Lieferzeiten Firmenwagen Geduld ist gefragt

Autohaus, Autokauf, Fahrzeugkauf, Neuwagen Foto: Adobe Stock/Nomad Soul

Angesichts der Lieferprobleme raten Hersteller Fuhrparkbetreibern, Laufzeiten zu verlängern. Manche Dienstwagen sind aber auch schnell zu bekommen.

"Aufgrund globaler Lieferengpässe kann es bei einigen unserer Modellvarianten zu deutlich längeren Produktionszeiten kommen." Der Hinweis im VW-Konfigurator beschreibt die aktuelle Misere im deutschen Automarkt treffend, und klingt doch irgendwie verharmlosend. Denn der Halbleitermangel, die gestiegene Nachfrage nach dem Corona-Lockdown, gestörte Lieferketten und der Krieg in der Ukraine haben den Autovertrieb in Deutschland nachhaltig ins Stottern gebracht. Einschränkungen bei der Modellauswahl, vorübergehende Bestellstopps sowie Preisaufschläge sind an der Tagesordnung, Lieferzeiten von sechs Monaten bis zu einem Jahr für selbst konfigurierte Neuwagen inzwischen die Regel. Auf beliebte Modelle müssen Fuhrparkbetreiber und Fahrer von Geschäftswagen sogar noch länger warten.

Lieferzeiten? Hersteller halten sich bedeckt

Wie lange genau, lässt sich kaum einem Hersteller entlocken. Der Vertrieb von Mercedes-Benz bittet um Verständnis dafür, dass sie "grundsätzlich nicht die Lieferzeiten einzelner Baureihen und Modelle kommunizieren". Etwas konkreter wird Audi-Vertriebssprecherin Sina Clemendt: "Bei klassischen Dienstwagen wie Audi A4 und Audi A6 liegen die Lieferzeiten je nach Motor-Getriebevariante zwischen sechs und neun Monaten." Auch ihr VW-Kollege Jörn Roggenbuck spricht bei den Volumenmodellen mit Benziner oder Diesel von "zehn bis zwölf Monaten im Schnitt, einzelne Modelle wie etwa der Taigo gehen auch schneller".

VW Taigo 2021 Foto: VW
Kunden haben im Mai auf VW T-Roc und Taigo nur zwei bis vier Monate warten müssen.

Zumindest letzteres deckt sich mit den aktuellen Auswertungen des Neuwagen-Vergleichsportals Carwow.de, laut dem Kunden im Mai auf VW T-Roc und Taigo nur zwei bis vier Monate warten müssen. So schnell könnte laut dem Portal auch Mercedes-Benz eine V-Klasse auf den Firmenparkplatz stellen. Etwas mehr Geduld sei bei den Toyota-Modellen Corolla und C-HR gefragt, gefolgt von Jeep Compass, Renegade und Wrangler mit drei bis fünf Monaten Lieferdauer.

Jeep Renegade/Jeep Compass e-Hybrid 2022
Ein bisschen elektrisch

Als Dienstwagen gefragte Modelle wie Audi A4 Avant und Audi A6 Avant sind hier allerdings mit zehn bis 12 Monaten gelistet. Und auf die Vollzeitstromer Q4 e-tron und Q4 e-tron Sportback warten Kunden sogar "je nach Ausstattungsoptionen derzeit zwischen 12 bis 18 Monate", so Sprecherin Clemendt. Da ist die übliche Leasingdauer schon zur Hälfte wieder vorbei. Deshalb rät sie Fuhrparkentscheidern, die Konfiguration der Fahrzeuge anzupassen, damit Modelle schneller produziert werden können.

Manche Unternehmen lassen Verträge länger laufen

Nach einer Umfrage des "Handelsblatt" unter Mittelständlern und Dax-Unternehmen bitten bereits einzelne Firmen ihre Mitarbeiter, Dienstwagen länger als geplant zu fahren. Von der Deutschen Bank heißt es dazu: "Verlängerungen von wenigen Monaten bis zu knapp einem Jahr sind heute keine Seltenheit."

Facelift BMW X3/X4
Große Niere, geringer Durst

Bei BMW sieht es mit 3er Touring und 5er Touring ebenso wie bei X3 und X5 mit bis zu 12 Monaten Lieferzeit kaum besser aus als beim bayerischen Wettbewerber. Etwas zügiger scheinen die Münchner aber ihre neuen Elektromodelle i4, iX und iX3 ausliefern zu können. Auch bei Mercedes sind die Stromer offensichtlich schneller auf der Straße als die Verbrenner: Ein EQC soll in durchschnittlich sieben, der EQE in neun und der EQS in zehn Monaten im Fuhrpark stehen. Bei klassischen Außendienstfahrzeugen dagegen strapazieren die Schwaben die Geduld ihrer Kundschaft über Gebühr. Auf eine C-Klasse Limousine wartet diese zwischen 15 und 17 Monaten, das T-Modell ist ähnlich wie das Pendant der E-Klasse mit 12 bis 14 Monaten nur unwesentlich schneller zu haben. Dafür sollen A- und B-Klasse ebenso wie CLA, GLA und GLB schon nach sechs bis acht Monaten ausgeliefert sein.

