Einsatzfahrzeuge der Rettmobil 2025

Die Fahrzeugtrends der Rettmobil 2025
Flexibilität ist Trumpf

Auf der Rettmobil 2025 zeigen Hersteller spezialisierte Einsatzfahrzeuge für Katastrophenschutz, Zivilschutz und Landesverteidigung – vom VW ID.Buzz, über Unimog bis zum MAN TGE Next Level. Mit großer Bildergalerie.

Flexibilität ist Trumpf
Foto: Johannes Roller

Unimog mit Spezialaufbau für den Katastrophenschutz

Stolz steht Marius Göbel vor dem weißen Unimog mit dem roten Farbband und der Aufschrift „Katastrophenschutz Niedersachsen“. Der U5023 ist der Hingucker am Messestand des Fahrzeug- und Karosseriebauers aus Aschaffenburg, dessen Geschicke Marius Göbel nun in fünfter Generation mitbestimmt. Werner-Selbstbergewinde, Ersatzradhalterung, Dachluke, Blaulichtbalken, Pritschenaufbau, Rollfix-Plane und Vertikallift von Dhollandia (zwecks Böschungswinkel) vereinen Mobilität und Transportkapazitäten für den Katastrophenfall.

Landesbeschaffung: Zetros und Unimog für Niedersachsen

16 Exemplare dieses „Gerätewagen Logistik klein“ auf Mercedes-Benz Unimog 4x4 baut Göbel als Generalunternehmer für Niedersachsen, das die Allradler bei den Blaulichtorganisationen im Land verteilen wird. Hinzu kommen laut Göbel 18 „GW-L groß“ auf Mercedes-Benz Zetros 6x6. Dies ist auch insofern interessant, als dass Ausnahmen für die Zulassung von Einsatzfahrzeugen mit Euro-V-Motoren weiterhin möglich sind.

Johannes Roller

Einsatzfahrzeuge der Rettmobil 2025.

Zivilschutz im Fokus: Iveco MTW mit 60 cm Wattiefe

„Man merkt immer noch die Nachwehen des Ahrtal-Hochwassers“, berichtet Marius Göbel. Geländegängigkeit und Watfähigkeit seien weiterhin ein großes Thema, auch der Zivilschutz im Allgemeinen. Exemplarisch steht dafür ein Mannschaftstransportwagen am Stand von Iveco. Zivilschutz-Aufschrift und -Emblem prangen groß auf dem weiß-orange-blauen Iveco Daily 55S18 HA8 mit 176 PS und 5,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Der MTW punktet mit Wandlerautomatik, Differentialsperren und 60 Zentimetern Wattiefe.

Dekon-Einsätze: Spezial-MTW für die Task Force

Aufgebaut wurde er von Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeugbau (WAS) als Mannschaftstransportwagen (MTW) für den Dekontaminationszug für Verletzte (Dekon V) der schon länger bestehenden Medizinischen Task Force des Bundes. Ihr Auftrag: die Bewältigung eines Massenanfalls von Verletzten, selbst unter chemischer, biologischer, radioaktiver oder nuklearer Bedrohung. Insgesamt existieren 61 dieser Task Forces, verteilt über das Bundesgebiet – und jeder Dekon-Zug soll zwei dieser MTW erhalten.

Johannes Roller

Einsatzfahrzeuge der Rettmobil 2025.

Modernisierung: Neuer Verwundetentransporter der Bundeswehr

Von der Zivilverteidigung zur Landesverteidigung: Auch die Bundeswehr ist in Fulda wieder am Start, mit Flugfeldlöschfahrzeug Ziegler Z6, mit dem geschützten Rettungsfahrzeug Mowag Eagle IV BAT sowie erstmals mit dem neuen „ungeschützten Verwundetentransporter geländegängig“ (UVT gl), der die 40 Jahre alten Krankenkraftwagen auf Unimog U1300L ersetzt. Die Bundeswehr hat in einer ersten Tranche 294 Exemplare für 244 Millionen Euro bei Iveco in Auftrag gegeben.

