Wer viel Auto zum fairen Preis sucht, landet schnell beim Nissan X-Trail. Die Tücken des SUV stecken aber im Detail – und eilig sollte man es auch nicht haben.
Dass SUV immer häufiger Kombis und Großraumlimousinen als Firmenwagen ersetzen, mag dem Zeitgeist entsprechen. Aber ist es sinnvoll? Vermissen Sie nicht auch manchmal diesen gefühlt bis zum Armaturenbrett reichenden Kofferraum ihres alten Kombis? Oder diese praktischen klapp-, falt-, verschieb- und versenkbaren Sitze, die manchen Vans zur variablen Transport-Wunderkiste machten? Glücklicherweise gibt es noch SUV, die manche dieser automobilen Errungenschaften in ihre trendigen Karosserien hinüberretten konnten. Der Nissan X-Trail beispielsweise.
Dessen Rückbank rückt bei Bedarf ein ganzes Stück nach vorne. Das kann bei einem Ikea-Großeinkauf im sowieso schon üppig bemessenen Kofferraum die fehlenden Zentimeter bringen. Sein Heckabteil ist groß genug, dass Nissan auf Wunsch zwei zusätzliche Klappsitze für die Kids im Boden versenkt. In Zahlen ausgedrückt: Fast zwei Kubikmeter Liter packt der Kofferraum, das ist bestes Lieferwagen-Niveau. Da kann kein Kombi mithalten.
Vorbildlich variabel
Außerdem hat Nissan das Auto hinten vorbildlich eingerichtet. Da wäre etwa der in der Höhe verstellbare Zwischenboden. Oder die Lehne, die ihre Neigung dem Rücken des Passagiers anpasst oder sich geteilt umlegt. Wird jedoch die dritte Bank aus dem Boden gezaubert, bleibt dahinter nur noch Platz für eine größere Aktentasche. Trotzdem, in Sachen Raumökonomie ist der stattliche 4,69 Meter lange X-Trail vorbildlich. Zudem öffnet und schließt die Heckklappe elektrisch, wenn auch in Zeitlupe.
Allerdings nur, weil wir einen Testwagen N-Connecta fahren. Die etwas technische Bezeichnung steht für die dritthöchste, von Nissan ziemlich perfekt auf die Bedürfnisse von Vielfahrern konfigurierte Ausstattungslinie. Die treibt den Preis des sonst ab 21.500 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer) erhältlichen SUV allerdings auf mindestens 27.400 Euro.
Dafür gibt’s eine konkurrenzlose Ausstattung mit hellen Voll-LED-Scheinwerfern, die ihr Licht adaptiv an die Fahrsituation anpassen, abgedunkelte Scheiben, 18-Zöller, Dachreling und vielem mehr. Auch ein Navisystem samt CD-Radio und Bluetooth ist an Bord. Das ordnet seine Menüpunkte wie Apps an, was die Bedienung erleichtert. Sie funktioniert passabel, dürfte die Routen aber etwas besser darstellen und es fehlt eine Sprachsteuerung. Dass Nissan gleich noch eine 360-Grad-Ansicht samt Rückfahrkamera ins Infotainmentsystem packt, ist schon wegen der unübersichtlichen Karosserie lobenswert. Doch was bitte nutzt eine Rückfahrkamera, die beim ersten Regentropfen nur verzerrte und bei Nacht nur schemenhafte Bilder auf den Monitor schickt?
Oder eine Sitz- und Lenkradheizung, die im Winter nicht auf Touren kommt? Erstaunlich ist auch das Start-Stopp-System. Das gibt sogar an, wieviel Kilo CO2 der an der Ampel abgestellte Motor im Laufe der Zeit eingespart hat. Viel kann’s nicht sein, denn länger als ein paar Sekunden machte der Diesel nie Pause.
Solider Innenraum
Das Ganze verpackt Nissan in einem soliden Innenraum mit viel Hartplastik, gut ablesbaren Instrumenten sowie bequemen und langstreckentauglichen Sitzen. Dass man für den Preis keine Audi-, BMW-, oder VW-ähnliche Premiumanmutung bekommt, versteht sich von selbst und ist auch nicht der Anspruch, den die japanische Marke hat. Käufer eines X-Trail legen Wert auf Alltagstauglichkeit zum fairen Preis. Die bietet das Auto in jeder Hinsicht. Man sollte aber nicht geizen und 1.680 Euro in den Allradantrieb investieren, der neben besserer Traktion auch eine höhere Anhängelast mitbringt.
Zwei Tonnen kann sogar der kleinere der beiden Diesel an den Haken nehmen. Obwohl sich der 1.6 dCi mit 130 PS (ab 23.560 Euro; N-Connecta 4WD: 31.135 Euro) dann schwer tut. Der von Renault gelieferte Selbstzünder braucht beim Anfahren ordentlich Drehzahl, sonst fällt er in ein tiefes Turboloch. Unter 1.500 Umdrehungen geht nichts, was vor allem im Stadtverkehr ziemlich nervt. Untertourig im Verkehr mitschwimmen geht jedenfalls kaum. Hält man den Motor aber auf Touren, läuft er ruhig und sparsam. Auf unserer 200 Kilometer langen Normstrecke verbrauchte er nur 6,1 Liter, dreizehn Prozent mehr als die Normangabe.
Auf über acht Liter treibt man den Verbrauch höchstens bei forcierter Fahrweise. Schnelle Kurven aber nimmt die Karosse mit pfeifenden Reifen und kräftiger Seitenneigung, sodass man bald einen Gang runterschaltet und es langsamer angehen lässt.