E-Mobilität ist mehr als ein Technologiewechsel – sie wird zum strategischen Hebel für Nachhaltigkeit. Im Gastbeitrag zeigt Katharina Schmidt, Head of Consulting bei Arval, warum Unternehmen gerade jetzt handeln sollten. Wer Flotten datenbasiert elektrifiziert, kann CO₂-Ziele messbar erreichen, Kosten senken und die Attraktivität für Mitarbeitende steigern. Schmidt erklärt, welche Faktoren über den Erfolg entscheiden – von der Planung bis zur Umsetzung.
Elektromobilität wird zum Wettbewerbsfaktor für Unternehmen
Die Elektrifizierung der Mobilität ist kein Zukunftsszenario mehr, sondern Realität. Laut PWC fährt im dritten Quartal 2025 bereits jeder fünfte Neuwagen in Europa rein elektrisch – ein Rekordwert, der zeigt, wie stark der Markt bereits in Bewegung ist. Dieser Trend setzt Unternehmen zunehmend unter Handlungsdruck: Wer bei der Elektrifizierung seiner Flotte zögert, läuft Gefahr, von Marktentwicklungen, Lieferzeiten und politischen Vorgaben überholt zu werden.
Flotten in Europa elektrifizieren schneller als erwartet
Das Arval Mobility Observatory Fuhrpark- und Mobilitätsbarometer 2025 bestätigt diesen Wandel aus Unternehmensperspektive: Fast drei Viertel der befragten Entscheidungsträger in Europa erwarten, dass bis 2028 mehr als die Hälfte ihrer Flotten elektrifiziert sein wird. In Deutschland rechnen Fuhrparkverantwortliche mit durchschnittlich 27 Prozent vollelektrischen Fahrzeugen und 21 Prozent Plug-in-Hybriden. Die Frage lautet also längst nicht mehr, ob umgestellt wird, sondern wie strategisch und schnell.
Mitarbeitende fordern nachhaltige und flexible Mobilität
Gleichzeitig wächst der Druck von innen: Mitarbeitende wünschen sich nachhaltige, flexible Mobilitätslösungen – vom Benefit-Car über Homeoffice-Kombinationen bis zum komfortablen Laden. Doch laut Barometer nennen 29 Prozent der Unternehmen fehlende Lademöglichkeiten zu Hause, 27 Prozent am Unternehmensstandort und 23 Prozent im öffentlichen Raum als größte Hürden.
Erfolgreiche Elektrifizierung braucht mehr als Technik allein
Damit ist klar: Die technologische Entscheidung allein reicht nicht. Der Umstieg gelingt nur, wenn Unternehmen Elektromobilität ganzheitlich denken, als Zusammenspiel aus Fahrzeugstrategie, Ladeinfrastruktur, Datenanalyse und Change-Management. Erfolgreiche Flottenbetreiber setzen heute auf ein stufenweises Vorgehen: Sie analysieren reale Fahrprofile, definieren Zielpfade nach Fahrzeugsegment, schaffen Ladezugang frühzeitig und kombinieren das mit flexiblen Beschaffungs- und Energiekonzepten. So wird aus dem politischen Ziel ein umsetzbarer Plan – und aus der Vision von E-Mobilität ein funktionierendes System.
E-Transporter bleiben Schlüssel zur Flotten-Dekarbonisierung
Während Pkw-Flotten beim Hochlauf klar führen, hinken leichte Nutzfahrzeuge (LCV) noch hinterher. Nur 11 Prozent der deutschen Flotten nutzen heute E-LCVs, weitere 19 Prozent planen deren Einführung bis 2028.
Reichweite, Kosten und Planung bestimmen den Erfolg bei E-LCVs
Gleichzeitig betrachten 40 Prozent der Unternehmen LCVs als entscheidend für ihre Dekarbonisierungsstrategie, allerdings deutlich komplexer umzusetzen als Dienstwagen (Pkw). Hauptgründe: höhere Anschaffungskosten, eingeschränkte Modellverfügbarkeit und Herausforderungen bei Reichweite, Ladezeit und Nutzlast.
Planung und Pilotierung
Hier gilt: Planung und Pilotierung müssen anwendungsnah erfolgen – mit Blick auf reale Einsatzbedingungen wie Kälte, Ladezeiten und Zusatzaufbauten. Dekarbonisierung endet zudem nicht beim Antrieb: Erst das Zusammenspiel aus erneuerbarem Strom, smartem Laden und durchdachtem End-of-Life-Konzept entfaltet die volle Wirkung.
