VW Caddy 1.6 BMT- Mercedes Citan 108 CDI BE Alles im Kasten

Mercedes Citan, VW Caddy, Vergleich Foto: Karl-Heinz Augustin 8 Bilder

Der Mercedes Citan ist der erste Spross aus der Liaison mit Renault und der zweite Anlauf für Daimler im Segment der Kleintransporter. Kann der neue Schwaben-Stern gleich bei seinem Comeback den VW Caddy vom Thron stoßen?

Wie heißt es so schön? "Aus Fehlern lernt man." Bei Mercedes trifft das wohl am ehesten auf den Versuch zu, im Segment der kleinen Stadttransporter Fuß zu fassen. Den Vaneo jedenfalls stampften die Schwaben 2005 nach nur vier Jahren Bauzeit wieder ein. Geringe Verkaufszahlen und zu hohe Produktionskosten – er basierte auf der damaligen A-Klasse – waren schuld. Nun soll der Citan die Lücke im lukrativen Markt der Stadtlieferwagen wieder schließen. Statt einer kostspieligen Eigenproduktion nutzt Daimler aber dieses Mal die Allianz mit Renault. So basiert der Citan auf dem Kangoo und rollt sogar vom gleichen Band im französischen Maubeuge. Damit der Neue auch wirklich als Mercedes durchgeht, drehten die schwäbischen Ingenieure noch an der ein oder anderen Stellschraube.

Der kleine Eingriff kostet aber: Rund 1.500 Euro schlagen die Schwaben beim Citan Kastenwagen mit 75-PS-Diesel (15.395 Euro) im Vergleich zum Kangoo obendrauf. Damit rutscht der neue Stern am Transporter-Himmel in die Preisklasse des VW Caddy. Die Wolfsburger Einstiegs-Dieselvariante, mit ebenfalls voll verblechtem Handwerker-Kleid, steht mit 15.115 Euro sogar rund 300 Euro günstiger da – bei den höheren Motorisierungen kostet der Caddy wieder deutlich mehr als der Citan. Grund genug, die beiden Einstiegsvarianten zum Vergleichstest zu bitten. Als Unterstützung sind lediglich die hauseigenen Sprit-Spar-Helfer (480 Euro für Blue Motion Technology beim Caddy und 320 Euro für Blue Efficiency beim Citan) erlaubt.

Auf die Nutzlast kommt es an

Sowohl VW als auch Mercedes bieten ihren Schützling in den unterschiedlichsten Ausführungen an. Beim Caddy kann man zwischen Kombi (bis zu sieben Sitze) und Kastenwagen sowie zwei Radständen wählen. Den Citan gibt es als Kombi, Mixto und Kasten­wagen. Letzterer ist sogar in drei Längen konfigurierbar. Dafür finden in der Pkw-Variante des Schwaben maximal nur fünf Personen einen Sitzplatz.

Die von uns auserwählten Kastenwagen rollen mit normalem Radstand vor. Die wichtigsten Frage: Wie viel geht rein in die wendigen City-Transporter? In Sachen Zuladung und Ladevolumen schenken sich die Testkandidaten nicht viel. Der Citan verteilt maximal 635 Kilo auf 3,1 Kubikmeter Stauraum, der Caddy nimmt es mit 602 Kilo bei 3,2 Kubikmetern auf. Und auch sonst gibt sich keiner die Blöße.

Sowohl beim Wolfsburger als auch beim Stuttgarter ist alles so, wie es sein soll: Man bekommt eine extrem niedrige Ladekante, eine serienmäßige Schiebetür auf der Beifahrerseite, Verzurrösen am Boden und auf Wunsch auch auf Schienen an den Seitenwänden sowie eine optionale Holzverkleidung. Dachträger, Leiterklappe und einen versenkbaren Beifahrersitz samt klappbarer Trennwand für sperrige Güter bieten ebenfalls beide Hersteller gegen Aufpreis an.

Kleine, aber entscheidende Unterschiede gibt es bei den Innenabmessungen. Die 1,20 Meter breiten Europaletten passen beim Caddy nur längs zwischen die Radkästen (Breite: 1.17 Meter). Der Citan lässt den Holzpaletten hingegen auch quer noch zwei Zentimeter Luft.

