Wie Unfallopfern helfen? Mitarbeiter nach Unfällen unterstützen

Unfall 2021 Foto: Adobe Stock/Katarzyna Bialasiewicz

Ein schwerer Unfall verändert das Leben von Beteiligten und Zeugen nachhaltig. Betriebe können Mitarbeitern auf verschiedene Arten helfen.

Prellungen oder Brüche nach einem Verkehrsunfall verheilen in der Regel schnell. Anders die seelischen Verletzungen. Zwar leidet nicht jeder Verunfallte automatisch unter psychischen Belastungen. Doch eben auch nicht wenige. Eine Befragung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aus dem Jahr 2014 ergab, dass jeder vierte Schwerverletzte damit zu kämpfen hat. Manche Unfallopfer trauen sich nach einem Crash sogar nicht mehr ans Steuer. Eine solche Verkehrsphobie kann auch Menschen treffen, die einen Unfall nur als Unbeteiligter, beispielsweise als Zeuge, erlebt haben. Auch eine posttraumatische Belastungsstörung gehört zu den direkten Folgen eines Verkehrsunfalls.

Laut der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) verunglückten 2017 mehr als 340 Beschäftigte auf dem Weg zur Arbeit oder bei einer dienstlichen Fahrt tödlich. Hinzukommen viele Tausende, die durch Unfälle schwer verletzt wurden. Eine aktuellere Statistik liegt nicht vor, doch es ist davon auszugehen, dass sich die Zahlen in den Folgejahren ähnelten. Ausnahme: 2020. Im Coronajahr gab es weniger Unfälle auf Arbeitswegen, da die Fahrleistung insgesamt deutlich rückläufig war.

Doch egal, was die Statistik sagt: Jeder Tote und Verletzte ist einer zu viel. Für die DGUV steht jedenfalls fest, dass Unternehmen noch mehr für die Arbeitssicherheit im Verkehr tun können. "Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit haben nicht den Stellenwert im Unternehmen, den sie verdienen", sagt Kommunikationsleiter Gregor Doepke. Die Unfallversicherer haben längst sechs Handlungsfelder ausgemacht, um in Unternehmen einen Kulturwandel für mehr Arbeitssicherheit im Verkehr zu erreichen.

Klare Regeln vereinbaren

So sollten Vorgesetzte mit ihren Beschäftigten klare und eindeutige Regeln vereinbaren, zum Beispiel nur per Freisprecheinrichtung telefonieren – um selbst mit gutem Beispiel voranzugehen. Auch in Sachen Fehlerkultur sind die Vorgesetzten gefragt, indem sie im Betrieb die Möglichkeiten schaffen, Fehler, Unfälle oder auch Beinaheunfälle offen anzusprechen.

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Grundsätzlich aber sollten Unternehmen im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung die individuellen Risiken im Verkehr für ihre Mitarbeiter definieren. Auf Basis einer solchen Beurteilung können Betriebe dann Maßnahmen ergreifen, wie eine alternative Wahl von Verkehrsmitteln (Bahn statt Auto), Fahrsicherheitstrainings oder Unterweisungen zur Straßenverkehrsordnung (StVO).

Auch das "Referat Unfallprävention – Wege und Dienstwege im deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR)" fordert mehr Initiative und entwickelt spezielle Beratungs-, aber auch Trainingsangebote für Betriebe und öffentliche Einrichtungen, wie beispielsweise "Gurom – Mobilität sicher gestalten", mit dessen Hilfe Gefährdungen im Straßenverkehr im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ermittelt werden können.

Häufig finden traumatisierte Kollegen schwer zurück in ihren Alltag. Dann brauchen sie Unterstützung auch durch den Arbeitgeber. Eine erste Orientierung bietet das von DVR, Verkehrsunfallopferhilfe und Bundesanstalt für Arbeit initiierte Internetportal hilfefinder.de. Dort finden Betroffene Informationen und Ansprechpartner, wie etwa regionale und bundesweite Beratungsstellen. Anhand eines sogenannten Trauma-Checks können Unfallopfer checklistenartig überprüfen, ob und welche Unterstützung sie benötigen. Das Portal gibt zusätzlich Informationen, ob und welche Träger mögliche Behandlungskosten übernehmen. Denn wer einen Unfall überlebt hat, möchte sich garantiert nicht mit solch "banalen" Dingen befassen.