Verkehrs-und Umweltpolitik Schaufenster Elektromobilität - Projekte

VW Caddy, Flotte, Fuhrpark, Dummy Foto: Foto: VW, Montage: firmenauto

2020 sollen eine Million E-Fahrzeuge unterwegs sein. Da ist viel Pionierarbeit bei Fahrern und Anbietern gefragt. Helfen sollen die Erfahrungen aus den "Schaufenstern Elektromobilität".

Wer auf E-Mobilität setzt, braucht einen langen Atem. Nur knapp 7.000 Elektrofahrzeuge wurden 2012 zugelassen. Das erklärte Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen zu haben, scheint unerreichbar. Doch selbst wenn es keine staatlichen Subventionen beim Kauf von E-Autos gibt, unterstützt der deutsche Steuerzahler die Elektromobilität indirekt. So stellt der Staat beispielsweise für die vier sogenannten Schaufenster Elektromobilität Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro zur Verfügung. Da die Projekte zusätzlich zu einem Großteil von den teilnehmenden Unternehmen mitfinanziert werden, kann von einer deutlich höheren Fördersumme ausgegangen werden.

Zudem haben sich die deutschen Automobilhersteller bereit erklärt, in hinreichender Zahl Fahrzeuge für die unterschiedlichen Schaufenster zur Verfügung zu stellen. Peu à peu starten jetzt immer mehr einzelne Projekte der vier bundesweiten Schaufenster Elektromobilität. Diese Projekte haben viele Funktionen. Sie sind Versuchslabor, um die Anforderungen an die Infrastruktur zu klären. Und sie übernehmen eine Werkstattfunktion, wenn es darum geht, die Technologie weiterzuentwickeln.

Hand in Hand arbeiten Industrieunternehmen, die Wissenschaft und die öffentliche Hand zusammen, um die Elektromobilität bundesweit einen guten Schritt voranzubringen. Wir stellen interessante Projekte aus den vier Schaufenstern "Living Lab BW E-Mobil" (Baden-Württemberg), "Internationales Schaufenster der Elektromobilität" (Berlin/Brandenburg), "Unsere Pferdestärken werden elektrisch" (Niedersachsen) sowie "Elektromobilität verbindet" (Bayern/Sachsen) vor.

Niedersachsen - "Unsere Pferdestärken werden elektrisch"

Eignen sich Elektroautos als Energiespeicher und virtuelle Kraftwerke? Enercity Contracting, ein Unternehmen der Stadtwerke Hannover AG, soll das herausfinden. Partner sind das Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik der Uni Hannover und das Institut für Transportation Design der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Sie führen gemeinsam einen Feldversuch mit 40 Nutzern von Elektrofahrzeugen durch. Hierfür entwickeln sie eine Steuer- und Messeinheit, die sie bei den Ladepunkten der Nutzer installieren.

Die "Car Connect Box" zeichnet das Ladeverhalten der Nutzer auf und kann das Laden der Elektrofahrzeuge unter Berücksichtigung der energiewirtschaftlichen Randbedingungen fernsteuern. Aus den gewonnenen Erkenntnissen sollen Geschäftsmodelle entwickelt werden, die E-Mobilität-Nutzer durch Preisanreize dazu anregen, ihr Ladeverhalten an die Anforderungen der Energiewirtschaft anzupassen. Die Wissenschaftler wollen parallel untersuchen, unter welchen Bedingungen E-Autos an Ladestationen überschüssige erneuerbare Energie aufnehmen können.

Baden-Württemberg - "Living Lab BW"

Über 100 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft nehmen am Living Lab BW teil. Ziel ist es, in der Region Stuttgart und in Karlsruhe 1.000 Ladestationen einzurichten und rund 2.000 Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen. Darunter werden auch einige Elektrotransporter sein. So wollen die Paketdienste Deutsche Post DHL, DPD und UPS in einem Projekt zur abgasfreien Zustellung der Zukunft kooperieren. Mit an Bord bei diesem Projekt sind die Städte Karlsruhe, Ludwigsburg und Stuttgart. Gemeinsam wollen die Partner herausfinden, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit mehr lokal emissionsfreie Fahrzeuge die Post ausliefern. Wenn es nach den Paketdiensten ginge, dürften sie beim Einsatz von E-Transportern die Busspuren oder explizit zugewiesene Parkplätze nutzen. Auch bei den Zufahrtsrestriktionen erhoffen sich die Praktiker ein Entgegenkommen, wenn sie sauber unterwegs sind.

Auch Daimler und EnBW sind Partner des Living Lab BW. So setzt Daimler in Stuttgart eine Car2go-Flotte von 500 Smart Electric Drive ein. Außerdem wurden 300 Ladestationen mit 500 Ladepunkten errichtet, an denen aber nicht nur die Car2go-Fahrzeuge, sondern alle Elektrofahrzeuge Strom tanken können. Die Säulen sind sowohl mit Mennekes- als auch mit Schukosteckern ausgerüstet. So können auch E-Bikes oder E-Roller aufgeladen werden.

Bayern/Sachsen - "Elektromobilität verbindet"

Das länderübergreifend bayrisch-sächsische Projekt soll klären, ob Reisende mit Elektrofahrzeugen auch lange Strecken angemessen zurücklegen können. Das wollen die Projektpartner Siemens, Eon und BMW bei einem Test entlang der A 9 zwischen München und Leipzig herausfinden. Acht DC-Schnellladesäulen mit dem neuen Combo-Stecker und eine AC-Ladesäule entlang der Strecke sollen Fahrern von E-Autos ermöglichen, zwischenzuladen. Der Abstand zwischen den Schnellladestationen beträgt maximal 90 Kilometer. Um den E-Tank wieder zu füllen, braucht es maximal 30 Minuten.

Gestartet wird in einem ersten Schritt mit Vorserienfahrzeugen von BMW. Ab Ende des Jahres sollen auch BMW i3-Serienfahrzeuge in Kundenhand am Test teilnehmen. Der Versuch ist auch für Autos anderer Hersteller offen, sofern die Fahrzeuge mit Combo-Stecker ausgerüstet sind.

Berlin/Brandenburg - "Fahren, laden, speichern und vernetzen"

Eine zentrale Rolle spielt das Thema Vernetzung. Verkehrsangebote des ÖPNV oder Carsharing sollen optimal aufeinander abgestimmt werden. Das Ganze wird gespeist aus vielen Brandenburger Windkraftanlagen. Über die Tochter DB Fuhrpark Service will beispielsweise die Deutsche Bahn eine 250 Einheiten starke Carsharing-Elektroflotte plus 250 Elektro-Mieträder in der Hauptstadtregion etablieren. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) setzen ab Januar 2014 elektrisch angetriebene Personenschiffe auf den Gewässern der Hauptstadt ein.

Leise Elektro-Lkw übernehmen nachts die Versorgung von Supermärkten, Kaufhäusern und anderen Geschäften in der Stadt. Durch die Erprobung neuer Elektro-Abfallentsorgungssysteme auf Basis von E-Nutzfahrzeugen mit großer Nutzmasse sollen die Voraussetzungen für eine geräuscharme Müllentsorgung geschaffen werden. Die AWU Abfallwirtschafts-Union Oberhavel setzt beispielsweise ein Seitenlade-Sammelfahrzeug mit Hybridantrieb ein. Auf Initiative des Fahrzeugaufbauten-Herstellers Hüffermann Transportsysteme wurde gemeinsam mit dem schwedischen Lkw-Hersteller Volvo Trucks im Rahmen des Internationalen Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg ein völlig neues Hybridfahrzeug konstruiert.