Beim Ziehen wiederum sticht der Caddy den Citan noch deutlicher aus. Die Anhängelast des Wolfsburgers liegt mit 1.500 Kilo wesentlich höher als beim Kontrahenten aus Stuttgart (1.050 Kilo). Mit seinem Gesamtzuggewicht von 3.550 Kilo würde der kleine
VW vom Hersteller aus sogar mehr herumschleppen, als es ihm das Gesetz zugesteht. Die EU schreibt nämlich eine Höchstgrenze von 3,5 Tonnen vor, mit denen man sich im gewerblichen Bereich noch ohne Fahrtenschreiber bewegen darf. Der ist beim Wolfsburger aber leider weder ab Werk zu haben noch nachrüstbar.

Reichen die 75-PS-Motoren aus?

Bleibt die Frage, ob die beiden ihre Zusatz­kilos auch tragen können. Wir reizen die jeweiligen Nutzlasten voll aus, zurren alles schön fest und rollen auf die Straße. Die steile Ausfahrt aus der Tiefgarage nehmen beide ohne Anstrengung. Der Caddy bringt seine 45 Nm mehr Drehmoment nicht wirklich spürbar ins Spiel, weil VW das Fünfgang-Getriebe relativ weit gespreizt hat. Vorteil: Kurze Autobahnetappen schluckt der kultivierte 1,6-Liter-TDI-Motor so mit niedrigeren Drehzahlen leiser und sparsamer weg.

Beim kombinierten Spritverbrauch liegt der Caddy trotzdem gleichauf mit dem Citan, dessen 1,5-Liter-Aggregat vor allem durch seine Laufruhe überzeugt. Auf der Normrunde genehmigen sich beide im Schnitt 6,1 Liter. Der VW kommt damit den Herstellerangaben allerdings deutlich näher als der Mercedes (Caddy: 5,3 Liter; Citan: 4,3 Liter). 

Präziser zeigt sich der Caddy auch im Handling. Der VW-Kastenwagen steuert wesentlich direkter ums Eck und liegt etwas straffer auf der Straße, ohne dabei an Komfort einzubüßen. Der Citan hingegen bleibt beim Einlenken etwas gefühlsarm und sackt mit der Last auf den Schultern schon im Stand sichtlich tiefer in die Knie. Grobe Bodenwellen steckt er dadurch aber lässiger raus. Passend dazu haben die Mercedes-Ingenieure auch die Sitze im Citan weicher gepolstert. Zusammen mit der Armauflage zwischen den Sitzen und der weit oben angebrachten Schaltkulisse lädt er so zum Cruisen ein.

Auf den härteren Sitzen im Caddy vermissen wir etwas die Gemütlichkeit des Schwaben. Der Wolfsburger überzeugt dafür mit seiner präzisen Schaltung, der besseren Sitzposition – das Lenkrad ist serienmäßig  höhen- und längsverstellbar – und den klareren Rundinstrumenten.

Dem Citan fehlt es an praktischen Ablagen

Zudem bietet der Wolfsburger deutlich mehr und auch praktischere Ablagen als der Citan. Alleine zwischen Fahrer und Beifahrer können vier Getränkeflaschen abgestellt werden. Im Citan bleibt aufgrund der Armauflage lediglich Platz für einen Kaffeebecher. Auch kleinere Gegenstände wie Handy und Co. können im Caddy griffbereit in der Mittelkonsole platziert werden. Die praktischen Jackenhaken aus dem Citan vermissen wir allerdings in unserem Caddy.

Bei der Qualität des Cockpits kann der Citan dem Caddy ebenfalls nicht das Wasser reichen. Mercedes-eigene Elemente wie den Multifunktions- und Tempomathebel findet man im Kangoo-Klon nur wenige. Die klobige, schwarze Kunststofflandschaft zieren größtenteils Drehregler und Tasten diverser Renault-Modelle.

In Sachen Sicherheit könnten beide noch eine Schippe drauflegen. Sowohl Citan als auch Caddy fahren serienmäßig lediglich mit ABS, ESP und einem Fahrerairbag vor. Ein extra Luftkissen für den Beifahrer lässt sich VW mit 290 Euro extra bezahlen, Mercedes verlangt 160 Euro Aufpreis. Dafür springen beim Wolfsburger im Ernstfall neben den Seiten- auch Kopfairbags (zusammen 295 Euro) auf. Beim Konkurrenten aus Stuttgart greifen nur Seitenairbags (305 Euro) schützend ein – Kopfairbags gibt es ausschließlich für die Kombi-Variante.

