist der Gewerbeanteil mit 65,5 Prozent ungleich höher, in der Mittelklasse sind es gar 81,8 Prozent. Deutsche Flottenmanager bleiben sich treu. VW Golf und Passat, Mercedes C-Klasse oder 3er und 5er von BMW – sie dominieren vor allem als Kombi den Markt.

Der VW Golf beispielsweise kommt auf einen Gewerbeanteil von 70,2 Prozent. Der wildere Tiguan dagegen wird nur in gut der Hälfte aller Fälle von Gewerbetreibenden geordert (50,9 Prozent). Der Skoda Octavia wurde in 65,7 Prozent der Fälle gewerblich zugelassen, sein rustikaler Markenbruder Yeti aber nur in 38,9 Prozent. Das SUV ist noch nicht überall wohlgelitten, allerdings haben sich die Argumente geändert. Ein Imageproblem hat er nicht mehr. In Sachen CO2-Ausstoß und Kosten aber zieht er gegen seine konventionellen Brüder meist den Kürzeren.

Bei niedrigen CO2-Grenzwerten haben SUV kaum eine Chance

Bei Tchibo etwa hat es ein SUV schwer. Nicht weil man es generell nicht will, sondern weil man sich seit Jahren als Gesamtunternehmen einer strengen Umweltcharta verpflichtet hat. Mit entsprechenden Auswirkungen auf den Fuhrpark. "In Anlehnung an die EU-Richtlinie passen wir unsere Grenzwerte jährlich an", erklärt Firmensprecherin Sandra Coy: "Für 2016 gilt eine Obergrenze von 120 Gramm CO2 je Kilometer."

Die Entscheidung einer leasingberechtigten Führungskraft, sich ein besonders umweltfreundliches Modell auszusuchen, versüßt das Unternehmen mit Zuschüssen: "Dazu haben wir zwei Klassen definiert. Unter 110 und mittlerweile sogar unter 100 Gramm". Je sauberer das Auto, desto höher der Zuschuss. Ein generelles SUV-Verbot
(im Gegensatz zu Cabrios) hat Tchibo aber nicht ausgesprochen. Es sind die Beschränkungen der CO2-Werte, die das SUV beim Hamburger Weltkonzern meist draußen lassen.

In vielen anderen Unternehmen entschied bislang der spitze Bleistift zu Ungunsten des SUV, weiß der Dekra-Fuhrparkkostenexperte Thilo Jörke: "Die Hauptparameter beim Kostenvergleich sind der Anschaffungspreis, gefolgt von der Typeneinstufung der Versicherungen und den Spritkosten. In diesen Katego­rien ist das SUV fast immer dem Kombi-Vergleichsmodell unterlegen."

Seit jüngster Zeit gilt dies auch in einer weiteren Kategorie, der Kfz-Steuer. Der Grundbetrag, bemessen am Hubraum, ist zwar für ein SUV bei gleicher Motorisierung identisch mit dem seines Plattformbruders. Aber die darüber hinausgehende Umweltsteuer verweist ihn aufgrund höherer Emissionen auf Platz zwei. Diese Steuer wird ab 95 Gramm je Kilometer fällig. Liegt der Wert drüber, kassiert der Fiskus die Differenz multipliziert mit zwei Euro.

"Aus Kostengründen spricht also viel gegen das SUV. Gegenzurechnen ist aber unbedingt die höhere Wertstabilität eines SUV, dessen Wertverfall nicht ganz so dramatisch verläuft wie etwa beim Kombi", so Jörke. Kompakte SUV und auch große Geländewagen sind die Gewinner der Restwertanalysen von Schwacke. Sie liegen über dem Gesamtdurchschnitt, was ihre Wertentwicklungen angeht. "Speziell in Bezug auf betrieblich eingesetzte Fahrzeuge könnte es sich daher wirtschaftlich lohnen, statt eines Oberklassefahrzeugs ein ähnlich qualifiziertes Luxus-SUV anzuschaffen", analysiert das Unternehmen.

Wie aber sieht es in der Brot-und-Butter-Klasse aus? Immer nur Kombi oder Fließheck mag zwar einer Car Policy entsprechen. An der Realität geht ein SUV-Ausschluss aber vorbei.

SUV hat sich zum Lieblingsauto der deutschen Autofahrer gemausert

Die Autos sind nun mal in. Das SUV hat sich zum Lifestyle-Liebling der Deutschen gemausert, dem können sich Unternehmen kaum länger verschließen. "Dank umweltfreundlicher Motoren der neuen SUV wird deren Reglementierung aber zusehends seltener", weiß Marco Reiners, Market Leader Reward bei der Wirtschaftsberatung AON Hewitt: "In über 50 Prozent der Unternehmen ist mittlerweile die Wahl eines SUV über ­alle Mitarbeitergruppen erlaubt."

Insofern kommt dem lange so gescholtenen SUV eine längst vergessen geglaubte Bedeutung zu. Stichwort Anreiz. "Der Dienstwagen hat nach wie vor enormen Einfluss auf die Mitarbeitermotivation und trägt zur Steigerung der Arbeitge­berattraktivität bei, wie sonst nur wenige Benefits in Deutschland", so Reiners. Wenn es denn der Richtige ist.

Vermutlich wird es künftig der Markt selbst regeln. Das Angebot an klassischen Kombis, die ohnehin nur in Deutschland so beliebt sind, sinkt. Ein Blick aufs 2016 zeigt jede Menge für Stock und Stein. ­Audi Q2 und Q5, die Langversion des ­Tiguan, neue SUV von Seat und Skoda. Kia frischt den Sportage auf und bringt mit dem Niro gänzlich Neues. Aus dem Crossover Peugeot 3008 wird ein echtes SUV. Zudem werden der Toyota C-HR, das Alfa SUV oder der Ford Edge Begehrlichkeiten wecken.

Nicht nur bei der Belegschaft, sondern auch beim Kostenrechner. Wo sich ein Angebot derart rasant entwickelt, hat der Preiskampf längst begonnen.