Verkauf Elektroautos TÜV prüft Batterie

Kia Soul EV 2022 Foto: Kia

Der TÜV Rheinland prüft die Kapazität der Batterien von E-Autos und stellt dafür ein Zertifikat aus. Das könnte den Verkauf ausgemusterter Firmenwagen vereinfachen.

Hält er noch eine Weile, oder geht der Akku bald in die Knie? Die ersten E-Autos kommen in die Jahre. Da drängt sich schnell die Frage auf, wie lange die Batterie noch mitmacht. Schließlich weiß man: Die Traktionsbatterie ist das Herzstück des Elektroautos, und ihre nutzbare Kapazität verringert sich im Laufe der Jahre.

Der Akku ist die teuerste Einzelkomponente des Fahrzeugs, sein Preis kann bis zu 50 Prozent des Gesamtfahrzeugwerts betragen. Deshalb beeinflusst sein Zustand den Restwert. Den kann man natürlich nur kalkulieren, wenn man weiß, wie viel Power der Akku noch hat.

Dabei will der TÜV Rheinland Flottenbetreiber oder Leasinggesellschaften unterstützen. Zusammen mit Twaice gründete der TÜV das Unternehmen Battery Quick Check in Köln. Dort werden Batterien quasi durchleuchtet, um den Leistungsstand zu zertifizieren. "Wir haben in den vergangenen Jahren das technische Know-how dazu aufgebaut", verspricht Twaice-Geschäftsführer Stephan Rohr.

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Transparenz sei im boomenden E-Mobil-Markt notwendig. Wurden 2019 nur rund 11.000 gebrauchte Stromer verkauft, wechselten 2020 bereits über 19.000 Stück ihre Besitzer. Und es werden jedes Jahr mehr. Der TÜV Rheinland schätzt, dass bis 2030 rund 6,5 Millionen E-Autos und Plug-in-Hybride in Deutschland unterwegs sein werden mit entsprechendem Potenzial für den ­Gebrauchtmarkt.

Doch niemand will die Katze im Sack kaufen. Das zeigt auch eine Umfrage des TÜV aus dem vergangenen Jahr: Mehr als 90 Prozent der befragten E-Auto-Interessenten wünschen sich eine unabhängige Batteriebewertung, bevor sie einen gebrauchten Stromer kaufen.

Die Ingenieure berechnen die Restkapazität auf Basis der kalendarischen Alterung. Die wird beeinflusst von Faktoren wie Temperatur und Ladezustand. Aber auch die zyklische Alterung, bedingt durch Fahr- und Ladeverhalten, spielt eine Rolle für die nutzbare Kapazität.

Die Ingenieure schließen eine Art Blackbox über die Schnittstelle des On-Board-Diagnose-Systems an. Ein speziell dafür entwickeltes Programm durchleuchtet den Akku. Dabei wird die Batterie ungefähr eine Stunde geladen. In dieser Zeit liest das Programm alle relevanten Daten aus und analysiert sie.

Am Ende steht ein Prozentwert für die Batterie­kapazität, den der TÜV Rheinland in einem zertifizierten, unabhängigen Zustandsreport bestätigt. Je näher der Wert an der 100-Prozent-Marke liegt, desto höher fällt der Restwert des Akkus und damit auch der des Autos aus. Nach unten liegt die Grenze bei 80 Prozent. Darunter sollte die Batterie ausgetauscht werden und ein zweites Leben abseits des E-Autos finden.

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"Eine unabhängige Bewertung des Gesundheitszustands der Traktionsbatterie ist zentral, um den Marktpreis für ein gebrauchtes Elektrofahrzeug zu ermitteln", sagt TÜV-Rheinland-Vorstandsmitglied Matthias Schubert. Ab Herbst können die ersten Kunden ihre Fahrzeuge in Autohäusern, Werkstätten und bei Logistikern checken lassen. Auch Versicherungen, Leasinggesellschaften oder das Fuhrpark­management von Unternehmen können das System einsetzen.

Die Kosten des Zertifikats wollen TÜV Rheinland und Twaice allerdings erst zum Marktstart bekannt geben. Trotzdem rechnet der TÜV bereits für 2023 mit rund 150.000 Zertifizierungen.