Iveco Eurocargo: Militärplattform mit medizinischem Innenleben

Als Plattform dient der Iveco Eurocargo MLL 150E28 WS mit 3-Mann-Kabine und Vorrüstungen für Führungssysteme, militärischen und zivilen BOS-Funk, mit permanentem Allradantrieb, 280 PS starkem Sechszylinder-Dieselmotor (trotz Euro VI e kompatibel mit dem Single-Fuel-Konzept der NATO), Einzelbereifung mit Notlauffunktion und 1,20 Meter Watfähigkeit.

Johannes Roller

Einsatzfahrzeuge der Rettmobil 2025.

Binz-Innenausbau: C-Rettungswagen auf militärischer Basis

Den vollisolierten Kofferaufbau mit Doppelflügeltüren am Heck sowie einem seitlichen Zugang steuert EMPL bei. Er ermöglicht eine konstante Aufrechterhaltung des Temperaturniveaus und bietet eine Stehhöhe von 1.800 mm. Den Innenausbau für die notfallmedizinische Behandlung eines Patienten entsprechend einem Rettungswagen vom Typ C übernimmt Binz. Der elektrisch angetriebene Tragentisch ermöglicht sowohl die Aufnahme einer Feldtrage als auch einer aus dem zivilen Bereich bekannten Fahrtrage Stryker M1 mit max. 200 Kilogramm Last. Mit dem neuen UVT gl will die Bundeswehr den modernen Verwundetentransport im Grundbetrieb wie auch in den Einsatzgebieten in den nächsten Jahrzehnten sicherstellen.

Kriegslehren: Rückbaubare Schutzzeichen für Sanitätsfahrzeuge

Dass die roten Kreuze auf weißem Kreis nicht auflackiert, sondern abnehmbar montiert sind, hat leider auch mit den Erfahrungen aus der Ukraine zu tun, wo die Angreifer das Schutzzeichen erst recht unter Beschuss genommen haben, um die Verteidiger zu demoralisieren.

Johannes Roller

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Next Level: MAN TGE mit digitalen Sicherheitsfeatures

Gleich mehrere Transporter-basierte Einsatzfahrzeuge hat MAN aufgefahren, allesamt neue TGE des Modelljahres 2025, genannt MAN TGE Next Level. Dieser ist laut Hersteller durch die Anpassung von Bordelektronik und Sensorik besser vor digitaler Manipulation geschützt. Auch neue Assistenzsysteme sind an Bord: Totwinkel- und Anfahrwarnung, Abbiegeassistent, Notbremsassistent, Verkehrszeichenerkennung sowie Cruise Assist Plus, der sich aus dem Notfallassistent, ACC Stop & Go und dem aktiven Spurhalte- und Stauassistent zusammensetzt.

Variantenvielfalt: TGE-Konzepte für Rettung und Feuerwehr

Der nun digitale Fahrerarbeitsplatz des TGE erhielt neue Bedienelemente, ein digitales Kombiinstrument, ein neues Multifunktionslenkrad, Keyless Start, eine elektronische Handbremse, das zentrale Touchdisplay MAN Media Van und einen neuen Automatik-Schalthebel, der sich jetzt an der Lenksäule befindet.

Johannes Roller

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MAN zeigt TGE als KTW, ELW und Feuerwehr-MTW

Bei den Auf- bzw. Ausbauten hat MAN verschiedene Lösungen für Feuerwehr und Rettungsdienst mitgebracht, alle mit Radstand von 3.640 mm und ausgestattet mit einem 8-Gang-Automatikgetriebe: einen Krankentransportwagen (KTW) auf MAN TGE 3.160 4x4 Kasten mit 163 PS und Ausbau VALERIS V21 von Ambulanz Mobile; einen KTW auf MAN TGE 3.140 4x2 Kasten mit 140 PS und Ausbau von BINZ; ein TGE 4.160 4x2 ist ein Einsatzleitwagen (ELW) vom Ausbauhersteller BOS Mobile Systeme sowie einen TGE 4.160 4x4 Kasten, der von MAN Individual zum Feuerwehr-MTW ausgebaut wurde.