Mercedes EQE Test
So fährt die elektrische Business-Klasse

Skoda Enyaq: Bis zu 18 Monate Lieferzeit

Die elektrischen ID-Modelle von VW sowie deren stärkere GTX-Varianten lassen laut Sprecher Roggenbuck "acht bis zehn Monate", nach aktueller Carwow-Übersicht dann aber doch auch mal 12 bis 14 Monate auf sich warten. Auch die Konzerntöchter Seat und Skoda verlangen ihren E-Auto-Käufern gerade viel Geduld ab. Während Käufer eines Arona, Ateca, Leon oder Tarraco im Schnitt nur mit sechs bis sieben Monaten rechnen müssen, ereilt dem Elektromodell Cupra Born mit Lieferzeiten von mindestens einem Jahr das gleiche Schicksal wie seinem Konzernzwilling ID.3.

Cupra Born 58 e-Boost (2022) Test
Feuer unterm Dach

Fast schon buddhistische Gelassenheit müssen Skoda-Kunden mitbringen. Der E-SUV Enyaq lässt zwischen 15 und 18 Monaten auf sich warten. Dagegen rollen die Verbrenner in vergleichsweise schnellen sechs bis elf Monaten vom Band.

Bei Opel dagegen ist selbst ein konfigurierter Neuwagen kaum noch kurzfristig zu bekommen. Von sieben Monaten für den Mokka bis zu einem Jahr für den Astra und Grandland ist alles dabei. Auch hier machen eher die E-Versionen Probleme. Die Stellantis-Schwestermarken stellen dagegen für ihre Stromer kürzere Lieferzeiten von sechs bis acht Monaten in Aussicht.

Vorteile für die Importeure

Generell scheinen die Importeure die Produktions- und Lieferengpässe besser im Griff zu haben, allen voran die Koreaner. So garantiert , wenn der Kaufvertrag bis Ende Juni unterschrieben ist. "Halbleiter beziehen wir zum großen Teil aus dem Heimatland", erklärt Hyundai-Sprecher Bernhard Voß. "Deshalb sind wir nicht so abhängig von China und deren restriktive Pandemie-Maßnahmen." Dass Kunden auf das Elektro-Vorzeigemodell Ioniq 5 dennoch bis zu eineinhalb Jahren warten müssen, läge an der hohen Nachfrage und der Verteilung durch den Mutterkonzern. Ähnliches bei Kia: Wer Mitarbeiter mit dem EV6, dem "Car of the Year 2022" mobil machen will, muss sich locker ein Jahr gedulden.

Hyundai Kona Elektro 2021 Foto: Hyundai
Hyundai garantiert einzelne Modelle wie Santa Fe Plug-in-Hybrid, Ioniq und Kona Elektro sogar bis Jahresende zu liefern.

Auch die japanischen Exporteure sehen gerade die Chance, Lieferfähigkeit in steigenden Absatz und Marktanteil umzumünzen. Weil sie zu Beginn der Halbleiterkrise nach Aussage von Toyota-Deutschland-Sprecher Thomas Schalberger ihre Zulieferer etwas fairer behandelt und nicht gleich die Bestellungen zurückgefahren hätten, könne der aktuell größte Autobauer der Welt nun seine Hybrid-Bestsellermodelle schneller ausliefern. Der neue Vollstromer bZ4X braucht trotzdem sieben bis neun Monate für den Weg zum Kunden.

Dagegen kommt Honda mit den Bestellungen seines niedlichen Lifestyle-Stromers namens e nicht mehr nach und hat einen vorübergehenden Bestellstopp verfügt. Selbst bei Tesla haben sich die Lieferzeiten für Model 3 und Model Y inzwischen bei sieben bis neun Monaten eingependelt.

Honda e (2021) im Test
E-Auto für die Stadt

Weiter verschärft wird die Lage durch die Praxis der Hersteller, die Produktion renditeträchtigerer Modelle vorzuziehen. Das lässt sich aus den aktuellen Quartalszahlen herauslesen, die trotz des allgemeinen Absatzrückgangs Rekordgewinne ausweisen. Priorisierung heißt hier das Stichwort. "In dieser Marktphase richten die Hersteller ihre Wertstrategie so aus, dass zunächst Fahrzeuge produziert werden, die einen hohen Ertrag erwirtschaften", weiß Frank Hägele, Geschäftsführer der Deutschen Leasing Mobility.

