Im Audi A7 werden nicht nur alle Räder angetrieben, sie lenken auch mit und halten das Luxus-Coupé auf Kurs. Wie gut, klärt der Alltagstest.
Die obere Mittelklasse ist für Firmenwagen sehr beliebt. Kombis wie der Audi A6, Mercedes E-Klasse und BMW 5er bestimmen den Markt. Für Individualität bleibt da kaum Raum, zumal viele Unternehmen spannende Alternativen von ausländischen Herstellern durch ihre Dienstwagenregelung ausschließen.
Autos wie der Audi A7 sind da eine schnittige Alternative. Auch bei der seit einem Jahr erhältlichen zweiten Generation bleibt sich der Fließheck-Audi treu. Bei Technik und Innenraum durften sich die AudiIngenieure dann so richtig austoben.
Den Dreh-Drück-Steller des MMI-Bediensystems gibt es nicht mehr. An seine Stelle rücken zwei große berührungsempfindliche Bildschirme. Nachteil der neuen Lösung ist der tief angebrachte Navigationsbildschirm, der bisher blickgünstig auf dem Armaturenbrett stand. Dafür integriert das aufgeräumte Design alle Bedienelemente gut. Außerdem überzeugt das System durch seine logische Menüstruktur samt einfacher Bedienung. So steuert der untere Bildschirm die Klimaanlage. Zudem kann der Fahrer dort Favoriten wie Radiosender speichern.
Geradezu genial ist die Handschrifterkennung. Selbst ein paar während der Fahrt hingekritzelte Buchstaben erkennt der Wagen, wenn man nicht gleich das gesamte Ziel am Stück eingibt. Wer nicht so gern schreibt, kann sich auf die zuverlässige Sprachbedienung verlassen. Das ist alles serienmäßig, auf Wunsch gibt es noch ein größeres Display für die Navigationsdarstellung. Wem das nicht genug Bildschirm ist, der kann noch ein Head-up-Display für 1.170 Euro (alle Preise netto) ordern.
Das Geld ist jedenfalls sinnvoller investiert als in die extravagante, 5.400 Euro teure Soundanlage von Bang & Olufsen. Sie macht zwar ordentlich Druck, aber woanders gibt es für weniger Geld feineren Klang. Da helfen auch nicht die effektvoll ausfahrenden Hochtöner.
Keine Klagen gibt es hingegen über die guten Sitze vorn wie hinten, alle Passagiere genießen genügend Bewegungsfreiheit. Selbst die Kopffreiheit hinten ist unter dem stark abfallenden Dach ausreichend. In den Gepäckraum passen mindestens 535 Liter. Das sind nur 30 Liter weniger als beim A6 Avant. Erst bei sperrigem Ladegut kann es der Kombi besser, aber grobes Gerät will man dem feinen Stoff im Kofferraum sowieso lieber ersparen.
Kleiner Wendekreis dank Allradlenkung
Überhaupt ist die Verarbeitungsqualität vom Feinsten. Selbst die montierten 20-Zoll-Räder bringen den A7 nicht zum Klappern. Seine Luftfederung (Aufpreis 1.630 Euro) schluckt alle Unebenheiten souverän. Auf der anderen Seite fährt der Audi trotz knapp zwei Tonnen Leergewicht agil um Kurven. Dabei hilft auch die Allradlenkung, die zudem den Wendekreis auf ein stadttaugliches Maß reduziert. Erst bei höherem Tempo schlagen die Hinterräder in dieselbe Richtung wie die Vorderräder ein, was in schnellen Autobahnkurven zu beeindruckender Stabilität führt.
Großen Anteil am Kurventalent hat das Sportdifferenzial, das die Antriebskräfte einzeln an die Hinterräder verteilt. Der Blick aufs Head-up-Display ist Pflicht, denn meist ist man schneller als gedacht.
Das liegt auch an der guten Geräuschdämmung. Trotz rahmenloser Scheiben bleiben Windgeräusche draußen, der V6-Diesel grummelt dezent im Hintergrund. Der Motor ist an eine Achtstufenautomatik gekoppelt, ein Riemenstartergenerator samt 48-Volt-System hilft Sprit sparen. Bis Tempo 120 schaltet das System den Motor im Schubbetrieb unmerklich ab. Mit 286 PS und 620 Nm Drehmoment geht der Motor kraftvoll zur Sache, ist aber wenig spontan. Wer schnell beschleunigen will, muss stets eine Gedenksekunde abwarten, bevor es mit Wucht vorangeht. Dafür bleibt der Verbrauch auch auf zügiger Landstrecke auf niedrigem Niveau.
Beim Preis kann davon allerdings keine Rede mehr sein. Der Grundpreis ist klassenüblich hoch angesetzt, die Aufpreisliste ellenlang. Die Konfiguration unseres Testwagens weist allein für die Fahrwerktechnik über 5.000 Euro aus. Dinge wie das super Matrix-LED-Licht samt Laserfernlicht (2.340 Euro) oder die Assistenzsysteme kosten logischerweise ebenfalls extra. Wenn es das Budget zulässt, spricht dennoch wenig gegen die schicke Alternative zum konservativen Kombi.