Volvo ist im SUV-Fieber: Als dritter Hochbeiner kommt der XC40 mit viel Bodenfreiheit und hoher Karosserie. Reichen Dreizylinder-Benziner und Frontantrieb für den Alltag?
Dem Traum vom Abenteuer kann man derzeit kaum entgehen: In der Fußgängerzone sind Outdoorjacken allgegenwärtig, statt Sneaker dürfen es gern auch Wanderschuhe sein und selbst vor dem Auto macht der Trend nicht Halt. Volvo etwa hat gleich drei Rustikalmodelle im Portfolio. Und wie manche teure Jacke ist der vor einem Jahr eingeführte XC40 so schick, dass nur die wenigsten Kunden damit abseits asphaltierter Straßen unterwegs sein werden.
Da ist es nur konsequent, dass Volvo wie viele andere Hersteller auch serienmäßig nur Frontantrieb bietet. Die häufig wesentlichen Kaufgründe für SUV, nämlich der hohe Einstieg und die gute Übersicht, gibt es ja auch ohne vier angetriebene Räder. In Kombination mit dem Dreizylinder-Benziner und Schaltgetriebe beginnt die XC40-Welt so bei sozialverträglichen 26.900 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer).
Wer bei dem Wort Dreizylinder direkt an Kleinwagen, Verzicht und lethargischen Vorwärtsdrang denkt, sei direkt beruhigt. Der 1,5-Liter Motor mit 156 PS zieht kräftig an, hat schon bei niedriger Drehzahl genug Power für den schweren Wagen und klingt dabei auch noch gut. Erst bei hohen Autobahngeschwindigkeiten fehlt ihm etwas der Elan. Aber die meidet man sowieso besser, da dann die Verbrauchswerte fix in den zweistelligen Bereich schnellen.
Dabei lädt die gut gedämmte Karosserie zur schnellen Reise ein. Kurvige Landstraßen hingegen liegen dem Volvo weniger. Die Lenkung ist sehr leichtgängig, in engeren Kurven dreht schnell das kurveninnere Vorderrad durch und die Fahrwerksabstimmung ist eher auf Komfort bedacht. Das passt auch besser zum Fahrzeugkonzept, und so sind schlechte Straßen im XC 40 keine Qual.
Für Bequemlichkeit sorgen auch die Volvo-typisch körpergerechten Vordersitze und das großzügige Raumangebot. Hinten gibt es genügend Platz für zwei weitere Mitfahrer, nur der Gepäckraum geriet mit 460 Litern für die Klasse eher klein. Zudem kämpft der Fahrer mit dem allgemeinen SUV-Problem einer recht hohen Ladekante. Zuviel darf man aber ohnehin nicht zuladen, maximal 415 sind Kilogramm erlaubt. Das liegt vor allem an der schweren Plattform, die gute Sicherheit bietet, dafür aber ordentlich Gewicht auf die Waage bringt.
Wenig zu mäkeln gibt es an der Bedienung. Sie läuft überwiegend über den großen zentralen Touchscreen, der viele Menüs vereint. Auch die Sprachbedienung funktioniert problemlos, besteht aber auf feste Phrasen. Manches kann der kleine Volvo sogar besser als seine großen Geschwister. So sind die Tasten des Multifunktionslenkrads aus einfachem Kunststoff. Der ist wesentlich weniger anfällig für Fingerabdrücke als die Klavierlackoberflächen der größeren Modelle. Auch sonst gibt es an Materialauswahl und Verarbeitung nichts zu bemängeln. Im Detail hat sich Volvo sogar besondere Mühe gegeben: Ein Kunststoffclip hält Parktickets an der Windschutzscheibe fest, kleine Schwedenflaggen an Motorhaube und Sitzen lassen keinen Zweifel am Herkunftsland des XC 40.
Und weil die Schweden auch Sicherheit immer groß schreiben, sind bereits serienmäßig viele Assistenzsysteme an Bord. Der Volvo bremst automatisch für Fußgänger und Elche, hält die Spur, erkennt Verkehrszeichen und verhindert, dass man in den Gegenverkehr oder neben die Straße fährt. Letzteres kann auf schmalen Landstraßen ohne Fahrbahnmarkierung zum Problem werden. Während der Fahrer gern ins Bankett ausweichen würde, um dem Gegenverkehr Raum zu geben, wehrt sich der Volvo mit allen Kräften gegen das Verlassen der Straße und warnt währenddessen munter vor dem Auto auf der Gegenfahrbahn. Abseits solcher Sondersituationen war die Technik im Test aber zuverlässig und stets auf Sicherheit bedacht.
Mit an Bord war dafür auch das erweiterte Assistenzpakte für 1.340 Euro, dass zusätzlich den toten Winkel überwacht, beim Ausparken vor Querverkehr warnt und bis 130 nicht nur die Spur, sondern auch den Abstand zum Vordermann eigenständig regelt. Ebenfalls der Sicherheit dienlich sind die LED-Scheinwerfer für 590 Euro. Sie könnten vor allem im Fernlicht noch heller strahlen, zudem gibt es keinen adaptiven Fernlichtassistent.
Das bleibt am Ende aber der einzige Makel auf der vorbildlich weißen Sicherheitsweste des Volvo. Falls ein Kunde doch einmal die abenteuerlustige Optik als Aufforderung versteht, hilft zumindest bergab ein Assistent dabei, dass es nicht zu schnell abwärts geht. Mit den Verkaufszahlen dürfte es bei Volvo mit dem kompakten SUV erst einmal bergauf gehen, selbst wenn bei manchem XC 40 nur die Vorderräder angetrieben sind.