Der sinkende E-Bonus verschärft die Lage

Besonders knifflig wird die Lieferfristen-Situation bei den E-Autos. Nach dem Richtlinienentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums, der zurzeit noch in den einzelnen Ressorts verhandelt wird, soll die staatliche Förderung Anfang kommenden Jahres auf 4.000 Euro, bis 2025 weiter auf 3.000 Euro gesenkt und dann eingestellt werden. Leasingverträge erhalten die volle Förderung künftig erst ab einer Laufzeit von 23 Monaten, bei kürzeren wird entsprechend gestaffelt. Die Mindesthaltedauer steigt von sechs auf zwölf Monate. Was insgesamt wiederum den aktuellen Nachfrage-Boom weiter verstärkt und zu noch längeren Wartezeiten führt. Weil die Förderung jedoch erst nach der Zulassung beantragt werden kann, wird der Kunde angesichts der derzeit gehandelten Verfügbarkeiten und Lieferfristen zwangsläufig auf mehrere tausend Euro verzichten müssen. Deshalb drängen Hersteller und Autoverbände darauf, die Förderung wieder an das Kaufdatum zu koppeln. "Wer heute ein Elektroauto bestellt, muss sicher gehen können, dass er die volle Förderung bekommt", sagt VDA-Geschäftsführer Andreas Rade, der damit zugleich auch den aktuellen Elektromobilitäts-Boom schwinden sieht.

VW E-Golf, Golf GTE Foto: VW
VW Golf GTE

Das gilt vor allem für die Plug-in-Hybride, für die der Umweltbonus laut Entwurf ab Anfang 2023 komplett gestrichen wird. Audi oder Mercedes-Benz haben ihre Teilzeit-Stromer schon jetzt aus dem Angebot genommen haben und verweisen auf verfügbare Modelle im Handel. Auch auf der VW-Website erscheint nur noch der Golf GTE, der sich aber auch nicht mehr konfigurieren lässt. Der Passat wird ohnehin nur noch als Variant und mit Benzin- oder Dieselmotor angeboten.

Hoffnungsschimmer für Dienstwagenfahrer: Im politischen Gerangel zwischen grünem Wirtschafts- und FDP-geführten Finanzministerium scheint sich ein Kompromiss abzuzeichnen: Die halbierte Dienstwagenbesteuerung der Plug-in-Hybride soll erhalten bleiben und wegen des zu großen Verwaltungsaufwands nicht mehr an eine reale elektrische Fahrleistung gekoppelt sein.

Lieferzeiten Firmenwagen

Auf manche Modelle müssen Flottenbetreiber über ein Jahr warten. Hier eine Auswahl beliebter Modelle (Stand Mai 2022)

Audi
A4 Avant 10-12 Monate
A6 Avant 10-12 Monate
Q4 e-tron 18-20 Monate

BMW
3er Touring 9-12 Monate
5er Touring 9-12 Monate
X3/iX3 9-12 Monate

Ford
Focus Turnier 6-7 Monate
Mustang Mach-e 7-9 Monate

Hyundai
Ioniq 5 12-18 Monate

Kia
Ceed SW 5-6 Monate
EV6 10-13 Monate

Mazda
MX30 7-9 Monate

Mercedes
C-Klasse T 12-14 Monate
EQB 3-5 Monate
GLC 6-8 Monate
EQC 7 Monate
EQE 7-10 Monate

Opel
Astra ST 11-12 Monate
Mokka 7-8 Monate
Grandland 8-9 Monate
Corsa-e 12-14 Monate
Mokka-e 12-14 Monate

Peugeot
308 SW 4-7 Monate

Porsche
Macan 14-24 Monate

Renault
Megane 7-8 Monate
Megane E-Tech 2-6 Monate

Skoda
Octavia Combi 11-13 Monate
Fabia 7-8 Monate
Scala/Kamiq/Karoq 8-10 Monate
Enyaq iV 15-18 Monate

Tesla
Model 3 7-10 Monate

Toyota
C-HR 3-5 Monate
Corolla TS 3-5 Monate
bZ4X 7-9 Monate

VW
Caddy 10-12 Monate
T-Roc 2-4 Monate
Golf Variant 6-8 Monate
Passat Variant 6-8 Monate
Tiguan 6-8 Monate
ID.3/ID.4/ID.5 12-14 Monate

Volvo
XC 40 Recharge 13-15 Monate
V60/XC 60 8-10 Monate

Quelle: Carwow.de