KI im Fuhrpark: Chancen und Risiken im Überblick

Chancen und Grenzen von KI im Flottenmanagement
Nachhaltigkeit und Effizienz im Blick

KI verändert das Flottenmanagement: Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit steigen. Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Betriebliche Mobilität, ordnet ein, welche Chancen und Risiken für Fuhrparks jetzt besonders relevant sind.

KI verändert das Flottenmanagement: Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit steigen. Marc-Oliver Prinzing, BBM-Vorstand, ordnet ein, welche Chancen und Risiken für Fuhrparks jetzt relevant sind.
Foto: Andrea PiacquadioPexels_phonlamaiphoto@viaCanva

KI als Treiber im nachhaltigen Fuhrpark

Die Welt und die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz (KI) ändern sich gefühlt im Minutentakt. Für nachhaltiges Fuhrparkmanagement, das ökologische, ökonomische und soziale Ziele verfolgt, bietet KI zahlreiche Vorteile. Es gibt viele Anwendungsfälle, die Effizienz steigern, Kosten und Umweltbelastungen senken – passend zu den Zielen im betrieblichen Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement. Bei aller Euphorie dürfen potenzielle Risiken aber nicht außer Acht gelassen werden. Schauen wir uns weitere Bereiche an:

Routenoptimierung senkt Kosten und Emissionen

Ein zentraler Einsatzbereich von KI ist die Routenoptimierung. Durch die Analyse von Echtzeitdaten wie Verkehr, Wetter oder Sperrungen lassen sich effizientere, umweltfreundlichere Routen berechnen. Das reduziert Fahrzeiten, senkt Kraftstoffverbrauch, Betriebskosten und CO2-Emissionen – besonders, wenn Anpassungen an aktuelle Bedingungen erfolgen.

Fahrverhalten analysieren und Risiken mindern

KI-Systeme analysieren auch das Fahrverhalten und erkennen riskante Fahrstile wie abruptes Bremsen oder starkes Beschleunigen. Fahrerinnen und Fahrer erhalten zeitnah Rückmeldung, was den Fahrstil verbessert und Verschleiß senkt. Fuhrparkverantwortliche können gezielte Schulungen anbieten. Viele Systeme sind in modernen Fahrzeugen integriert oder nachrüstbar.

Predictive Maintenance und Fahrzeugnutzung

Ein weiterer Nutzen der KI liegt im Bereich Wartung und technischer Überwachung. Durch Sensoren und Telematiksysteme können Fahrzeuge kontinuierlich überwacht und potenzielle Defekte früh erkannt werden. So lassen sich Wartungsintervalle bedarfsorientiert planen, Ausfallzeiten minimieren und die Lebensdauer der Fahrzeuge verlängern. Die Auswertung von Flottendaten ermöglicht zudem, die Auslastung einzelner Fahrzeuge besser zu steuern und fundierte Entscheidungen über Neubeschaffungen zu treffen.

Transparenz durch Echtzeit-Tracking

Echtzeit-Tracking bietet Transparenz über Standort und Status der Fahrzeuge und ermöglicht eine bessere Steuerung des Verkehrsflusses sowie schnelle Reaktionen auf Störungen. KI kann kritische Situationen erkennen, Fahrerinnen und Fahrer warnen oder, falls möglich, selbstständig eingreifen – etwa durch Notbremsungen zur Unfallvermeidung.

Verwaltungsprozesse mit KI automatisieren

Neben der Optimierung technischer Abläufe kann KI auch Verwaltungsprozesse erheblich vereinfachen. Aufgaben wie die Verarbeitung von Fahrtenbüchern, die Erstellung von Berichten oder die Erinnerung an Wartungs- und Prüftermine können automatisiert werden. Das spart Zeit, reduziert Fehler und verbessert die Datenqualität. Gleichzeitig steigt die Effizienz des gesamten Fuhrparkmanagements durch den geringeren manuellen Aufwand.

