Teurer Führerschein Zahl der Fahrschüler geht zurück

Fahrschule Foto: Beate Jeske

Wird der Führerschein bald zum Luxusartikel? Viele junge Menschen scheuen die hohen Kosten. Für Unternehmen bedeutet dies: Nicht jeder Berufsanfänger kann gleich auch einen Firmenwagen fahren.

Unternehmen mit einem eigenen Fuhrpark sind darauf angewiesen, dass ihre mobil eingesetzten Mitarbeiter einen Führerschein haben. Doch was für jeden älteren Beschäftigten praktisch selbstverständlich ist, gilt für junge Menschen nicht so ohne Weiteres. Die Nachfrage nach Pkw-Führerscheinen aus demografischen Gründen wird zurückgehen, obwohl sie mit knapp 80 Prozent den Löwenanteil des Fahrschulgeschäfts ausmacht. Laut Statistischem Bundesamt wird die Zahl der 17-Jährigen bis zum Jahr 2027 um über 170.000 sinken.

Sieben Prozent Rückgang bei Pkw-Führerscheinen in drei Jahren

Selbst der Motorradführerschein ist bei jungen Leuten ein Auslaufmodell: Seit 2002 hat sich die Zahl der Prüfungen um 34 Prozent auf 178.500 verringert. Besonders dramatisch ist der Einbruch beim Lkw-Führerschein. 2010 haben sich 40 Prozent weniger Fahrschüler für einen Lkw-Schein angemeldet als noch im Vorjahr. Mit entsprechenden Auswirkungen nicht nur für die Speditions- und Fuhrunternehmerbranche, sondern auch für die Fahrschulen.

Das bestätigt die Diagnose der Volksbanken und Raiffeisenbanken (VR) in dem von ihnen herausgegebenen "Branchen spezial Fahrschulen". 13.000 Fahrschulen mit insgesamt 20.000 Filialen stehen angesichts sinkender Schülerzahlen im knallharten Konkurrenzkampf. Bei den Betrieben in Ostdeutschland hat sich das Ausbildungsvolumen in den letzten zehn Jahren fast halbiert. Laut VR-Branchen-Report sind über 89 Prozent der Fahrschulen Einzelunternehmen. Mehr als 55 Prozent der Betriebe machen weniger als 100.000 Euro Umsatz pro Jahr. Und Besserung ist nicht in Sicht.

Für von Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF), ist das ein Zeichen des gesellschaftlichen Wandels. "Telekommunikation, Aktiv-Sportarten, Kleidung und vor allem eine gute Ausbildung haben für junge Menschen heute einen höheren Stellenwert", sagt er. Das verfügbare Geld werde lieber anders als für einen teuren Führerschein ausgegeben. Ein Preisvergleich des ADAC von über 500 Fahrschulen spiegelt die Führerscheinkosten wider: Sie reichen von knapp 1.400 bis über 2.200 Euro für die Pkw-Lizenz. Im Schnitt kostet der Führerschein mit einem Mittelwert von 25 normalen Fahrstunden 1.706 Euro. In Großstädten brauchen Fahrschüler aber wegen der komplexen Verkehrsverhältnisse oft weit mehr.

Ein Drittel schafft den Führerschein nicht im ersten Anlauf

Trotzdem ist der Führerschein in Kleinstädten mit durchschnittlich 1.805 Euro teurer als in Großstädten, wo im Schnitt 1.689 Euro fällig werden. Die Spanne hängt allerdings stark von der Konkurrenzsituation vor Ort und somit vom Preisgefüge der jeweiligen Region ab. "In Berlin etwa ist der Führerschein nicht unter 35 bis 45 Stunden drin", sagt von Bressensdorf. In der Stadt könne einfach zu wenig Strecke während einer Fahrstunde gemacht werden. Somit bestünde weniger Lernmöglichkeit. "Was den Schülern in der Ausbildung abverlangt wird, ist mittlerweile enorm", so der BVF-Funktionär.

Entsprechend zahlreich ist ein Scheitern im ersten Anlauf: Fast 29 Prozent der Schüler müssen die theoretische Prüfung wiederholen, knapp 26 Prozent versagen im praktischen Teil. "Diese Quoten schwanken aber je nach Bundesland stark", weiß von Bressensdorf. In den alten Bundesländern liegt die Praxis-Versagensquote bei 25 bis 30 Prozent, in den neuen Ländern dagegen bei 40 Prozent.

Und wie bewähren sich die Fahranfänger im realen Verkehrsleben? Das begleitete Fahren ab 17 hat sich als ausgezeichnetes Instrument für mehr Sicherheit erwiesen. "Junge Leute, die nach diesem Modell unterwegs sind, haben mehr als 20 Prozent weniger Unfälle als der Durchschnitt und sind deutlich unauffälliger, wenn es um Verkehrssünden geht", sagt Fahrlehrer von Bressensdorf. Die freiwilligen Fortbildungsseminare für Fahranfänger, die seit 2003 zur Verkürzung der Probezeit möglich sind, haben dagegen nicht messbar zur Verkehrssicherheit beigetragen.