VW K 70 Ungeliebter Nachwuchs

VW K 70 Foto: © Archiv 4 Bilder

Erst im Herbst 1970 durfte sich der K 70 der Öffentlichkeit zeigen – mit VW-Emblem. Der K 70 konnte alles besser als der parallel gebaute VW 411/412.

Automobile Zwangsehen verliefen selten harmonisch. Manche erschienen skurril, wie die von Citroën und Maserati. Andere mündeten in Rosenkriege (GM/Opel), einige erwiesen sich als großer Irrtum (Daimler/Chrysler). Meist war die Nachwuchspflege das große Problem. Das musste auch NSU mit seinem Baby erfahren, dem K 70. Endlich ein seriöser Familienzuwachs neben dem wilden Prinzen TT, dem verschrobenen Wankelrevolutionär Ro 80 und einem knatternden Moped namens Quickly.

Ein großer Auftritt auf dem Genfer Salon 1969 sollte es werden

Alles war vorbereitet für den großen Auftritt auf dem Genfer Salon 1969. Hochglanzprospekte waren gedruckt, die Fotos entwickelt. Dann kam der Befehl zum Einstampfen. Der VW-Konzern hatte die NSU-Familie kurz zuvor unter seinem Dach aufgenommen und versagte den Auftritt. Offiziell, um ihn "präsentationsreif" zu überarbeiten. In Wahrheit, um dem eigenen Sprössling Audi 100 nicht die Show zu stehlen. Erst im Herbst 1970 durfte sich der K 70 der Öffentlichkeit zeigen – mit VW-Emblem. Im neuen Werk Salzgitter hatte man ihm Manieren beigebracht. Sehr gute sogar, denn der K 70 konnte alles besser als der parallel gebaute VW 411/412. Seine Heizung war wärmer, sein Kofferraum größer, sein Innenraum bequemer und vor allem: Er fuhr sich besser. Die Presse feierte ausgerechnet ihn, den Abkömmling aus Neckarsulm, als ersten VW mit Frontantrieb und Wasserkühlung. So was schaffte Argwohn.

Der K 70 wäre zum Trendsetter flottentauglicher Premium-Kombis geworden

VW versagte dem Prototypen eines K 70 Kombi die Weiterentwicklung – zugunsten des 411ers Variant. Schade, der K 70 wäre wohl zum Trendsetter flottentauglicher Premium-Kombis geworden. Immerhin: VW erlöste die Fuhrparkleiter von den trunksüchtigen 1,6-Liter-Vergasermotoren von NSU und ersetzte sie durch wirtschaftlichere 1,8-Liter-Aggregate. Auch preislich kam man den Gewerbetreibenden mit netto 8.500 Mark durchaus entgegen. So ließen sich vom K 70 bis 1975 mehr als 211.000 Stück absetzen. Weit mehr, als ursprünglich geplant. Einen Nachfolger gab es dennoch nicht. Der Passat war schließlich geboren – ein Stammhalter zweifelsfreier Konzernherkunft.