Toyota Aygo X Test Das SUVchen

Toyota Aygo X 2022 Foto: Toyota 13 Bilder

Der knuffige Toyota Aygo mutiert zum stylischen Mini-SUV mit Top-Konnektivität, jeder Menge Fahrhelfern und entsprechendem Preis. Ob da Pflegedienste oder Pizzabäcker noch fröhlich zugreifen können?

Seien wir ehrlich: Da meckern wir über den Verkehr in der Stadt, pendeln aber alleine im dicken SUV zwischen Wohnung und Arbeit. Warum nicht umdenken und auf einen schicken Kleinwagen umsteigen, der weniger verbraucht und kaum Verkehrsfläche braucht?

Wir könnten den neuen Aygo X empfehlen. Nachdem sich Peugeot und Citroen aus der Kooperation mit Toyota zurückzogen, haben die Japaner nun in Eigenregie einen Nachfolger des gemeinsam gebauten Miniflitzers aufgelegt. Mit dem als Poolfahrzeuge oder bei Pflegdiensten so beliebten Vorgänger hat er aber kaum noch was zu tun. Selbst der Name täuscht, denn eigentlich handelt es sich um einen Mini-SUV, der auf der gekürzten Plattform des größeren Yaris Cross basiert.

Toyota Aygo X 2022 Foto: Toyota
Mehr Farbe ins Stadtbild: langweilige Lackierungen will in dieser Fahrzeugklasse niemand.

Parklücken-freundliche 3,70 Meter kurz

Hinter der Idee steckt zum einen die nicht gerade neue Erkenntnis, dass SUV einfach trendig sind. Außerdem saßen im Aygo bisher in 95 Prozent der Fahrten nur zwei Personen. Und weil der mobile Sozialarbeiter in dem Wägelchen kaum mehr als das Pflegeset im Heck unterbringen konnte, bekommt der Nachfolger nun einen größeren Kofferraum sowie mehr Bewegungsfreiheit auf den vorderen Plätzen. Die Rückbank dagegen verkümmert zum Notbehelf mit engem Zustieg durch eine schmale Luke.

Trotzdem streckt sich der Aygo X nur auf parklückenfreundliche 3,70 Meter. Doch schon wegen der zwei Handbreit, die er länger als der Vorgänger ist, fühlt er sich jetzt wie ein vollwertiges Auto an. Außerdem sitzt man gute fünf Zentimeter höher mit entsprechend besserer Rundumsicht, hat als langbeiniger Fahrer genügend Abstand zum Lenkrad und muss auch die Beine nicht mehr so stark abwinkeln. Und in den 231 Liter großen Kofferraum passt zusätzlich zum Pflegeset bequem noch der auf der Heimfahrt gebunkerte Einkauf.

Toyota Aygo X 2022 Foto: Toyota
Das elektrische Faltdach lässt die Sonne rein.

Hübsches Design, zweifarbige Lackierung

Vor allem aber fährt der Aygo X mit allem vor, was die vorwiegend jüngere Klientel von einem Cityflitzer erwartet: trendiges Design und Konnektivität. Das keilförmig abgesenkte Dach und die bis zu 18 Zoll großen Räder lassen den Wagen sportlich aussehen. Dazu gibt’s knallige Lackierungen samt schwarz abgesetztem Dach und Heck. Die Außenfarbe zieht sich auch durch den hübsch dekorierten Innenraum, findet sich in Ziernähten oder an den Türen.

Toyota Aygo X 2022 Foto: Hanno Boblenz
In den teureren Versionen ist die Navigation serienmäßig an Bord.

Smartphones lassen sich zumindest in den teureren Versionen kabellos integrieren, auf einem großen Bildschirm läuft serienmäßig eine Navigation, die ihre Daten aus der Cloud zieht und so das Kartenmaterial immer auf dem aktuellen Stand hält. Und wenn sich Toyota neue Fahrzeugfunktionen ausdenkt, so lassen die sich over the air aufspielen, ohne dass der Wagen dafür in die Werkstatt muss.

Sicherheitstechnisch rüstet Toyota auf

Wurden Kleinwagen früher gerne als Sparbüchsen fürs kleine Budget aufgelegt, so fährt Toyota im Aygo X sicherheitstechnisch das volle Programm, samt Frontkamera und Radarsystem. Aktiver Spurhalter, Verkehrszeichenerkennung, Notbremssystem und mehr sind serienmäßig an Bord und erklären den verhältnismäßig hohen Einstiegspreis von fast 13.000 Euro netto.

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Wer neben Zehnjahres-Garantie, der Klimaanlage und den elektrischen Fensterhebern aber Nettigkeiten wie Radio, Bluetooth und die wegen der schlechten Übersicht nach hinten unverzichtbaren Parkpiepser will, steigt bei mindestens 13.850 Euro ein. Der Vorgänger kostete zuletzt 10.900 Euro, stand vor drei Jahren sogar noch für nur 8.500 Euro in der Preisliste und war schon deshalb bei den notorisch mit spitzem Stift rechnenden Sozialdiensten ziemlich beliebt.

Dass unter der kurzen Motorhaube immer noch der gleiche kleine Dreizylindermotor sitzt, stört kaum. Für die Stadt reichen 72 PS allemal, zumal das Auto gerade mal ein Tonne wiegt. Erst wenn’s steil den Berg hinauf geht oder beim fixen Überholen, würde man sich etwas mehr Bums wünschen. Oder zumindest einen Turbo, der das Drehmoment bei niedrigen Touren etwas anhebt. So passiert beim Gas geben eher wenig. Es sei denn, man schaltet ein, zwei Gänge zurück und lässt das kernige Maschinchen kräftig drehen. Was allerdings der Akustik nicht gut tut.

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Sufenlose CVT-Automatik besser als bisheriges automatisiertes Getriebe

Als Alternative zum leichtgängigen Fünfgang-Getriebe gibt’s für 924 Euro ein empfehlenswertes, stufenloses CVT-Getriebe. Dessen künstliche Schaltstufen senken im normalen Fahrbetrieb das Drehzahlniveau. Wer seinen rechten Fuß zügelt, segelt damit leise durch die Stadt. Bei Vollgas allerdings orgelt auch diese Kombination am Drehzahlbegrenzer entlang. Beide Versionen lassen sich leicht mit Verbräuchen zwischen fünf und sechs Litern fahren. Spaß macht’s auch, zumal der Wagen gut federt und anständig ums Eck pfeift.

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Toyota plant, 40 Prozent der Autos an gewerbliche Kunden zu verkaufen. Ob bei dem Preis aber Pflegedienste oder Pizzabäcker wieder zugreifen, ist fraglich. Vielleicht steigt wenigstens der eine oder andere User-Chooser auf den stylischen Mini-SUV um. Zumindest aus Umweltsicht wäre dann schon etwas gewonnen.