Toyota Corolla Cross Test Ein SUV geht noch

Toyota Corolla Cross 2023 Foto: Toyota 12 Bilder

Der kompakte Toyota Corolla Cross schließt eine Lücke im SUV-Programm der Marke. Er hat bereits den verbesserten Hybridantrieb, aber auch ein paar kleinere Schwachpunkte.

Mit dem neuen Corolla Cross ist die Familie rund um den Corolla komplett. Jetzt hat also auch das als Geschäftswagen sehr erfolgreiche Kompaktmodell einen SUV-Ableger. Aber nicht nur diese Lücke füllt der 4,46 Meter lange SUV. Er soll vor allem jene Außendienstler ansprechen, denen der expressive C-HR zu klein und der RAV4 eine Nummer zu groß ist. Günstig ist der Spaß nicht. Mit mindestens 32.500 Euro (alle Preise netto) belastet er das Einkaufsbudget für Firmenwagen, kostet somit rund 2.500 Euro mehr als der Corolla Kombi, ohne dass er wesentlich besser ausgestattet wäre.

Toyota Corolla Cross 2023 Foto: Toyota
Im Trend der Zeit: Als SUV ergänzt der Cross den Corolla Fünftürer und den im Gewerbeeinsatz beliebten Kombi.

Toyota jedenfalls will mit dem neuen Hybrid-SUV die Flottenkunden stärker ins Visier nehmen. Rund die Hälfte aller Verkäufe, so lautet die Planung, sollen in gewerbliche Hände gehen. Ob die Rechnung bei einem so selbstbewussten Preis aufgeht? Mal schauen. Optisch ist der Cross zumindest attraktiv. Und er polarisiert weniger als der ebenso kompakte C-HR.

Der höhergelegte Corolla wirkt ruhig und gefällig, sieht aber nicht langweilig aus. Schon wegen der dynamischen Front und den weit ausgestellten Radhäusern. So wird der breite Kühlergrill von schlanken LED-Scheinwerfern flankiert. Wäre er kein Toyota, würde wohl niemand auf Anhieb vermuten, dass unter der bullig geformten SUV-Karosserie ein sparsamer Hybridmotor steckt.

Weiterentwickelter Hybrid mit Front- oder Allradantrieb

Die Kombination aus Zweiliter-Benziner und Elektromotor wurde zum Jahresende überarbeitet und erstmals im Corolla Cross eingesetzt. Parallel werden auch Fünftürer und Kombi mit dem aufgepeppten Hybridantrieb angeboten. Bei dieser mittlerweile fünften Hybrid-Generation wurden die 1,5 kWh starken Lithium-Ionen-Akkus um 14 Prozent kräftiger und leichter, während die Systemleistung des Antriebs von 184 auf 197 PS stieg.

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Ab 34.120 Euro gibt’s den crossigen Teilzeitstromer auch mit Allradantrieb, während die herkömmliche Fließheck Corolla sowie der Kombi Touring Sports auf den 4x4 verzichten müssen. Als Fronttriebler beschleunigt das Kompakt-SUV in flotten 7,6 Sekunden auf Tempo 100. Beim Allradmodell stärkt zwar ein weiterer Elektromotor die Hinterachse, jedoch liegt auch hier die Leistung bei ebenfalls 197 PS.

Günstiges Einstiegsmodell im nächsten Sommer

So nimmt der 4x4 dem Fronttriebler im Sprint auch nur eine Zehntelsekunde ab. Viel wichtiger sind jedoch die Vorteile bei schlechtem Wetter, wo der Allradler mehr Traktion und somit eine höhere Sicherheit bietet.

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Allerdings wird der Corolla Cross schon bald günstiger. Spätestens im Sommer 2023 reicht Toyota eine Einstiegsvariante mit einem 1,8-Liter-Motor und 140 PS nach. Kostenpunkt: unter 25.000 Euro.

Auch wenn er groß wirkt, hat der Japaner ein eher durchschnittliches Platzangebot. Geht es vorne noch durchaus luftig zu, so wird die Luft hinten, trotz neigungsverstellbarer Rückbank, merklich dünner. Vor allem großgewachsene Mitfahrer spüren den geringen Knieraum im Fond. Das Gepäckraumvolumen von 433 bis maximal 1.337 Litern erweist sich dagegen als akzeptabel. Ab der zweiten Ausstattungsstufe Lounge öffnet und schließt die große Heckklappe sogar serienmäßig per einfachem Fußkick und natürlich elektrisch.

