Vattenfall Energiekonzern stellt auf E-Mobilität um

Foto: Stephan Klonk Fotodesign

In Deutschland tauscht der Energiekonzern Vattenfall bis Ende 2021 rund 1.100 konventionelle Pkw und Transporter aus.

Das Ziel ist klar. Bis 2050 will der Energieriese Vattenfall komplett klimaneutral sein. Der eigene Fuhrpark muss sein Scherflein dazu beitragen und soll bereits in fünf Jahren nur noch aus reinen Elektro- und Hybridfahrzeugen bestehen. Übersetzt heißt das, mehr als 3.500 herkömmliche Pkw und Transporter in Schweden, den Niederlanden und Deutschland durch elektrische Alternativen zu ersetzen. In Deutschland hat Vattenfall 1993 mit dem Test eines E-Golf begonnen. Seit 2005 setzt der Konzern an beiden Standorten in Hamburg und Berlin vermehrt Elektroautos im Alltagsbetrieb ein.

"Bis 2021 wollen wir alle konventionellen Fahrzeuge unserer Flotte austauschen, für die es Alternativen gibt", schränkt Gernot Krieger, Leiter Real Estate und Facility Management bei Vattenfall in Berlin, das Vorhaben ein. Gleichzeitig hofft er, dass die Fahrzeugindustrie bis dahin genügend E-Autos, Elektrotransporter und Lkw mit E-Antrieb auf dem Markt hat. Mit dem derzeitigen Nutzfahrzeugangebot ist der 56-Jährige nicht zufrieden. Bislang sind in seinem Fuhrpark nur vier der 485 Technik- und Wartungsfahrzeuge auf Transporterbasis mit einem Elektroantrieb ausgestattet. Von den 13 Lkw verfügt noch keiner über einen alternativen Antrieb.

Begrenzte Reichweiten kein Problem

Wesentlich besser sieht die Quote bei den Pkw aus. Von den insgesamt 615 Firmenwagen und Poolfahrzeugen für die Mitarbeiter laufen bereits 94 mit Strom. Hier gebe es viele verfügbare Modelle mit genügend Reichweite. Vorrangig rollen E-Modelle von Audi, BMW, Mercedes, Nissan, Skoda und VW für Vattenfall durch die Versorgungsgebiete. Allein in der Hauptstadt müssen die Servicefahrzeuge regelmäßig mehrere Tausend über die Stadt verteilte Orte ansteuern, um Wartungsarbeiten am 1.800 Kilometer langen Fernwärmenetz mit elf Heizkraftwerken und am 36.000 Kilometer langen Stromnetz mit 80 Umspannwerken sowie 7.500 Netzstationen vorzunehmen. Andererseits nutzen Mitarbeiter die E-Autos, um bei Bedarf zwischen den einzelnen Verwaltungsgebäuden innerhalb der Stadt zu pendeln.

Vattenfall Foto: Stephan Klonk Fotodesign
Hannes Stefan Hönemann, Vattenfall.

Mit der begrenzten Reichweite der E-Autos hat Vattenfall kein Problem. Die Entfernungen zwischen den Anlauf­stellen seien mit höchstens 40 Kilometern am Stück so gering, dass es jedes Elektroauto schaffen kann. Muss jemand weitere Entfernungen zurücklegen, meldet der Mitarbeiter das an und bekommt ein Hybridauto gestellt. Für die optimale Nutzung dieser Fahrzeuge hat jeder Angestellte eine Einweisung erhalten.
"Der Einsatz der E-Autos ist bei uns recht unspektakulär. Wir benutzen sie einfach. Für unseren Bedarf ist das E-Auto perfekt", betont Krieger. Für ihn sei es leicht gewesen, die Mitarbeiter des Energieversorgers für das neue Fahrzeugkonzept zu gewinnen. Die Mehrheit sei sehr technikinteressiert und ließ sich sofort begeistern, zumal es für jedes dieser Fahrzeuge eine Ladekarte gibt und die Vattenfaller bei Bedarf öffentliche Ladesäulen nutzen können.

