Nachhaltigkeit, Gebrauchtelektroautos und Ladeinfrastruktur – Katharina Schmidt vom Arval Mobility Observatory weiß, wie sich Mobilität im Fuhrpark strategisch neu denken lässt. Im Interview spricht sie über Rückläufer als Geschäftsmodell, die größten E-Hürden und warum Mobilitätsbudgets längst ein strategisches HR-Instrument sind. Eines ihrer Anliegen: Unternehmen sollten Mobilität als Bestandteil der Employee Experience begreifen.
Welche Rolle spielen rückläufige E-Fahrzeuge künftig im Gebrauchtwagenmarkt – auch strategisch für Unternehmen?
Gebrauchtfahrzeuge – insbesondere rückläufige E-Fahrzeuge – gewinnen zunehmend an Bedeutung im Fuhrparkmanagement. Laut Arval Mobility Observatory Fuhrpark- und Mobilitätsbarometer 2025 haben bereits 44 Prozent der deutschen Unternehmen Gebrauchtfahrzeuge in ihre Flotte integriert, weitere 44 Prozent ziehen dies in den kommenden drei Jahren in Erwägung. Unsere internen Analysen zeigen: Selbst nach vier bis fünf Jahren verfügen diese Fahrzeuge noch über durchschnittlich 93 Prozent ihrer Batteriekapazität. Das bedeutet, dass selbst Modelle mit ursprünglichen 250 Kilometer Reichweite auch im zweiten Lebenszyklus noch voll alltagstauglich sind. Genau hier liegt großes Potenzial – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Perspektive. Für viele Unternehmen eröffnen sich dadurch neue Nutzungsszenarien, etwa als Pool- oder Servicefahrzeuge. Wir sehen aktuell, wie sich rund um diesen Trend neue Geschäftsmodelle etablieren – etwa die gezielte Vermarktung rückläufiger E-Fahrzeuge im Full-Service-Gebrauchtwagenleasing. Diese Dynamik wird den Markt nachhaltig verändern.
Was hilft konkret gegen den Ladeinfrastruktur-Engpass im Flottenalltag?
Die Ladeinfrastruktur ist nach wie vor eines der zentralen Nadelöhre der E-Mobilität. Laut Barometer sehen 65 Prozent der Unternehmen dieses Thema weiterhin als Entwicklungsfeld. Konkret beklagen 32 Prozent der Befragten fehlende Ladepunkte am Unternehmensstandort, 30 Prozent bemängeln unzureichende Lademöglichkeiten im privaten Umfeld. Die gute Nachricht ist: Es gibt bereits vielversprechende Lösungsansätze. Besonders sinnvoll ist ein integrativer Ansatz aus öffentlicher Infrastruktur, Ladepunkten am Arbeitsplatz und intelligentem Home Charging – letzteres wird oft unterschätzt, ist aber essenziell. Wir bei Arval setzen hier gezielt auf Beratung und Partnernetzwerke, um Unternehmen nicht nur Fahrzeuge, sondern auch praktikable Ladelösungen zu bieten. Gleichzeitig arbeiten wir eng mit Energieversorgern und Technologieanbietern zusammen, um neue Standards zu etablieren. Damit Elektromobilität mittel- und langfristig flächendeckend marktfähig wird, braucht es einen klaren politischen Willen – nicht nur zur Förderung der Ladeinfrastruktur für Unternehmen und Privathaushalte, sondern zur gezielten Unterstützung von Unternehmen, die an praxistauglichen und weniger komplexen Lösungen arbeiten.

Katharina Schmidt verantwortet bei Arval zentrale Strategiefelder wie Consulting, Energy Transition und das Mobility Observatory. Ihr Fokus: ganzheitliche Beratung und zukunftsfähige Mobilitätslösungen für Unternehmen.
Wie verändern sich Mobilitätsbedürfnisse in der hybriden Arbeitswelt – und was bedeutet das für Unternehmen?
