E-Mobilität in Flotten: EKMI fordert Tempo

Flotten könnten sofort klimafreundlicher fahren
Druck auf Bundesverkehrsministerium steigt

Förderprogramme, verfügbare Fahrzeuge, politische Zielvorgaben – alles ist da. Doch die E-Mobilität kommt in vielen Fuhrparks nur langsam voran. Das Expertenforum EKMI fordert vom BVM endlich klare Signale.

Stau 2025
Foto: MarcinKilarskiGettyImagesPro@viaCanva

Die Klimaziele sind gesetzt, die Förderungen laufen, die Fahrzeuge stehen bereit – und doch bewegt sich in vielen Fuhrparks erstaunlich wenig. Dabei gäbe es genug Gründe, endlich loszufahren: wirtschaftlich, ökologisch, strategisch. Wer aber noch immer auf den letzten Diesel setzt, riskiert mehr als nur den Anschluss. Er bremst das ganze Unternehmen aus.

Das zeigt auch die jüngste Auswertung des Netzwerks EKMI, das über 30.000 Fahrzeuge in kommunalen und betrieblichen Fuhrparks analysiert hat. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Es geht – aber nicht von allein.

EKMI: Politisch wichtiger Taktgeber

Das Expertenforum klimafreundliche Mobilität und Infrastruktur (EKMI) wurde im Juni vom Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder ins Leben gerufen – mit klarem Auftrag: innerhalb weniger Wochen Empfehlungen für mehr Klimaschutz im Verkehr zu formulieren. Der Hintergrund: Das Verkehrsministerium muss bis September seinen Beitrag zum neuen Klimaschutzprogramm liefern, das wiederum bis März 2026 verabschiedet sein muss.

27 Vertreter aus Branchenverbänden – darunter auch der VDA, die Güterbahnen oder die Logistikverbände BGL und DSLV – diskutierten in fünf Themenfeldern konkrete Maßnahmen. Ihre Ergebnisse wurden bereits ans BMV übergeben. Schnieder selbst lobte die Geschwindigkeit: "Die Mitglieder des EKMI haben in kürzester Zeit Ergebnisse erzielt, die wichtige Impulse leisten." Klar ist: Auch Pkw- und Transporterflotten stehen dabei im Fokus – und gelten als kurzfristig umsetzbare Hebel für CO₂-Einsparungen.

Pkw machen Tempo – Transporter noch nicht

Besonders im Pkw-Segment zeigt sich ein klarer Trend: Der Bestand an batterieelektrischen Dienstwagen hat sich zuletzt mehr als verdoppelt. Fast jede dritte Neuzulassung in kommunalen oder betrieblichen Flotten fährt rein elektrisch. Doch während bei Pkw vieles ins Rollen kommt, hinken leichte Nutzfahrzeuge deutlich hinterher. Gründe: Ladeprobleme, geringe Reichweite, zu wenige Modellvarianten.

Dabei ist Potenzial da – gerade im urbanen Liefer- oder Serviceeinsatz. Was fehlt, sind Mut, geeignete Fahrzeuge und vor allem: Ladepunkte, wo sie gebraucht werden.

Ladeinfrastruktur: Der unterschätzte Engpass

Wer über den Umstieg auf E-Fahrzeuge nachdenkt, denkt meist zuerst an Modelle und Preise. Was dabei oft zu kurz kommt: Ohne verlässliche Ladeinfrastruktur geht gar nichts. Viele Flottenbetreiber berichten von zu komplizierten Ladekarten, Abrechnungsproblemen oder fehlenden Ladepunkten vor Ort. EKMI empfiehlt deshalb gezielte Investitionen in eigene Ladeinfrastruktur – möglichst kombiniert mit Ökostrom und intelligentem Lastmanagement.

Auch der Ruf nach der Politik wird lauter: Genehmigungen müssten schneller erteilt, Förderungen einfacher abrufbar sein. Sonst bleibt der E-Fuhrpark Stückwerk.

Fördern, fordern – und rechnen

Das Empfehlungspapier des EKMI zeigt deutlich: Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bieten ein realistisches, kurzfristig wirksames Einsparpotenzial von mehreren Millionen Tonnen CO₂ jährlich. Unternehmen, die jetzt investieren, profitieren mehrfach: von Förderprogrammen, geringeren Betriebskosten, besserer CO₂-Bilanz und einem modernen Unternehmensimage.

Aber: Ohne eine verlässliche, politisch abgesicherte Langfriststrategie bleibt die Dynamik aus. Deshalb fordert das EKMI klare Rahmenbedingungen – etwa über CO₂-Grenzwerte, Steuererleichterungen und kombinierte Förderinstrumente.

Wandel braucht Haltung – und Tempo

Die EKMI-Empfehlungen machen deutlich: Wer E-Fuhrparks will, muss jetzt entscheiden – und nicht auf den nächsten Haushalt oder Techniksprung warten. Die Technologie ist einsatzbereit. Die Förderkulisse steht. Was fehlt, ist die Umsetzung. Und zwar zügig – nicht nur, weil es ökologisch sinnvoll ist, sondern weil die Bundesregierung in der Pflicht steht. Für Unternehmen ist das eine Chance, als Vorreiter zu punkten – im Wettbewerb, beim Recruiting, beim Image.