Restwerte von Elektroautos Stromer hinken Dieseln hinterher

Foto: David L F Smith

VW E-Golf, Tesla Model S, Renault Zoe: das Angebot an Elektroautos wächst. Trotzdem hadern die Flottenbetreiber, vor allem wegen der ungewissen Wertentwicklung.

Die Preissituation hat sich deutlich entspannt. Für knapp 20.000 Euro sind beispielsweise Renault Zoe oder Smart Fortwo ED zu haben. Der E-Golf von Volkswagen kostet unter 30.000 Euro. Elektroautos sind zwar keine Schnäppchen, aber auch nicht mehr unbezahlbar. Trotzdem bleiben sie eher die Ausnahme in Fuhrparks. Und das wird sich laut CVO-Studie in den nächsten zwei Jahren kaum ändern: Nur acht Prozent der Fuhrparkmanager mittelgroßer Flotten planen auf E-Autos umzusteigen.

"Der Einsatz von E-Mobilität hängt in erster Linie von betriebswirtschaftlichen Aspekten ab", sagt Uwe Seitz, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Semase. "Zum einen liegen die Anschaffungskosten für Elektroautos höher, zum anderen sind die Restwerte niedriger. Diese beiden Effekte kumulieren zu insgesamt höheren Kosten", sagt Seitz. Und das führe am Ende dazu, dass sich viele Firmen E-Mobilität nicht leisten können.

Kaum konkrete Restwert-Prognosen

Vor allem die Restwerte stehen im Fokus. "Aktuell gibt es sehr wenige Elektrofahrzeuge auf dem Markt, was deren Wert eher stabilisiert", sagt Siegfried Trede, Fahrzeugbewerter bei DAT. Allerdings seien Erfahrungswerte zu der Haltbarkeit von Batterien noch nicht ausreichend vorhanden. Das macht belastbare Aussagen zur Entwicklung schwierig.
Aktuell geht die DAT davon aus, dass etwa ein Nissan Leaf oder ein Opel
Ampera beim Wiederverkauf in drei Jahren noch rund 43 Prozent ihres Listenpreises erzielen könnten. Ein BMW i3 mit Range Extender kommt auf 47 Prozent und liegt damit ungefähr auf dem Niveau des VW Golf Bluemotion. Allerdings ist der absolute Wertverlust bei Elektroautos aufgrund des höheren Listenpreises höher.

Volkswagen Leasing geht von einer eher positiven Restwertentwicklung bei E-Fahrzeugen aus. Allerdings sei das derzeit schwer einzuschätzen, da bislang kaum flächendeckende Transaktionspreise im Gebrauchtwagensegment vorliegen. Einerseits stehen dem Gebrauchtwagenmarkt neue Modelle zur Verfügung, andererseits gibt es nur wenig potenzielle Käufer für Elektroautos.

Dieter Grün, Fuhrparkmanager der Stadtwerke Heidelberg Netze, schätzt die Situation deutlich pessimistischer ein: "Durch den Unsicherheitsfaktor Batterie erwarte ich starke Schwankungen, je nach Modell und Hersteller." Als Indiz dafür sieht Grün die begrenzte maximale Leasingdauer einiger Hersteller auf 48 Monate. "Es lässt sich nicht einschätzen, was danach passiert. Meiner Meinung nach werden die Restwerte künftig fallen", lautet sein Urteil.

Dagegen wirken könnten attraktivere Garantieversprechen der Hersteller. Dem kommen bereits viele Konzerne nach und geben langjährige Garantien auf die Leistungsfähigkeit ihrer Akkus, etwa VW, BMW und Tesla. Damit besteht laut Alphabet für die Dauer eines klassischen Leasingvertrags keinerlei Risiko in Bezug auf die Batterie. Auf diese Weise
erhalten sowohl Erstkäufer als auch Käufer im Gebrauchtwagenmarkt eine langfristige Planungsgrundlage.

Entsprechend geht Alphabet davon aus, dass sich die Restwerte von Elektrofahrzeugen weiter an die Entwicklung herkömmlicher Fahrzeuge angleicht. Grün bleibt skeptisch: "Im Moment können sich die Hersteller auf einen überschaubaren Markt stützen. Bei steigenden Verkäufen könnte der Gebrauchtwagenmarkt schnell gesättigt werden."
Gleichzeitig kann sich erst über steigende Neuwagenverkäufe ein funktionierender Gebrauchtwagenmarkt entwickeln. Betrachtet man die Zulassungszahlen, wird das frühestens 2015 der Fall sein. "Solange sich Elektromobilität nicht etabliert hat, bleiben Prognosen ungewiss", meint auch Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbands Fuhrparkmanagement.

Nur Überzeugungstäter entscheiden sich für E-Autos

Sehr kritisch hat sich auch Gerhard Fischer, Geschäftsführer bei Lease Trend in der "Wirtschaftswoche" geäußert: 2Wir haben derzeit keine realistische Restwert-Einschätzung. Niemand kann verlässlich sagen, wie sich die Ladekapazität derBatterie nach zwei oder drei Jahren entwickelt. Derzeit holt man sich damit ein wirtschaftliches Risiko in die Garage."

Bleibt die Hoffnung, dass niedrigere Betriebskosten die höheren Anschaffungskosten ausgleichen. "Das ist von Laufzeit und Laufleistung abhängig", erklärt Gero Goetzenberger, Geschäftsführer von Daimler Fleet Management. Der Anbieter kalkuliert im Rahmen der TCM-Betrachtung (Total Cost of Mobility) die Einsatzmöglichkeiten elektrisch angetriebener Fahrzeuge. Je nach Anforderung fließen Faktoren wie Image, Mitarbeitermotivation oder umweltpolitische Zielsetzungen ein. Gerade beim Elektroautos geht es nicht ausschließlich nach dem Preis. Das sieht auch Grün so: "Elektrofahrzeuge sind eine äußerst emotionale Entscheidung, die von Überzeugungen geleitet ist – und nicht von Notwendigkeiten."