KI unterstützt strategische Entscheidungen

Zukünftig könnte KI auch strategische Entscheidungen unterstützen, wie etwa bei der Fahrzeugbeschaffung. Durch die Analyse von Nutzungsmustern, Marktentwicklungen und politischen Rahmenbedingungen kann die KI Empfehlungen geben, welche Fahrzeugtypen zu welchem Zeitpunkt sinnvoll sind. Damit lässt sich der Fuhrpark gezielt an unternehmerische Nachhaltigkeitsziele anpassen. Durch emissionsärmere Fahrweisen, kürzere Routen und die gezielte Nutzung nachhaltiger Mobilitätsformen kann die Umweltbilanz deutlich verbessert werden.

Autonomes Fahren als Zukunftsperspektive

Auch das autonome Fahren zählt zu den potenziellen Anwendungsfeldern. KI-gesteuerte Fahrzeuge könnten langfristig für mehr Sicherheit und einen gleichmäßigeren Verkehrsfluss sorgen. Dadurch kann Energie gespart werden sowie Emissionen reduziert und Unfallrisiken gesenkt werden. Dabei befolgt die Technik Verkehrsregeln konsequent, reagiert präzise und ist nicht ablenkbar.

Risiken: Datenschutz und rechtliche Fragen

Trotz der vielen Potenziale ist ein bewusster Umgang mit der Technologie unerlässlich. Datenschutz spielt eine zentrale Rolle, da KI auf große Mengen sensibler Daten zugreift, die aktuell, korrekt und sicher verarbeitet werden müssen. Auch rechtliche Fragen – etwa zur Haftung bei Fehlfunktionen – sind bislang nur teilweise geklärt. Fehlerhafte Daten können zu falschen Entscheidungen führen, daher bleibt menschliche Kontrolle unerlässlich. Verantwortung darf nicht vollständig an Maschinen abgegeben werden. Auch ethische Fragen wie Diskriminierung und Fairness sind bei Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen zu beachten.

Axel Schaefer ----Mannheim

"KI kann als Werkzeug unterstützen, sowohl ökologische, ökonomische und soziale Ziele zu erreichen".
Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender BBM

Akzeptanz bei Mitarbeitenden entscheidend

Ebenso wichtig ist die Akzeptanz der Mitarbeitenden. Sie sollten frühzeitig in die Einführung von KI-Systemen eingebunden werden, um Ängste abzubauen und Verständnis für den Nutzen zu schaffen. Nur, wenn die Vorteile nachvollziehbar kommuniziert werden, kann eine erfolgreiche Implementierung gelingen.

Einsatz von KI

Mehr als die Hälfte der befragten Fuhrparkverantwortlichen (55 Prozent) kann sich den Einsatz von KI-Tools vorstellen. Bei kleinen Fuhrparks mit 1 bis 9 Fahrzeugen sind es nur 30 Prozent, bei 10 bis 49 Pkw steigt der Anteil auf 54 Prozent – in großen Fuhrparks sind es 59 Prozent. Das zeigt: Je größer die Flotte, desto höher die Bereitschaft, auf KI zu setzen.
(Quelle: Dataforce Fuhrparkmanagement Studie 2024 "KI im Fuhrparkmanagement")

Fazit: KI als Chance für nachhaltige Flotten

Künstliche Intelligenz verbessert und automatisiert viele Prozesse. Dennoch sind verantwortungsvoller Umgang und rechtliche sowie ethische Aspekte entscheidend. Unternehmen, die dies berücksichtigen, können KI gezielt für einen zukunftsfähigen, nachhaltigen Fuhrpark nutzen.

Zum Autor

Marc-Oliver Prinzing ist seit 2010 Vorstandsvorsitzender des von ihm mitinitiierten und mitgegründeten Bundesverbandes Betriebliche Mobilität mit derzeit rund 650 Mitgliedsunternehmen. Kernaufgabe des Verbandes ist, die fachlichen, betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Belange und Interessen der Mitglieder zu vertreten.