Allrad statt Strom: Keine Nachfrage nach E-Antrieb bei MTW

Spielen hier inzwischen auch batterieelektrische Antriebe eine Rolle? VW Nutzfahrzeuge etwa zeigt den ID. Buzz als ELW für die Feuerwehr. „Es hat mich noch keiner nach einem E-Antrieb gefragt“, berichtet Timo Albietz, Verkaufsbeauftragter Kommunalfahrzeuge Van bei MAN. „Stattdessen reden wir bei MTW inzwischen relativ oft über Allrad. Und es geht meistens darum, wie man Gewicht und Sitzplätze in Einklang bringt.“ Denn ein 3,5-Tonner biete heutzutage nur noch sechs Sitze; wer neun wolle, benötige den BOS-Führerschein, der es den Mitgliedern der Blaulichtorganisationen ermöglicht, Einsatzfahrzeuge bis 4,75 t oder 7,45 Tonnen zGG zu steuern. Albietz: „Wir können also einen 3,5-Tonner auflasten oder einen Fünftonner ablasten, um Neunsitzer und kleinen BOS-Schein in Einklang zu bringen.“

DRK mit Scania und MAN-Lkw im Gelände

Dass die Rettungsdienste noch mehr in ihren Hallen stehen haben, als die typischen, auf der Rettmobil reichlich vertretenen KTW und RTW, demonstriert das Deutsche Rote Kreuz. So dreht auf dem Offroad-Parcours ein nagelneuer, beim DRK-Kreisverband Bremen stationierter Scania 460 R XT 6x6 mit Pritschenaufbau von Sonntag seine Runden. Und im Freigelände steht ein MAN TGS 33.430 des Landesverbandes Hessen.

Johannes Roller

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Twistlocks: Containerlogistik für den Katastropheneinsatz

Was bei beiden Dreiachsern auffällt, ist die Einzelbereifung mit Michelin X-Force, die Selbstbergewinde an der Front und ein zwar unterschiedlicher Aufbau, aber in beiden Fällen mit in die Pritsche eingelassenen Twistlocks.

Andree Kulesha, der die Besuchermitfahrten im Offroad-Parcours koordiniert, erklärt: „Mit einem Lkw wie dem neuen Scania haben wir die Möglichkeit, im Gelände logistisch unterwegs zu sein. Und das Besondere ist: Durch die Twistlocks kann er auf die Pritsche auch einen 20-Fuß-Container aufnehmen und unter Plane transportieren.“ Diese Multifunktionalität erfordert aber wie hier einen speziellen Planen- oder Kofferaufbau und zusätzlich einen Gabelstapler.

Johannes Roller

Einsatzfahrzeuge der Rettmobil 2025.

Feuerwehrkonzept mit Ladekran und Waldbrandmodul

Ein Konzept, das die Flexibilität der Twistlocks nutzt, aber auch ohne Kran oder Stapler auskommt, hat wiederum Junghanns Fahrzeugbau aus Hof entwickelt. In Zusammenarbeit mit MAN-Umbauspezialist Toni Maurer entstand ein geländegängiger Feuerwehr-Lkw mit Pritsche und Ladekran auf MAN TGM 18.320 4x4. Das auf der Rettmobil ausgestellte Exemplar hat der Landkreis Heilbronn zur Vegetationsbrandbekämpfung in Auftrag gegeben.

Multifunktionales System für viele Einsatzszenarien

Toni Maurer übernahm die Anpassung des Fahrgestells (80 Zentimeter Wattiefe) inklusive Hitzeschutzisolierung der Leitungen, Junghanns die Montage des 13-Meter-Tonnenkrans von HMF und die Konstruktion der Pritsche sowie des darauf verlasteten Waldbrandmoduls. 4.000 Liter Löschwasser fasst der Tank des Moduls, hinzu kommen ein kleiner Gerätekoffer für Kettensäge & Co sowie eine Kreiselpumpe von Magirus.

Johannes Roller

Einsatzfahrzeuge auf der Rettmobil 2025.

Flexibel verlastet: Modul mit Hydraulik und Twistlocks

Die Verbindung von Modul und Pritsche erfolgt auch hier mittels Twistlocks. „Es kommt immer mehr, um flexibler zu sein und mehrere Verwendungszwecke abzudecken“, erklärt Geschäftsführer Michael Junghans. Er habe schon mehrere dieser Lkw aufgebaut, weil das Thema Waldbrand auch hierzulande inzwischen akut sei. Durch den Ladekran kommen aber auch Einsätze zum Sandsacktransport, zur Tierrettung oder zur Sturmholzbeseitigung in Frage.

