Fiat eScudo: Licht und Schatten im Test

Fiat eScudo im Test
Auf dem 2.000-Kilometer-Härtetest

Die Pkw-Variante des Fiat eScudo muss als Van auch Langstrecke im Alltag meistern. Kein Problem also für den baugleichen Kastenwagen, oder? Wir schicken ihn auf einen 2.000-Kilometer-Härtetest.

Fiat eScudo 2025
Foto: Markus Bauer

Die Route ist schnell umrissen. Mit Strom aus Wasserkraft vollgetankt geht es los am oberbayerischen Walchensee, weiter über Stuttgart und Magdeburg bis nach Eindhoven. Von dort wieder nach Stuttgart und zurück in die Berge. Für einen Diesel kein Problem. Und ein Transporter mit Familien-Van-Genen sollte hier auch eine gute Figur machen. An Bord des 100 kW starken Italieners sind 75 kWh. Bei einem WLTP-Verbrauch von 24,2 kWh pro 100 Kilometer müssten also immerhin 336 Kilometer am Stück machbar sein. 10 bis 80 Prozent – also bleiben gut 230 Kilometer nutzbar übrig.

Reichweite und Realität: Zweistopp-Strategie nötig

Für die Dreiecksetappen Stuttgart/Magdeburg/Eindhoven entscheiden wir uns deshalb für eine Zweistopp-Strategie mit etwa 200 Kilometern pro Stint. Dazwischen sind wir jeweils unter ähnlichen Vorgaben unterwegs. 110 bis 120, gleichmäßig, eher gemütlich. Die Elektronik sollte unseren Fahrstil also recht schnell erkennen und entsprechend einberechnen. Doch Pustekuchen: Nach jedem einzelnen Ladestopp verheißt die Anzeige Traumreichweiten, die dann in kürzester Zeit zusammenschrumpeln. 200 Kilometer stellen sich so tatsächlich als sichere Distanz heraus – bei perfekten Batterietemperaturen.

Verbrauch: Solide, aber keine Bestwerte

Das deckt sich auch mit dem ermittelten Verbrauch inklusive Ladeverlusten. Am Ende stehen 24,9 kWh pro 100 Kilometer auf der Uhr. Verglichen mit dem WLTP-Wert nicht schlecht. Verglichen mit der nächstgrößeren Klasse aber tatsächlich nicht berauschend. Insgesamt scheinen die Antriebstränge der mittleren Transporter ineffizienter zu arbeiten als in den Dickschiffen.

Fiat eScudo 2025
Markus Bauer

Die Optik im Innenraum ist grundsätzlich schick. Dass Hartplastik dominiert, ist im Transporter kein Problem. Trotzdem sollte die Verarbeitung stimmen.

Komfort und Assistenz: Licht und Schatten

Unterwegs haben wir genügend Zeit, Assistenzsysteme und Co. des eScudo zu testen. Nach den ersten Etappen fällt auf, dass die Sitze ein ganzes Stück zu kurz sind. Zudem fehlen ein paar offene Ablagen in der Mitte, um beispielsweise den Geldbeutel zu verstauen. In der Mittelkonsole ist nur Platz für die Sonnenbrille und das Handy. Dieses liegt auf einer Schale für induktives Laden. Leider arbeitet diese ziemlich unzuverlässig, auch ohne Hülle und versorgt das Handy nur sporadisch mit Strom.

Bedienung und Elektronik: Verbesserungsbedarf

Ein lustiges Gimmick für die Ladepausen sind hingegen die im Infotainmentsystem integrierten Spiele. Ansonsten glänzt dieses aber eher mit einer fraglichen Bedienfreudigkeit. Die Menüs sind nicht intuitiv und eine brauchbare Ladeleistungsanzeige finden wir nicht. „500 km/h“ sind eher wenig zielführend.

Assistenzsysteme: Zwischen hilfreich und hinderlich

Was die elektronischen Helferlein angeht, muss sich der eScudo auch etwas Kritik gefallen lassen. Der Spurhalter agiert nicht immer nachvollziehbar. Man fragt sich teils: Ist er aktiv, passiv, überhaupt da? Und dann gibt es wieder Situationen, in denen der Blinker gesetzt ist, die Nebenspur frei, doch der Fiat hält energisch am Lenkrad dagegen. Der Abstandstempomat tut zwar ordentlich seinen Dienst, könnte aber etwas intelligenter zu Werke gehen. Segeln kennt er nicht. Vielmehr bremst er die Fuhre auch bergab sofort auf die Sollgeschwindigkeit ab, obwohl er kein Tempolimit erkannt hat.

Fiat eScudo 2025
Markus Bauer

Maximal 5,8 Kubikmeter Laderaum gehen in Ordnung. Die können mit maximal 1.001 Kilogramm beaufschlagt werden.

Verarbeitung: Noch Luft nach oben

Etwas nervig fällt auch das Gurtwarngepiepse aus. Wenn beispielsweise auf der Dreiersitzbank ein Beifahrer mit minimal breiterem Gesäß sitzt, will die Elektronik direkt einen weiteren Beifahrer in der Mitte erkannt haben. Wir entscheiden uns also für Trick 17 und fahren mit eingestecktem Gurt. Auch beim Blick auf die Verarbeitung müssen wir wieder meckern. Ein Transporter braucht keine hinterschäumten oder gar lederbeschlagenen Flächen. Und dass der Dachhimmel am Übergang zur Trennwand etwas fransig ist, können wir auch übersehen. Doch beim Testwagen steht schon zu Beginn die Verkleidung der A-Säule ab, die überdies ziemlich die Sicht nach schräg vorne behindert.

Fazit: Viel Potenzial, aber Nachholbedarf

Das ist sehr schade, denn als Stromer macht sich der Fiat eigentlich gut, lädt in angemessener Zeit mit 100 kW und fährt ausreichend flott. Am Ende sind es die elektrounabhängigen Dinge, die uns zu dem Fazit bringen: Der Anfang ist gemacht, aber es gibt noch einiges nachzubessern.

Fiat eScudo Technische Daten

Motor: Elektromotor, Frontantrieb, AC-Laden (max): 7,4 kW, DC-Laden (max): 100 kW, Ladezeit bis 80 %: 55 min.; Batterie: 75 kWh, Lithium-Ionen, Peak-Leistung: 136 PS, Drehmoment: 270 Nm, Reichweite WLTP: 336 km

Abmessungen und Gewichte: Länge 4.980 mm, Höhe 1.880 mm, Ladevolumen max. 5,8 m³, Laderaum L/B/H max.: 2512 (3674 Durchladefunktion)/1.628/1.397 mm, Nutzlast: 1.001 kg, Verbrauch WLTP: 24,2 kWh/100 km, Verbrauch Test: 24,9 kWh/100 km, Grundpreis netto 43.300 Euro