Elektromobilität 2025: Chancen & Herausforderungen

Elektromobilität 2025
Chancen & Herausforderungen

Die Elektromobilität bleibt 2025 im Wandel: Neue Vorgaben, Ladeinfrastruktur und CO₂-Kosten beeinflussen den Markt. Gastautor Günter Fuhrmann von Mer Germany gibt Einblicke in Herausforderungen und Chancen.

mer Ladestation 2025
Foto: Mer Germany

Während Länder wie Norwegen weiterhin mit großen Schritten auf die Elektromobilitätswende zusteuern – ab dem 1. April 2025 werden dort die ohnehin hohen Steuern auf Verbrenner weiter angehoben – zeigt sich in Deutschland ein anderes Bild. Die Zulassungszahlen für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) sind rückläufig. Hauptgrund dafür sind die hohen Anschaffungskosten, die viele potenzielle Käufer abschrecken.

Preisunterschiede: Wann lohnt sich ein Elektroauto?

Laut einer Studie des Center Automotive Research (CAR) beträgt der Preisunterschied zwischen BEV und Verbrenner in Deutschland durchschnittlich 5.583 Euro. Doch ein sinkender Trend zeichnet sich ab: Im November 2024 schrumpfte die Differenz gegenüber dem Vormonat um 1.100 Euro. Besonders Mittelklassemodelle wie der VW ID.7 schneiden im Total Cost of Ownership (TCO) mittlerweile besser ab als vergleichbare Diesel-Modelle. Kleinere Elektroautos wie der Opel Corsa Electric sind hingegen weiterhin teurer im Unterhalt, was gezielte staatliche Kaufprämien nötig machen würde.

CO₂-Vorgaben und Marktdruck auf Automobilhersteller

Trotz der rückläufigen Verkaufszahlen prognostiziert Dataforce für 2025 einen erneuten Absatzanstieg bei elektrifizierten Fahrzeugen. Hauptgrund dafür sind die strengen CO₂-Flottenziele der EU: Hersteller müssen ihre BEV- und PHEV-Anteile deutlich erhöhen, um hohe CO₂-Strafzahlungen zu vermeiden. Bis 2025 müsste fast ein Drittel aller Neuwagen über einen Ladeanschluss verfügen, um den Grenzwert von 93,6 g/km CO₂ (WLTP) einzuhalten.

Mer Germany Günter Fuhrmann 2025
Mer Germany

Günter Fuhrmann, Geschäftsführer bei Mer Germany.

High Power Charging: Mehr Leistung, weniger Ladepunkte

Neben finanziellen Anreizen ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur entscheidend für die Akzeptanz von Elektroautos. High Power Charging (HPC)-Ladehubs, die bis zu 400 kW pro Ladepunkt bieten, ermöglichen kürzere Ladezeiten und könnten ineffiziente AC-Ladestationen teilweise ersetzen. Das Deutschlandnetz, das bereits 2024 weiter ausgebaut wurde, soll hier Lücken im Ladenetz schließen.

Neue EU-Vorgaben: AFIR bringt Mindeststandards

Die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) setzt neue Maßstäbe für die Ladeinfrastruktur in der EU. Ab 2025 müssen entlang des TEN-V-Netzwerks Schnellladesäulen im Abstand von 60 Kilometern mit mindestens 150 kW für Pkw und 350 kW für Lkw errichtet werden. Zudem gelten Mindeststandards für Bezahlmethoden und ein Diskriminierungsverbot bei Ladetarifen.

GEIG-Gesetz: Mehr Ladepunkte in Gebäuden

Auch die halböffentliche Ladeinfrastruktur wird weiter reguliert. Das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) verpflichtet Nichtwohngebäude mit mehr als 20 Stellplätzen, ab 2025 mindestens eine Ladesäule zu installieren. Nichteinhaltung kann mit Strafen bis zu 10.000 Euro geahndet werden.

Plug & Charge: Einfaches Laden ohne App oder Karte

Ein wichtiger Schritt zur Vereinfachung des Ladevorgangs ist die Plug & Charge (PnC)-Technologie. Basierend auf der ISO 15118-Norm ermöglicht sie eine automatische Authentifizierung und Bezahlung ohne zusätzliche Karten oder Apps. Immer mehr Hersteller wie BMW, Mercedes und VW bieten bereits PnC-kompatible Fahrzeuge an.

Megawatt Charging System (MCS) für den Schwerlastverkehr

Für den Güterverkehr spielt die Ladeinfrastruktur eine noch wichtigere Rolle. Das Megawatt Charging System (MCS) hat 2024 bedeutende Fortschritte gemacht und wurde in Pilotprojekten wie „HoLa“ getestet. Die ersten Hochleistungsladepunkte entlang zentraler Verkehrsachsen entstehen bereits, und Alpitronic kündigte für 2025 Ladegeräte mit bis zu 1.000 kW an.

CO₂-Steuer: Diesel & Benzin werden teurer

Ab 2025 steigt die CO₂-Steuer von 45 auf 55 Euro pro Tonne, was den Preis für Diesel und Benzin um 16 Cent pro Liter erhöhen dürfte. Gleichzeitig bleibt die CO₂-Maut für Elektro-Lkw weiterhin ausgesetzt – ein finanzieller Vorteil für Unternehmen mit E-Flotten.

Steuerliche Vorteile für Elektrofahrzeuge

Unternehmen profitieren von der Sonderabschreibung für Elektrofahrzeuge, die eine 40-prozentige Abschreibung im ersten Jahr ermöglicht. Zudem wird die 0,25-Prozent-Dienstwagenbesteuerung für E-Fahrzeuge auf Fahrzeuge mit einem Preis bis 95.000 Euro ausgeweitet.

Bidirektionales Laden: E-Autos als Speicherlösung

Ein weiteres wichtiges Zukunftsthema ist das bidirektionale Laden, das es Elektroautos ermöglicht, Strom nicht nur aufzunehmen, sondern auch ins Netz zurückzuspeisen. Laut der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) könnten die Batterien der Elektroautos in Deutschland bereits heute eine Speicherkapazität von 50 GWh bieten – mehr als alle deutschen Pumpspeicherkraftwerke zusammen.

Dynamische Preismodelle für Ladestationen

Neben der Infrastrukturentwicklung gewinnen dynamische Preismodelle an Bedeutung. Diese passen die Ladekosten an die Netzauslastung und die Tageszeit an, um Engpässe zu vermeiden. Eine Studie von Deloitte zeigt, dass 65 Prozent der Verbraucher für flexible Preise offen sind.

Elektromobilität als Schlüssel zur Energiewende

Viele Automobilhersteller arbeiten bereits an der Integration ihrer Fahrzeuge in Smart-Grid-Systeme. Dabei könnten Fahrzeugbatterien als mobile Stromspeicher fungieren und eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen.

Fazit: Elektromobilität bleibt 2025 im Wandel

Die Elektromobilität entwickelt sich weiter – allerdings bleibt der Markt von politischen Vorgaben, Förderungen und Infrastrukturprojekten abhängig. Die steigenden CO₂-Kosten, der Ausbau des Ladenetzes und neue steuerliche Anreize könnten den Absatz von Elektroautos ankurbeln. Gleichzeitig müssen Hersteller und Flottenbetreiber auf technologische Neuerungen wie bidirektionales Laden und dynamische Tarife reagieren.