Mehr E-Autos benötigen auch mehr Ladesäulen

Mit steigender Zahl an Elektrofahr­zeugen muss die Zahl der Ladesäulen sukzessiv mitwachsen. Derzeit verfügt Vattenfall über circa 50 eigene Ladestationen in Berlin und zehn Ladepunkte in Hamburg. Speziell am Stammsitz in Berlin-Mitte besteht derzeit ein Bedarf von rund 20 Ladesäulen in der Tiefgarage der Hauptverwaltung. Die seien kurzfristig aber nicht realisierbar, da hier die Leitungskapazitäten nicht ausreichen und erst nachgerüstet werden müssen. Wie viele Ladesäulen Vattenfall künftig benötigt, ist noch zu analysieren. Klar sei, dass die intelligente Steuerung der Akkuaufladung im Fahrzeug die größte Herausforderung darstellt. Das gilt erst recht, wenn die Fahrbatterien als Puffer für alternativ erzeugten Strom herhalten sollen und die volle Batteriespannung immer pünktlich zum Einsatz zu gewährleisten ist.

"Wir unterteilen unsere Fahrzeuge in zwei Kategorien: Dienstfahrzeuge, meist mit unserem Branding für verschiedene Aufgaben im Unternehmen, und neutral gehaltene Firmenwagen, die einen Teil der Entlohnung der Mitarbeiter darstellen. Für beide gilt aber unsere Strategie zur Umstellung auf den Elektroantrieb", erläutert Pressesprecher Hannes Stefan Hönemann.

User-Choosern sind nur E-Autos erlaubt

Mit der Management-Flotte startete Vattenfall den konsequenten Umstieg auf E-Fahrzeuge. Seit dem 1. April 2017 dürfen die Firmenwagenbesitzer nur noch Autos mit Elektromotor oder Hybrid­antrieb bestellen, sobald ihr aktueller Leasingvertrag ausläuft. Dabei versüßt Vattenfall seiner Führungsmannschaft den Umstieg auf reine E-Modelle. Wer sich beispielsweise am Wohnort eine Ladestation errichtet, kann mit einem Zuschuss rechnen. Für die Urlaubszeit besteht die Möglichkeit, über ein gesondertes Budget einen Pkw zu mieten. Und wer ganz aufs Auto verzichtet, bekommt eine Mobilitätspauschale gezahlt.

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Gernot Krieger, Vattenfall.

Für die künftige E-Flotte sei eine hohe Anschubfinanzierung unumgänglich. Das können die geringeren Betriebskosten durch weniger Treibstoffkosten und Wartungsaufwand nicht kompensieren. Insgesamt rechnet Vattenfall für seinen E-Fuhrpark mit Mehrkosten in Höhe von 15 bis 20 Prozent für die Full-Service-Leasingverträge. "Damit erkaufen wir uns Mobilität und nicht das Fahrzeug", gesteht Krieger. Die Batterien halten die Leasinglaufzeit locker durch, sodass an dieser Stelle keine Kos­ten­explo­si­on zu erwarten ist. Insgesamt überwiegen die Vorteile mit E-Fahrzeugen – zumal Vatten­fall damit noch seinen selbst erzeugten Strom tanken kann.

Vattenfall - Einer der größten Energiekonzerne

Vattenfall gehört zu den größten Energiekonzernen in Europa. Das Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern produziert und verteilt Strom und Wärme aus den Energiequellen Wind, Wasser, Biomasse, Kernkraft, Kohle und Gas. Insgesamt beliefert Vattenfall rund 11,5 Millionen Strom- und Gaskunden. Zu den wichtigsten Märkten zählen Deutschland, Dänemark, Finnland, Großbritannien, die Niederlande und Schweden. Die Muttergesellschaft Vattenfall AB befindet sich vollständig in schwedischem Staatsbesitz. Der Konzernumsatz 2016 betrug knapp 16 Milliarden Euro. Derzeit verfolgt der Energieriese mehrere umweltfreundliche Projekte, die von der Energiewende getrieben sind. Bis 2050 will Vattenfall klimaneutral sein