Das Waldbrandmodul lässt sich ohne fremde Hilfe auf einsteckbaren Füßen wie eine Wechselbrücke absetzen. Um es anheben zu können, hat Junghanns vier Hydraulikstempel in der Pritsche platziert – durch den Ladekran ist Hydraulik ja vorhanden – und die beiden Heckrungen abklappbar ausgeführt, damit der Lkw unter dem Modul herausfahren kann. Der Heckunterfahrschutz sowie die beiden Kranstützen wiederum lassen sich nach oben klappen, um Bodenfreiheit und Böschungswinkel nicht zu beeinträchtigen.

Unimog TLF 3000: Klassiker für unwegsames Gelände

Wer ein hochgeländegängiges Fahrzeug zur Brandbekämpfung abseits von Straßen und Feldwegen oder besonders viel Bodenfreiheit und Wattiefe benötigt, kommt um den Unimog aber letztlich nicht herum. Für diese Bedürfnisse hat Mercedes-Benz Special Trucks in Fulda ein Tanklöschfahrzeug (TLF) 3000 aufgefahren, basierend auf einem U 5023 mit Varus-Aufbau von Schlingmann.

HLF 10: Das Schweizer Taschenmesser der Feuerwehren

„Seit den Ahrtal-Einsätzen und den häufigeren Vegetationsbränden erleben wir gerade bei den Unimog-basierten TLF einen Boom“, weiß Schlingmann-Regionalvertriebsleiter Oliver Hochhaus zu berichten. In diesem Fall habe der Kunde kein vollwertiges Waldbrand-TLF verlangt, aber zusätzlich zum 4.000-Liter-Wassertank die Vorteile nutzen wollen von 1,20 Meter Watfähigkeit, 50 Zentimeter Bodenfreiheit, Reifendruckregelanlage, Hitzeschutzpaket, Sprühbalken, Astabweiser, Dachluke (für Pump-&-Roll-Betrieb mit C-Rohr) und Dachwerfer (Betrieb im Stand). Verkaufsberater Claudius Petri weist darauf hin, dass für den Unimog jetzt auch LED-Leuchten vorne erhältlich sind.

HLF 10 als Allrounder für die Feuerwehr

Sozusagen als Schweizer Taschenmesser für kommunale Feuerwehren präsentiert Mercedes-Benz Special Trucks außerdem das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 10) mit dem bewährten AT-Aufbau von Rosenbauer auf einem Atego-Chassis. Es eignet sich zur Brandbekämpfung wie auch für technische Hilfeleistungen und entspricht den Normen DIN 14502 und DIN 14530-26. Mit 299 PS, Allradantrieb und Geländeuntersetzung kommt das geländefähige HLF auch abseits befestigter Straßen an die Einsatzstelle. Die Guppenkabine bietet Platz für eine neunköpfige Besatzung (8+1).

Multifunktional einsetzbar – auch in kleinen Städten

Wir beenden unseren Messerundgang mit einem wahren Dickschiff, dem nagelneuen Großtanklöschfahrzeug (GTLF 10) der Feuerwehr Raunheim, aufgebaut von der Walser Gruppe auf einem Scania R560. Mit seinen 10.000 Litern Wasser, 600 Litern alkoholbeständigem Schaum und 200 Litern Mehrbereichsschaummittel in den Tanks und dem Schaum-Wasser-Werfer mit 93 Metern Wurfweite auf dem Dach ist es ein sehr potentes Einsatzmittel.

Warum sich eine eher kleine Stadt für solch ein Dickschiff entscheidet? Auch hier ging es um Multifunktionalität: Ob am großen Tanklager beim Binnenhafen, bei Gefahrgut- oder E-Auto-Bränden auf den zwei benachbarten Autobahnen, bei Vegetationsbränden oder zur Unterstützung benachbarter Wehren kann das GTLF seine Vorteile ausspielen.