Berganfahrhilfe und aufpreispflichtige Extras wie Tempomat, Parkpiepser und Klimaanlage erleichtern in beiden Modellen den Alltag. Der Citan punktet zudem mit einem günstigen Radio (290 Euro) inklusive AUX- und USB-Anschluss sowie integrierter Bluetooth-Freisprechanlage. Ein Navi fehlt dafür in der Aufpreisliste der Schwaben. Das lässt sich VW mit 780 Euro für das kleine System und 2.505 Euro für die große Version mit farbigem Multifunktionsdisplay allerdings teuer bezahlen. Die Nachrüstoption scheint auch hier die angemessenere Lösung. Allrad, Doppelkupplungsgetriebe und Bi-Xenon-Scheinwerfer hat Mercedes ebenfalls nicht im Angebot.

Auch wenn die teuren Extras in der kleinen Transporterklasse nur selten gewählt werden, unterstreichen sie dennoch den Premium-Anspruch des VW Caddy, der in unserem Vergleich aufgrund der hochwertigeren Materialien und den solideren Fahreigenschaften leicht die Nase vorn hat. Verstecken braucht sich der Citan aber keinesfalls. Er überzeugt vor allem mit viel Komfort und seinem laufruhigem Motor. Klar ist: Der kleinste Stern in der Nutzfahrzeugsparte der Schwaben lässt die Transporter-Flotte von Mercedes wieder kräftiger strahlen. Alles andere also als ein erneuter Fehlstart.

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Betriebskosten
Mercedes Citan 108 CDI Kastenwagen VW Caddy Kastenwagen 1.6 TDI BMT
Basisdaten
Grundpreis ohne MwSt. 15.715 Euro 15.595 Euro
Teuerung während der Nutzungsdauer 2.763 Euro
Gebundenes Kapital 12.977 Euro
Feste Kosten pro Jahr
Kapitalverzinsung 1.090 Euro
Abschreibung 2.500 Euro
Kfz-Steuer 161 Euro
Typklasse HP/TK/VK 18/19/18
Haftpflichtversicherung * 2.139 Euro
Kaskoversicherung * 1.615 Euro
Unterstellung/Garage 534 Euro
Summe feste Kosten/Jahr 8.038 Euro
Summe feste Kosten/km 40,2 ct
Variable Kosten pro km
Kraftstoff 7,0 ct
Reifen 1,5 ct
Wartung und Reparatur 9,2 ct
Summe variable Kosten/km 17,7 ct
Gesamtkosten
Gesamtkosten pro km 57,9 ct
Quellenangabe Betriebskosten
Daten berechnet von Dekra Dekra
Stand 10/2012
Versicherung * Versicherung jeweils bei 70 Prozent mit 500 Euro Selbstbeteiligung, einschließlich Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung. Versicherung jeweils bei 70 Prozent mit 500 Euro Selbstbeteiligung, einschließlich Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung.
Technische Daten
Mercedes Citan 108 CDI Kastenwagen VW Caddy Kastenwagen 1.6 TDI BMT
Karosserie
Aufbau Kombi
Zahl der Sitzplätze 5
Motor/Antrieb
Kraftstoff Diesel Diesel
Anzahl Zylinder 4 4
Hubraum 1.461 cm³ 1.598 cm³
Leistung 55 kW (75 PS) bei 4.000/min 55 kW (75 PS) bei 4.000/min
Drehmoment 180 Nm bei 1.750/min 225 Nm bei 1.500/min
Getriebe vollsynchronisiert
Antrieb Vorderrad
Preis
Grundpreis ohne MwSt.Herstellerangabe 15.715 Euro 15.595 Euro
Abmessungen/Gewichte/Reifen
AußenmaßeLänge x Breite ohne Spiegel x Höhe 4.321 x 1.829 x 1.809 mm 4.406 x 1.794 x 1.823 mm
Radstand 2.697 mm 2.681 mm
Zuladung 570 kg 602 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 1.865 kg
Fahrleistung und Verbrauch
CO2-AusstoßHerstellerangabe WLTP 112 g/km 139 g/km
 
Slnr 55791 57713