ADAC-Test: Schwächen beim Autobahn-Schnellladen

ADAC prüft Ladepunkte entlang der Autobahn
Schnellladen an vielen Strecken lückenhaft

Der ADAC hat erstmals Ladepunkte entlang der 15 längsten Autobahnen geprüft. Viele Standorte fallen durch geringe Ladeleistungen, fehlenden Komfort und mangelnde Transparenz auf – mit Folgen für Langstreckenfahrer.

ADAC Test Ladeinfrastruktur 2025
Foto: ADAC

ADAC kritisiert mangelhafte Schnelllade-Infrastruktur

Die Schnelllade-Infrastruktur entlang deutscher Autobahnen hinkt dem wachsenden Bedarf von E-Autofahrern weiter hinterher. Das zeigt ein aktueller Test des ADAC von Autohöfen und Raststätten, bei dem mehr als die Hälfte der überprüften Anlagen "mangelhaft" oder "sehr mangelhaft" abschnitt. Als Hauptprobleme wurden zu wenige Ladepunkte, zu geringe Ladeleistungen, fehlender Wetterschutz und mangelhafte Preistransparenz ausgemacht.

So wurde die Ladequalität an Autobahnen geprüft

Für die Untersuchung nahm der Automobilclub erstmals die 15 längsten Autobahnen Deutschlands unter die Lupe. Geprüft wurden jeweils 25 Rastanlagen und 25 Autohöfe auf Ausstattung, Komfort und Funktionsfähigkeit der Ladeinfrastruktur. Bewertet wurden unter anderem Anzahl und Leistung der Schnellladesäulen, Bezahlmöglichkeiten, Kostentransparenz und der Zustand der Ladepunkte. Auch Kriterien wie Überdachungen, Gastronomieangebote und Sanitäranlagen flossen in die Bewertung ein.

Viele Anlagen erreichen nur mittelmäßige Bewertungen

Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Nur 13 Anlagen erreichten die Note "gut", keine einzige wurde mit "sehr gut" bewertet. Besonders die direkt an den Autobahnen gelegenen Raststätten wurden den Bedürfnissen von E-Fahrern nicht gerecht, während die meist nahe der Autobahn befindlichen Autohöfe besser abschnitten. Negativ fiel auf, dass 22 Prozent der Standorte – überwiegend Rastanlagen – lediglich 50-kW-Säulen aufwiesen, die für Langstreckenfahrer zu langsam sind. Bei langstreckentauglichen E-Autos sollten 20 bis 30 Minuten reichen, um ausreichend Strom für längere Etappen nachzuladen. Das setzt allerdings Ladeleistungen von mindestens 150 kW voraus.

ADAC Test Ladeinfrastruktur 2025
ADAC

25 Rastanlage hat der ADAC in seinem Test untersucht.

Rechtsstreit bremst Ausbau leistungsstarker Lader

Ein Grund für die weiterhin unzureichende Ladeleistung auf vielen Rastanlagen liegt laut ADAC auch in einer juristischen Auseinandersetzung. Die Autobahn GmbH hatte den Aufbau von Schnellladern ohne formales Vergabeverfahren an Tank & Rast vergeben, wogegen der niederländische Anbieter Fastned klagt. Bis zur Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf, die frühestens im ersten Halbjahr 2026 erwartet wird, müssen neu errichtete Schnellladesäulen an Raststätten auf 100 kW gedrosselt betrieben werden.

Komfortmängel: fehlende Dächer und ungünstige Positionen

Auch beim Komfort herrscht Nachholbedarf: Keine einzige Anlage im Test bot überdachte Ladepunkte. Nur zwei Autohöfe hatten Ladesäulen so positioniert, dass Fahrzeuge mit Anhänger oder Camper längsparken konnten. Auf allen anderen Flächen mussten Anhänger abgekoppelt werden, um das Fahrzeug laden zu können, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu behindern. Häufig bemängelten die Tester zudem zu weit von den Gebäuden entfernte oder schlecht beleuchtete Ladepunkte.

Geringe Aufenthaltsqualität während der Ladepause

Da das Laden länger dauert als das Tanken, untersuchte der ADAC auch die Aufenthaltsqualität. Auf 36 der 50 Anlagen – also 72 Prozent – standen gar keine oder weniger als drei Picknickgarnituren für Selbstversorger bereit. Wer die Ladepause zur Fahrzeugpflege nutzen wollte, fand ebenfalls wenig Angebote: Nur acht Anlagen (17 Prozent) boten in der Nähe der Ladesäulen Serviceeinrichtungen wie Staubsauger, Scheibenreiniger oder Luftdruckprüfer – sieben davon waren Autohöfe.

ADAC Test Ladeinfrastruktur 2025
ADAC

Außerdem wurde die Ladeinfrastruktur auf 25 Autohöfen genauer unter die Lupe genommen.

Positivbeispiele mit bis zu 400-kW-Technik

Positiv vermerkten die Tester, dass 31 Anlagen (62 Prozent) über ultraschnelle Ladesäulen mit bis zu 300 kW verfügten, die auch bei zwei gleichzeitig ladenden Fahrzeugen jeweils 150 kW bereitstellen können. Rosis Autohof Fulda Nord an der A7 und der Inntaler Autohof Raubling an der A93 boten sogar 400-kW-Technik und erhielten jeweils ein "gut". Spitzenreiter des gesamten Tests war der Euro Rastpark Schweitenkirchen an der A9, gefolgt vom Aral Autohof Königslutter an der A2.

Deutliche Unterschiede zwischen Autohöfen und Rastanlagen

Deutlich schlechter schnitten der Aral Autohof Bremen Hemelingen (A1) und der Total Autohof Großweitzschen (A14) ab, bei denen das Ladeangebot weiterhin komplett fehlt. Viele der getesteten Anlagen bieten zudem zu wenig Lademöglichkeiten. Nur rund ein Viertel der Standorte verfügt über zehn oder mehr Ladepunkte mit mindestens 150 kW Leistung. Auf knapp einem Drittel der Anlagen fanden die Tester mindestens einen defekten Ladepunkt.

Bezahlen und Preistransparenz bleiben problematisch

Auch beim Bezahlen und der Preistransparenz besteht Handlungsbedarf: Nur etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Standorte erlaubte eine direkte Zahlung an der Ladesäule per Kreditkarte. Zwar war der Kilowattstundenpreis bei fast allen Schnellladepunkten ab 150 kW vor dem Laden angegeben, der tatsächliche Endpreis wurde aber nur an 16 Anlagen – also 44 Prozent – angezeigt. "An einer Tankstelle für Verbrenner wäre das undenkbar", so der ADAC.

ADAC fordert schnellen Ausbau für Langstrecken-E-Mobilität

Insgesamt sieht der Club deutlichen Nachholbedarf beim Ausbau der Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen. Angesichts von inzwischen 1,84 Millionen zugelassenen Elektro-Pkw in Deutschland wachse der Druck, die Ladebedingungen auf den Autobahnen zügig auf ein langstreckentaugliches Niveau zu bringen.