Sechs Erfolgsfaktoren für den strategischen Flottenwandel
Die Praxis zeigt ein klares Muster: Unternehmen, die die Elektrifizierung nicht als Einzelprojekt, sondern als strategischen Transformationspfad verstehen, folgen bei der Umsetzung meist einer ähnlichen Logik – und das erfolgreich. Dabei geht es nicht um starre Schritte, sondern um sechs ineinandergreifende Stellhebel:
Klare Zielbilder machen Elektrifizierung messbar steuerbar
Zielbild und Scope klären: Nicht nur Technik, sondern Haltung entscheidet. Bevor Fahrzeuge umgestellt werden, definieren erfolgreiche Unternehmen ein eindeutiges Zielbild – inklusive CO₂-Korridor, Zeitplan und Prioritäten je Fahrzeugsegment (Dienstwagen, Pool- und Service-Fahrzeuge, LCV). Die Car Policy wird früh als Steuerungsinstrument und nicht als Verwaltungsdokument verstanden.
Telematikdaten zeigen, welche Fahrzeuge elektrifiziert werden können
Datenbasierte Eignungsanalyse statt Bauchgefühl: Eine datenbasierte Eignungsanalyse auf Basis von 90-Tage-Fahrdaten, Telematik und realen Lastprofilen entscheidet darüber, welche Fahrzeuge früh elektrifiziert werden können. Das schützt davor, vorschnell zu generalisieren und schafft Akzeptanz innerhalb des Unternehmens.
Segmentierte Umstellung statt pauschaler Elektrifizierungswelle
Szenarien entwickeln: Anstatt eines großen Rollouts arbeiten erfolgreiche Unternehmen mit klaren Umstellungspfaden. Zunächst werden Dienstwagen elektrifiziert (attraktive Nutzerakzeptanz, Home-Ladefähigkeit). Danach sind Poolfahrzeuge, die geteilt genutzt werden, an der Reihe. Ladefenster werden gleichzeitig mitgesteuert. LCVs werden pilotiert und operativ feinjustiert. Die Elektrifizierung findet also segmentiert statt und wird nicht pauschal umgesetzt.
Flex-Leasing und TCO-Betrachtung sichern Planung und Skalierung
Beschaffung und Risiko aktiv steuern: Flex-Leasing, OEM-Diversifikation, Monitoring der Restwertentwicklung (bei durch Kauf finanzierten Fuhrparks essenziell) und Energiekosten – wer früh Risiken bewusst managt, kann schneller skalieren. Erfolgreiche Unternehmen betrachten die Vollkosten (TCO) statt der Listenpreise und treffen Entscheidungen auf Basis von Daten, statt der Markenprägung.
Integriertes Lademanagement ist Basis jeder E-Flottenstrategie
Lade- und Energiearchitektur: Elektrifizierung funktioniert nie isoliert. Das Laden zu Hause und in Depots mit automatisierter Abrechnung, Lastmanagement und perspektivisch Grünstrom-/PPA-Verträgen (Power Purchase Agreements) sind keine „Add-ons“, sondern Grundvoraussetzungen für die CO₂-Bilanz und Akzeptanz.
Kleine Pilotprojekte beschleunigen den elektrischen Wandel
Pilotieren – Lernen – Skalieren - (ohne den Fehler „zu perfekt starten zu wollen“): Die erfolgreichsten Unternehmen starten in kleinen, klar messbaren Piloten (SLA, CO₂, TCO, NPS) und skalieren anschließend in Wellen. Entscheidend ist, dass sie die gewonnenen Erkenntnisse aktiv nutzen, um nicht nur die Technik zu verfeinern, sondern auch die Organisation und die Mitarbeitenden mitzunehmen.
Nachhaltige Flottenstrategie wird zum echten Unternehmensvorteil
E-Mobilität ist kein Selbstzweck. Richtig integriert, wird sie zum Instrument der Wertschöpfung – ökologisch, ökonomisch und kulturell. Sie verknüpft Dekarbonisierung mit Mitarbeitermotivation, Energieeffizienz und Markenwahrnehmung. Wer die Elektrifizierung der Flotte heute strukturiert angeht, schafft sich nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern auch einen echten Wettbewerbsvorteil im nachhaltigen Wirtschaften.











