Volvo XC40 Recharge P8 Test Was kann Volvos erstes Elektro-Auto?

Volvo XC40 Recharge P8 E-Auto Foto: Bernhard Limberger/Volvo 15 Bilder

Bei den Plug-in-Hybriden war Volvo ganz vorne, aber mit dem ersten Elektroauto hat man sich Zeit gelassen. Zurecht? Erste Ausfahrt mit dem Volvo XC40 Recharge P8.

Abgasfrei fahren ist das eine, hoher Verbrauch von Ressourcen das andere: Seit Jahren streiten Experten und Stammtischgesellschaften darüber, wie nachhaltig Elektroautos sind. Dem ersten vollelektrischen Auto der Marke gibt Volvo nun eine komplette Ökobilanz mit auf den Weg. Demnach soll der XC40 Recharge P8 trotz des hohen Energieverbrauchs bei der Produktion schon nach 47.000 Kilometern weniger CO2 emittieren aus als der SUV mit Benzinmotor.

Als Verkaufsargument könnte die Untersuchung sicher dienen. Vielen Kunden ist aber wichtiger, wie das Auto fährt. Das lässt sich knapp zusammenfassen: einfach (und) gut. Volvo-Fahrer müssen sich nicht umgewöhnen. Abgesehen von kleinen Retuschen wie dem verkleideten und in Wagenfarbe lackierten Kühlergrill sieht der erste Stromer der Marke weder anders aus noch ist er anders eingerichtet als der XC40 mit Benzin- oder Dieselmotor. Seine 78-kWh-Batterie sitzt tief unten im Fahrzeugboden und schränkt weder Fuß- noch Kofferraum ein. Auch einen Startknopf sucht man vergebens: Fuß auf die Bremse, Schalthebel auf D und los geht’s.

Volvo XC40 Recharge P8 E-Auto Foto: Bernhard Limberger/Volvo
Vorne unterscheidet sich der Elektro-XC40 durch den geschlossenen Kühler vom Diesel und benziner.

Leise surrt der Stromer los, hängt geschmeidig am „Gas“, beschleunigt im Stadtverkehr angenehm unaufgeregt. Doch beim Kickdown katapultieren die zwei zusammen 408 PS starken E-Motoren den Zweitonner in nur 4,9 Sekunden auf 100 km/h und weiter bis auf 180 km/h Top-Speed. Gefühlt passen Power und Anspruch aber nicht wirklich zusammen. Auf schnellen, kurvigen Landstraßen hält sich der Fahrspaß wegen des etwas weichen Fahrwerks und dem hohen Aufbau des SUV in Grenzen. Auch als Stromer bleibt der XC40 ein Cruiser fürs kommode Fahren. Das lässt hoffen auf eine Version mit etwas weniger Power zum günstigeren Preis. Aktuell kostet der Elektro-SUV 52.100 Euro netto. Doch die Schweden wollen demnächst den Einstiegspreis auf unter 50.420 senken, damit sich dieser XC40 für die auf 0,25 Prozent ermäßigte Dienstwagensteuer qualifiziert.

Volvo XC40 Recharge P8 E-Auto, Google Maps Foto: Hanno Boblenz
Blitzschnelle Routenplanung per Spracheingabe über Google Maps

Die Bedienung klappt noch geschmeidiger als bei anderen Volvos, denn die Schweden haben das Bordmenü aufgeräumt. Helligkeit der Innenraumbeleuchtung, Ansprechverhalten des Abstandstempomats, Sensibilität der Lichtautomatik? Der Recharge P8 verzichtet auf alles, was sich der Fahrer zurechtklicken könnte und im Grunde doch nie verändert. Die einzige für ein E-Auto wirklich relevante Funktion nennt sich One Pedal Drive und versteckt sich leider im Untermenü der Fahrassistenten. Einmal aktiviert, bremst der XC40 sehr stark ab, sobald man den Fuß vom Pedal nimmt. Ideal in der Stadt und auf kurzen Strecken. Um schnell mal umschalten zu können, wenn der Wagen Auto auf der Landstraße einfach mal rollen soll, würden wir uns einen gut erreichbaren Schalter wünschen, am liebsten am Lenkrad.

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Der P8 wird wie sein Pendant der Schwestermarke Polestar über ein Android-Bordsystem gesteuert. Loggt sich der Fahrer im Auto in sein Google-Konto ein, kann er das Auto mit allen seinen Google-Anwendungen vernetzen, etwa dem Adressbuch oder dem Smart Home. Aus dem Auto heraus könnte er beispielsweise die elektrischen Rollläden im heimischen Wohnzimmer schließen oder die Heizung einschalten. Auch die auf dem Smartphone oder Tablet eingestellten Routenpräferenzen werden automatisch mit dem Bordsystem synchronisiert, gespeicherte Routen übernommen.

Anders als beispielsweise die neuen Autos des VW-Konzerns verlangt der XC40 aber eine klare Ansage: Auf „Schalte die Heizung wärmer“ reagiert er. Auf „Ich habe kalte Füße“ antwortet der Wagen „hmmm“ oder „zieh warme Strümpfe an“ ohne die Temperatur zu ändern. Wirklich gut klappt die Zieleingabe. Google Maps zeigt gesprochene Sonderziele blitzschnell und übersichtlich, genau wie auf dem Smartphone oder am PC. Reicht der Strom des Akkus nicht, werden Ladestopps vorgeschlagen und angezeigt, wie lange der Wagen zwischenladen muss. Noch funktioniert die Spracheingabe nur für die wichtigsten Funktionen wie Klimaanlage, Musik und Navigation. Stehen neue Funktionen bereit, werden sie über ein Online-Update aufgespielt.

Rund 400 Kilometer soll der Elektro-XC40 mit einer Ladung schaffen. 300 bis 350 Kilometer dürften in der Praxis realistisch sein, wenn man dem Bordcomputer auf unserer ersten Runde glauben kann. Wobei der Fahrer die schätzen muss: Der Wagen zeigt keine Restreichweite in Kilometern an. sondern nur einen prozentualen Füllstand der Batterie.

Im normalen Fahrbetrieb pendelt sich der Verbrauch bei rund 25 kWh ein. Serienmäßig gibt Volvo dem Auto ein Kabel für die Haushaltssteckdose mit. Alternativ kann der Käufer ein dreiphasiges Typ-3-Kabel wählen, mit dem der SUV Wechselstrom mit 11 kW lädt. Praktisch: Das Kabel lässt sich separat vom übrigen Gepäck im Motorraum verstauen.

Wenn das nicht genügt: Am Schnelllader kann der Strom mit bis zu 150 kW fließen. Da die Batterie auf 35 Grad temperiert wird, sollte das in der Praxis funktionieren. Außerdem sollte das Thermomanagement helfen, die Lebensdauer der Batterie zu verlängern. Damit die versprochen gute Ökobilanz des Stromers auch wirklich zutrifft.

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