Die hybride Arbeitswelt fordert ganz klar neue Antworten auf die Mobilität. Mitarbeiter:innen wünschen sich heute flexible, individuelle und umweltbewusste Angebote – sei es das Fahrrad, der Dienstwagen oder das ÖPNV-Ticket. Unser Fuhrpark- und Mobilitätsbarometer zeigt: 88 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits eine Mobilitätsstrategie eingeführt oder planen dies innerhalb der nächsten drei Jahre. Besonders gefragt sind dabei Mobilitätsbudgets: 36 Prozent der Unternehmen setzen bereits darauf oder erwägen diese in den kommenden drei Jahren einzuführen. Sie ermöglichen individuelle Wahlfreiheit und stärken gleichzeitig die Arbeitgeberattraktivität. Unternehmen, die hier frühzeitig investieren, setzen ein starkes Signal – für Umweltbewusstsein, Mitarbeiterbindung und modernes Arbeiten. 41 Prozent der Unternehmen sehen Mobilitätsstrategien deshalb auch als Hebel zur Talentgewinnung und -bindung. Unser Appell: Unternehmen sollten jetzt die Chance ergreifen, Mobilität neu zu denken – als integraler Bestandteil der Employee Experience.
Braucht es verbindlichere Vorgaben für nachhaltige Unternehmensmobilität – oder reichen freiwillige Maßnahmen?
Wir erleben aktuell, dass viele Unternehmen freiwillig über gesetzliche Vorgaben hinausgehen – aus Überzeugung oder im Rahmen ihrer ESG-Strategien. Das ist ein positiver Impuls. Laut Barometer haben bereits 44 Prozent der deutschen Unternehmen feste Dekarbonisierungsziele definiert oder prüfen entsprechende Maßnahmen. Und in Unternehmen mit festgelegten Zielen betrachten 59 Prozent die Mitarbeitermobilität als wichtigen Hebel zur Zielerreichung. Gleichzeitig sehen wir, dass verbindliche politische Rahmenbedingungen helfen können, diese Entwicklung zu beschleunigen und zu vereinheitlichen. Wichtig ist dabei aber Augenmaß. Unternehmen brauchen Planungssicherheit, praxistaugliche Regularien und eine faire Lastenverteilung. Eine Kombination aus Freiwilligkeit, regulatorischem Druck und passenden Förderinstrumenten dürfte der Schlüssel sein, um die Mobilitätswende konsequent und flächendeckend umzusetzen.
Wie eng verzahnt ist Mobilitätsstrategie heute mit HR, IT und Nachhaltigkeit – und welche Rolle spielt Beratung?
Auch hier kann unser Barometer wertvolle Einblicke liefern: Unternehmen verstehen Mobilitätsstrategien heute nicht nur als Mittel zur Emissionsreduktion (53 Prozent), sondern auch als Instrument zur Erreichung von HR-Zielen (41 Prozent) sowie zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (29 Prozent). Mobilität ist längst kein reines Fuhrparkthema mehr. HR, IT, Nachhaltigkeits- und Finanzabteilungen – sie alle sind heute in Mobilitätsentscheidungen involviert. Der Grund: Mobilität berührt zentrale strategische Ziele – von Employer Branding über ESG-Reporting bis hin zur Digitalisierung. Die Herausforderung besteht darin, diese Interessen in eine gemeinsame Strategie zu überführen. Genau hier setzt unsere Rolle bei Arval an: Wir verstehen uns als strategischer Partner, der nicht nur Fahrzeuge liefert, sondern ganzheitliche Mobilitätskonzepte entwickelt – abgestimmt auf die Unternehmensziele, die technische Infrastruktur und die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen. Consulting ist heute der entscheidende Kompass, um Mobilität strategisch, umweltbewusst und technologiegestützt zu steuern. Genau hier liegt unsere Stärke bei Arval.