Erster Corolla mit digitalem Cockpit

Toyota Corolla Cross 2023 Foto: Toyota
Alle Modelle bekommen ein neues Multimediasystem und digitale Instrumente.

Als erster Corolla verfügt der Cross über ein digitales Kombiinstrument, welches mit 12,3 Zoll schön groß ausfällt und immer serienmäßig an Bord ist. Das Layout lässt sich per Knopfdruck am Lenkrad vierfach einstellen, sofern der Fahrer diese Funktion überhaupt findet. Die versteckt sich nämlich in den verschachtelten Weiten des Untermenüs. Abgesehen davon überzeugt das große Display selbst bei seitlicher Sonneneinstrahlung noch mit einer guten Ablesbarkeit. Auch die herkömmlichen Corolla-Modelle bekommen demnächst die Digital-Anzeigen, da für beide im Januar ein Facelift ansteht. Bestellen kann man die neuen Modelle übrigens schon, parallel zu den etwas schwächeren, aber mindestens 2.000 Euro günstigeren 2022er-Versionen.

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Schnelles Multimedia mit später Navi-Ansage

Der Cross hat auch serienmäßig das neu entwickelte Multimediasystem samt ebenfalls neuem Navi. Dank leistungsstarkem Prozessor berechnet es Routen wesentlich schneller als bisher, nutzt dabei Verkehrsinfos in Echtzeit. Außerdem erhält das Infotainment nun Updates over the air. Der hochauflösende 10,5 Zoll-Touchscreen lässt sich einfach bedienen und die Zielführung arbeitet tatsächlich flotter, als man es bisher vom Corolla gewohnt war. Jedoch kommen die Richtungsanweisungen so spät, dass man oft im letzten Moment zum abrupten Abbiegen gezwungen wird, oder sich über Umwege ans Ziel herantasten muss.

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Mehr Power, viel Komfort

Die Materialanmutung im Innern überzeugt ebenfalls nicht ganz: Im oberen Bereich des Cockpits, wo die Passagiere oft hinschauen, finden sich aufgeschäumte Kunststoffe. Eine Etage tiefer und an den Türverkleidungen dominiert tristes Hartplastik.

Entspanntes Gleiten mit hohem Komfort

Toyota Corolla Cross 2023 Foto: Toyota
Die Hybridmotoren sind etwas stärker geworden. Sparsam sind sie weiterhin.

Dafür erweist sich der Corolla Cross als sehr angenehmer Cruiser und rollt selbst über derbe Unebenheiten geschmeidig ab. Der Japaner ist sehr komfortabel abgestimmt, ohne gleich ins sänftenartige Schaukeln zu verfallen. Auch die präzise Lenkung gefällt. Außerdem geht der überarbeitete Hybrid flott zur Sache. Trotzdem bleibt er genügsam. Auf unserer zügig gefahrenen Tour durch die Berge Spaniens zeigte der Bordcomputer nur enthaltsame 5,6 Liter an. Somit lag der frontgetriebene Hybrid-SUV am Ende bei gerade einmal 0,3 Liter über dem von Toyota angegeben Normwert.

Unter Last wird der Benziner laut

Auch arbeitet der Teilzeitstromer dank guter Geräuschdämmung recht leise. Jedenfalls meistens, denn das stufenlose Planetengetriebe überzeugt weiterhin nicht. Zwar bleibt jetzt der befürchtete Gummibandeffekt beim Beschleunigen fast vollständig aus. Einen beherzten Tritt aufs Gas beantwortet der Zweiliter-Benziner mit einem lautstarken Aufheulen. Zwar haben die Ingenieure die Drehzahl bei höherem Tempo jetzt um 500 Umdrehungen gesenkt, trotzdem ist das aufdringliche Motorgeräusch noch sehr präsent. Wer’s aber dem Charakter des Hybriden entsprechend ruhiger angeht und sanft beschleunigt, wird mit leisem Motorlauf und geringem Verbrauch belohnt.